Zukunft von Opel Was PSA-Chef Tavares mit Opel vorhat

PSA-Chef Tavares Quelle: Bloomberg

Opel fehlt in diesem Jahr auf dem Genfer Autosalon, der Auftritt gehört dem neuen Mutterkonzern PSA. Dennoch zeichnet sich in Genf die Zukunft von Opel ab – und sie wird nicht jedem gefallen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Der Kampf um Aufmerksamkeit auf Automessen treibt mitunter seltsame Blüten. Im Mittelpunkt des Peugeot-Stands in der Halle 6 des Genfer Messegeländes stand etwa nicht der neue 508, mit dem die Franzosen den Passat angreifen wollen. Die Verantwortlichen haben stattdessen einen fünf Meter hohen, silbergrauen Löwen errichten lassen, der in der gesamten Halle – in der Nachbarschaft sind wohlgemerkt Marken wie BMW und Mercedes – seinesgleichen sucht.

Die Nachricht ist klar und deutlich: Der Löwe brüllt wieder. Die Jahre des Siechtums bei Peugeot und dem Mutterkonzern PSA sind vorbei. Die Zahlen mögen das bestätigen, in der vergangenen Woche verkündete PSA-Chef Carlos Tavares für 2017 einen Milliardengewinn. 

Doch der Auftritt in Genf kann nicht über eines der drängendsten Themen im Konzern hinwegtäuschen: Was passiert mit Opel? Auf der Automesse sind die Rüsselsheimer in diesem Jahr nicht vertreten. Der Nutzen stehe nicht im Verhältnis zu den Kosten, so der Tenor.

von Annina Reimann, Karin Finkenzeller, Martin Pirkl

Die Verunsicherung bei den Opelanern ist groß, nicht nur im Stammwerk am Main, sondern auch an Standorten wie dem thüringischen Eisenach und dem Motorenwerk in Kaiserslautern. Im Gegensatz zu den französischen Marken Peugeot, Citroen und DS hat Opel im vergangenen Jahr einen Verlust eingefahren – und Opel-Chef Michael Lohscheller kündigte schon einmal an, dass es so nicht weitergehen könne. Mit einheitlicher Plattform-Technik sollen die Kosten runter, doch wie soll sich dann Opel noch von einem Citroen unterscheiden? Für Tavares muss Opel erst einmal wieder zu sich selbst finden und außerhalb des GM-Imperiums definieren, was Opel künftig verkörpern will. „Ich bin zu alt, um Ihnen Anweisungen zu geben, wofür die Marke stehen soll“, sagt Tavares. „Ich stelle nur Fragen. Die Entscheidungen muss Opel selbst treffen.“ Vor zwei Monaten sei dieser Prozess gestartet. Bis Ende des Jahres soll dann eine Art Handbuch stehen, mit der Mitarbeiter und Händler auf das „neue“ Opel eingestimmt werden können.

Klar ist: Eine reine Elektromarke, wie es dem früheren Opel-Chef Karl-Thomas Neumann vorgeschwebt hat, wird Opel nicht. Mit Ankündigungen zu einer künftigen Antriebs-Strategie hat sich PSA bislang zurückgehalten. Nur so viel: In fünf Jahren will Tavares 80 Prozent seiner Modelle mit Hybrid- oder Elektroantrieb anbieten – über alle Konzernmarken hinweg, also auch Opel. In Genf klingt das schon deutlich selbstbewusster. „Wir haben das richtige Timing“, sagt der PSA-Chef jetzt. „Wir haben vor vier Jahren die Entscheidung gefällt, eine PSA-eigene Plattform zu entwickeln, die neben Verbrennern auch Plug-in-Hybride und Elektroautos möglich macht.“ Nächstes Jahr soll das erste Modell auf den Markt kommen – passend, da Tavares in den Jahren 2020 bis 2025 ein starkes Anziehen des Markts für Elektroautos und Hybride erwartet.

Opel-Übernahme durch PSA: Vorteil Frankreich

Damit bleibt der gebürtige Portugiese seinem Mantra treu: Wir machen nur, was Profit bringt. Aus diesem Grund wurde nicht in den Nischenmarkt Elektromobilität investiert. Stattdessen hat PSA in der Vergangenheit das Modellangebot der französischen Marken stark ausgedünnt. Die bekannten Cabrios von Peugeot etwa waren wegen der geringen Stückzahlen in der Produktion zu teuer – und wurden gestrichen. Den Sportwagen RCZ traf es ebenfalls, der Citroen C4 als direkter Golf-Gegner in der Kompaktklasse wird ebenfalls nicht mehr gebaut. Zudem hat Tavares die französischen Werke hart saniert und auf Kostendisziplin gedrillt.

Nicht wenige befürchten aus diesem Grund auch bei Opel einen Kahlschlag – früher oder später. „Es scheint unwahrscheinlich, dass Opel vor Auslaufen des Beschäftigungssicherungspakts die Kosten auf das bei PSA übliche Niveau senken kann“, sagt Axel Schmidt, Auto-Experte der Unternehmensberatung Accenture. „Da sind dem Management die Hände gebunden.“

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%