Valeo-Deutschland-Chef "Wir gehen unseren eigenen Weg"

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"Wir sind mit China nicht unzufrieden"

Im Jahr 2014 Jahr trug das Geschäft mit deutschen Kunden etwa 30 Prozent zum Konzernumsatz von rund 13 Milliarden Euro bei. Welches Ziel haben Sie sich für 2016 gesteckt?
Wir waren 2015 einer der am schnellsten wachsenden Zulieferer weltweit. Das wollen wir auch 2016 schaffen. Wir werden mit Sicherheit schneller wachsen als der Markt – organisch, also auch ohne Zukäufe. Vor allem in den Kernbereichen des autonomen Fahrens und der Einsparung von Kohlendioxid, sehen wir uns hervorragend aufgestellt. Wir investieren immerhin zehn Prozent unseres Umsatzes aus dem Geschäft mit den Autoherstellern in Forschung und Entwicklung. Das ist sehr viel und soll unsere Wettbewerbsfähigkeit für die nächsten Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, sicherstellen.

Wie konnten Sie sich 2015 in den einzelnen Regionen behaupten? Kam es zu größeren Verwerfungen?
Größere Verwerfungen kann ich hier nicht erkennen. Brasilien bereitet uns etwas Kopfschmerzen. Das trifft nicht nur auf uns, sondern natürlich auf alle vor Ort produzierende Unternehmen zu. Russland läuft bekanntermaßen schlecht, aber dort sind wir nicht so stark vertreten. Volkswagen hat in China 2015 nicht das erreicht, was sich der Konzern vorgenommen hatte – das trifft uns auch. Unzufrieden sind wir dennoch nicht, weil wir stark auf die chinesischen Hersteller gesetzt haben und die verkaufen derzeit sehr gut. 

Werden die chinesischen Hersteller zur ernsthaften Bedrohungen für Volumenhersteller wie Volkswagen?
VW ist in einem Marktsegment aktiv, das von den chinesischen Herstellern massiv attackiert wird. Ich denke, das liegt weniger an der Modellpalette, sondern viel mehr an den Preisen. Wir sehen einen Trend zu "buy chinese", das wird sich unter Umständen künftig auf die Wirtschaft auswirken.

Die größten deutschen Autozulieferer

Beunruhigt Sie das?
Nein, wir haben keine so große Abhängigkeit von den westlichen Herstellern wie vielleicht mancher unserer Wettbewerber. Wir haben über Jahre gute Beziehungen zu Herstellern wie Gheely oder Great Wall aufgebaut. Das zahlt sich nun aus.  Außerdem behaupten sich beispielsweise die deutschen Hersteller im internationalen Vergleich gesehen weiterhin sehr gut und sind offenkundig im globalen Wettbewerb gut aufgestellt.

Nach den jüngsten Übernahmen, welche Technologien hätten Sie gerne noch unter dem eigenen Dach?
Wenn überhaupt, suchen wir dort nach Verstärkung wo sich optimale Synergien für uns und die aufgekauften Unternehmen ergeben. Aber unser Fokus liegt auf organischem Wachstum. Das gelingt uns sehr erfolgreich, wie wir in den zurückliegenden Jahren bewiesen haben.

Womit die Zulieferer zu kämpfen haben

Auch der kanadisch-österreichische Zulieferer Magna hat sich voriges Jahr mit dem Kauf eines deutschen Mittelständlers, dem Getriebespezialisten Getrag verstärkt. Sind deutsche Betriebe generell interessantere Akquise-Kandidaten?
In Deutschland haben wir eine ganze Menge mittelständischer Unternehmen mit speziellem, sehr wertvollem Know-how. Die kann man durchaus als Sahnestückchen bezeichnen. Und viele der globalen Unternehmen haben genau daran ein ausgeprägtes Interesse.

Zuliefererindustrie – Fakten und Trends

In welchem Land sehen Sie derzeit die größte Expertise für Zukunftstechnologien wie automatisiertes Fahren und vernetzte Dienste im Auto?
Ich sehe Deutschland in einer Vorreiterrolle. Die deutschen Autobauer sind in diesem Bereich aufgrund ihrer Modellpalette und Kundenstruktur die Treiber. Auch durch den Ausbau der digitalen Infrastruktur sind hier gute Voraussetzungen vorhanden. Ein gutes Beispiel ist Daimler mit der E-Klasse. Valeo ist einer der Weltmarktführer im Bereich Fahrassistenzsysteme. Erst kürzlich haben wir auf der Elektronikmesse CES  in Las Vegas unser Modell 'Cruise4U' vorgestellt. Das ist ein Fahrzeug, das autonom fahren kann, zum Beispiel auf Autobahnen, in Stausituationen oder im Berufsverkehr. Je nach Verkehrslage kann der Fahrer frei wählen, ob er lieber selbst fährt oder sich sicher und bequem fahren lässt.

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