VW-Chef Diess „China ist unser zweites Zuhause“

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Dreh- und Angelpunkt des Wolfsburger Riesenreichs

Der Erfolg ist besonders beachtenswert, wenn man eine große Schwierigkeit des lokalen Managements bedenkt: Das eine Volkswagen gibt es in China nicht. Sondern zwei. Im Norden des Landes baut und verkauft VW seine Autos zusammen mit FAW, im Süden mit SAIC – beides Staatsunternehmen. Jeweils rund 1000 Händler entfallen auf die beiden Joint Ventures, wie sie in China noch Pflicht sind. VW-FAW und VW-SAIC agieren aber als unabhängige Unternehmen und bauen unterschiedliche Autos. Von VW-FAW kommt etwa der Jetta, das ähnlich große Gegenstück von VW-SAIC ist der Bestseller Lavida. Aus dem doppelten Aufwand auch den doppelten Nutzen zu ziehen, ist keine leichte Aufgabe. Aber ertragreich: Rund 4,7 Milliarden Euro hat das China-Geschäft 2017 zum Konzernergebnis beigetragen.

Die SUV-Offensive bedeutet aber nicht, dass die Limousine tot ist. Auf der Automesse in Peking zeigt VW-FAW den CC, die China-Version des europäischen Top-Modells Arteon. Und VW-SAIC hat sein Erfolgsmodell Lavida runderneuert. Das Angebot wird auch zunehmend unabhängiger von den europäischen Modellen. Einfach nur eine Langversion des Passats aufzulegen, reicht nicht mehr. Als VW die Produktion des Flaggschiffs Phaeton in Dresden mangels Erfolgs einstellte, entstand in China eine Marktlücke. Seit 2016 ist diese wieder geschlossen – mit dem Phideon, einer über fünf Meter langen Eigenentwicklung von VW-SAIC.

Den Dieselskandal konnte Diess zwar in Deutschland lassen, ganz um das Thema Schadstoffe kommt der Konzern aber auch in China nicht mehr herum. Neben der staatlichen Förderung von Elektroautos geht es auch in China dem Benziner zunehmend an den Kragen. Im Jahr 2020 darf der Verbrauch nach chinesischem Messzyklus nur noch bei fünf Litern liegen, fünf Jahre später muss der Verbrauch nochmals um einen weiteren Liter sinken. Für Benziner sind solche Werte anspruchsvoll.

Die Gewinner und Verlierer des ersten Quartals
Der Opel Insignia Grand Sport. Quelle: obs
Jaguar. Quelle: REUTERS
Nissan Sentra. Quelle: AP
Ford Focus. Quelle: REUTERS
Land Rover. Quelle: obs
Skoda Octavia Quelle: obs
Alfa Romeo. Quelle: obs

Der Weg ist auch in China in Richtung Elektromobilität vorgezeichnet. Bis 2020 will Diess konzernweit 15 neue „New Energy Vehicles“ – so werden in China Plug-in-Hybride und Elektroautos bezeichnet – auf den Markt bringen, 2025 sollen es 40 sein. Um die Entwicklung voranzutreiben, ist VW – mit einer Ausnahmegenehmigung der Regierung, da die Zahl der Joint Ventures auf zwei begrenzt ist – noch ein drittes Joint Venture eingegangen, dieses Mal mit JAC. Gemeinsam wollen die Autokonzerne ein Elektroauto für die Massen entwickeln – mit in China gebauten Batteriezellen.

Also genau das, was in Europa bislang noch nicht gelungen ist. Spätestens dann wird China endgültig zum Dreh- und Angelpunkt des Wolfsburger Riesenreichs.

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