Banken EZB lehnt Forderung nach schwächeren Kapitalvorschriften für Banken ab

Europäische Banken fürchten durch die Kapitalvorschriften der EZB gegenüber US-Banken benachteiligt zu sein. Die EZB sieht das anders.

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Laut der EZB bewege ein niedriges Eigenkapitalniveau Banken in der Krise dazu, ihre Kreditvergabe abrupt zu reduzieren. Quelle: dpa

Die EZB-Bankenaufsicht hat Rufe aus der europäischen Bankenbranche nach einer Abmilderung der Kapitalvorschriften zur Ankurbelung der Kreditvergabe eine Absage erteilt. Europäische Banken sollten im Vergleich mit Instituten in den USA in diesem Punkt nicht benachteiligt werden, argumentierte eine am Freitag veröffentlichte Untersuchung des Europäischen Bankenverbands (EBF) und der Beraterfirma Oliver Wyman.

Die EZB, die für die Überwachung der großen Geldhäuser im Euro-Raum zuständig ist, stimmt zentralen Folgerungen in diesem Bericht allerdings nicht zu, wie sie auf Anfrage erklärte. In dem Bericht des Verbands und des Beratungshauses wurden die Auswirkungen der EU-Bankenvorschriften auf die Institute und die Wirtschaft untersucht.

Für die größten global ausgerichteten europäischen Banken seien die Anforderungen sogar niedriger als für ihre Pendants auf der anderen Seite des Atlantiks, erklärte die EZB. Es sei zudem auch fraglich, ob niedrigere Eigenkapitalanforderungen überhaupt zu einer höheren Kreditvergabe führten.

Erwiesen sei hingegen, dass ein niedriges Eigenkapitalniveau Banken in einer Krise dazu bewege, ihre Kreditvergabe abrupt zu reduzieren. Negative Folgen für die Wirtschaft würden dadurch sogar noch verstärkt. Die EZB sei bereit, mit der Branche zu erörtern, wie sich Aufsichtsprozesse weiter verbessern ließen.

In dem Bericht wurde argumentiert, dass die Bankenregulierung zwar international von den Aufsichtsbehörden koordiniert sei. Doch gebe es nach wie vor Unterschiede, wie diese globalen Regeln in der Praxis funktionierten und wie sie umgesetzt würden.

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Eine Überprüfung der Eigenkapitalanforderungen und Aufsichtsprozesse könne im günstigsten Fall sogar dazu führen, dass Kapazitäten für zusätzliche Kredite in Höhe von etwa vier bis 4,5 Billionen Euro freigesetzt würden. Dies entspreche einem Anstieg von fast 30 Prozent gegenüber den derzeitigen Kreditvergabe-Volumina der Banken.

Durch die Unterschiede in den von der Aufsicht verursachten Kosten zwischen Banken in der EU und Instituten in den USA ließen sich 0,8 bis 1,0 Prozentpunkte der Kluft bei den Eigenkapitalrenditen erklären. Dies ist ein Maß für die Gewinnstärke der Geldhäuser.

Die schärfere Regulierung der Banken rund um den Globus ist einer der Lehren aus der Finanzkrise 2008, als reihenweise Institute mithilfe von Steuergeldern vor dem Kollaps gerettet werden mussten. Auch dank der strengeren Regeln verfügen Institute inzwischen über deutlich dickere Kapitalpolster als damals.

Die EU ist im Augenblick dabei, die verbleibenden Teile der global vereinbarten, schärferen Eigenkapitalvorschriften für die Institute zu finalisieren. Trotz des Widerstands der EZB-Bankenaufseher sollen einige Vorschriften zumindest zeitweise abgemildert werden.

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