Umbruch im Aufsichtsrat BASF-Chef Brudermüller wird wohl neuer Mercedes-Chefaufseher werden

Martin Brudermüller Quelle: dpa

Mit Stefan Pierer zieht der künftige Eigner eines Mercedes-Zulieferers in den Aufsichtsrat des Autobauers ein. Chefaufseher Bernd Pischetsrieder sieht darin keinen Interessenkonflikt. Und bereitet schon seine eigene Nachfolge vor.

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Dass Stefan Pierer viel beschäftigt ist, ist vermutlich noch untertrieben. Der österreichische Unternehmer sitzt nicht nur der Beteiligungsgruppe Pierer Industrie AG vor und ist künftig Alleineigner des Nürnberger Autozulieferers Leoni. Auch fünf Mitgliedschaften in Aufsichtsräten und vergleichbaren Kontrollgremien zählt sein Lebenslauf. Auf der Mercedes-Hauptversammlung an diesem Mittwoch kam noch ein weiteres Mandat dazu: Mit rund 82 Prozent der Stimmen bestätigten die Aktionäre den Österreicher als neues Mitglied im Aufsichtsrat des Dax-Konzerns.

Pierer sei „ein vorausdenkender Gründer mit tiefem Verständnis für Unternehmenstransformation“, begrüßte Bernd Pischetsrieder die Bestätigung seines eigenen Personalvorschlags auf der Hauptversammlung. Und brachte in der anschließenden konstituierenden Sitzung des neuen Aufsichtsrates direkt einen weiteren aussichtsreichen Namen ins Spiel – diesmal für die Nachfolge auf seiner eigenen Position: „Im Sinne einer langfristigen, geordneten Nachfolgeregelung“ habe er Martin Brudermüller als seinen Nachfolger für den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden vorgeschlagen, teilte Mercedes am Mittwochabend mit.

Der BASF-Chef ist seit 2021 gewähltes Aufsichtsratsmitglied bei Mercedes. Sein Vertrag als Vorsitzender des Chemiekonzerns endet im Frühjahr 2024 – pünktlich zur nächstjährigen Mercedes-Hauptversammlung, mit der Pischetsrieder von seinem Chefaufseher-Posten bei Mercedes abtritt.

Keine Interessenskonflikte bei Pierer

Der Österreicher Stefan Pierer folgte schon an diesem Mittwoch auf Sari Baldauf, die sich auf der Hauptversammlung nach 15 Jahren aus dem Aufsichtsrat des Autobauers verabschiedet hat. Ein bisschen Skepsis schwang in seiner Wahl bei den Aktionären mit. Nicht zufällig erreichte kein anderer Punkt auf der Tagesordnung annähernd so viele Nein-Stimmen wie Pierers Wahl in das Mercedes-Kontrollgremium. „Finden Sie nicht auch, dass der Vorschlag eine Zumutung ist?“, hatte ein Aktionär im Voraus gefragt – eben mit Blick auf Pierers Ämterhäufung. Er habe dieses Thema „natürlich mit ihm besprochen“, beschwichtigte Chefkontrolleur Bernd Pischetsrieder. Natürlich sei die Frage wichtig, ob Pierer auch genug Zeit aufwenden werden könne, um seinem Mandat gerecht zu werden. Um das gewährleisten zu können, werde Pierer „im Laufe der nächsten zwölf Monate die Anzahl seiner Mandate reduzieren“.

Noch schwerer wog ein anderer Verdacht der Aktionäre zur Pierer-Personalie: der, dass der Industrielle nach der Übernahme des Kabelzulieferers Leoni, der auch Mercedes beliefert, permanenten Interessenkonflikten ausgesetzt sei. „Herr Pierer sollte von sich aus auf das Aufsichtsratsmandat verzichten“, hatte etwa Aktionärsschützerin Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz zu Pierers Nominierung gesagt.

Auch auf dieses Argument reagierte Chefkontrolleur Pischetsrieder: Natürlich bestünden mit Leoni Geschäftsbeziehungen, Mercedes beziehe von den Nürnbergern Kabelbäume. Die Geschäftsbeziehung sei aber von recht geringer Bedeutung. Es gebe also „hier überhaupt keinen Interessenkonflikt“. Zudem sei es in der Vergangenheit schon immer so gewesen, dass, sofern ein potenzieller Interessenkonflikt eines Aufsichtsratsmitglieds besteht, dieses Mitglied die Sitzung für die Dauer des betreffenden Themas verlasse.

„Geordnete Nachfolgeregelung“

Pischetsrieder selbst wird nach Ablauf seines Mandats als Vorsitzender des Aufsichtsrates der Mercedes-Benz Group AG nicht mehr für eine weitere Amtszeit als Aufsichtsrat zur Verfügung zu stehen. Sein Mandat ende turnusgemäß mit Ablauf der ordentlichen Hauptversammlung im nächsten Jahr, teilte Mercedes mit. Die Wahl des neuen Aufsichtsratsvorsitzenden werde bei der konstituierenden Aufsichtsratssitzung nach der Hauptversammlung 2024 stattfinden.

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Pischetsrieders Wunschnachfolger Brudermüller ist seit 2021 gewähltes Aufsichtsratsmitglied bei Mercedes. Sein Vertrag als Vorsitzender des Chemiekonzerns BASF endet im Frühjahr des Jahres 2024. Der Manager habe bereits gesagt, dass er nicht für eine weitere Verlängerung zur Verfügung stehe, teilte eine Unternehmenssprecherin kürzlich mit. Brudermüller bleibe noch bis zur Hauptversammlung des nächsten Jahres im Amt, gehe danach aber in den Ruhestand.

Nun zeichnet sich ab, wie dieser „Ruhestand“ aussehen dürfte.

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