Chinesischer Großaktionär HNA angeblich vor Ausstieg bei Deutscher Bank

Quelle: dpa

Mit rund 7,6 Prozent ist HNA an der Deutschen Bank beteiligt. Doch jetzt wird laut Insiderberichten der Verkauf der Beteiligung geplant. Völlig überraschend wäre ein solcher Schritt nicht.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Die Deutsche Bank hat offenbar bald einen Großaktionär weniger. Wie das „Wall Street Journal“ am Freitag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtete, werde das chinesische Konglomerat HNA in den nächsten Monaten seinen Anteil von zuletzt 7,6 Prozent am größten deutschen Geldhaus abstoßen – auf Druck der Regierung in Peking. Sprecher des Instituts und von HNA wollten keinen Kommentar abgeben. Das „Handelsblatt“ zitierte einen anonymen Mitarbeiter von HNA mit den Worten: „Mit dem Verkauf des Deutsche-Bank-Anteils beweisen wir, dass wir die Botschaft verstanden haben.“ Derzeit gebe es aber noch keinen konkreten Zeitplan oder einen bestimmten Abnehmer für die Papiere.

Der Staat und Gläubiger der hochverschuldeten HNA hatten zuletzt den Druck erhöht, sich wieder auf das alte Kerngeschäft Luftfahrt und Tourismus zu konzentrieren. An der Börse gab die Aktie der Deutschen Bank am Freitag in der Spitze 2,6 Prozent auf 9,552 Euro nach. HNA hatte sich in den zurückliegenden Jahren für viele Milliarden verschuldet und bei zahlreichen westlichen Firmen eingekauft, darunter Fluglinien und mehrere bekannte Hotelketten wie Hilton und NH. Seit einiger Zeit zieht sich HNA aus einigen dieser Beteiligungen wieder zurück - doch trotz dieser Abtrennungen in einem Umfang von rund 20 Milliarden Dollar leidet der Konzern unter Liquiditätsengpässen.

HNA hält die Deutsche-Bank-Aktien über die österreichische Fondsgesellschaft C-Quadrat, deren Chef Alexander Schütz auch für HNA im Aufsichtsrat des Instituts sitzt. Sein Vertrag läuft offiziell noch bis 2023. Die Schweizer Großbank UBS unterstützt quasi als Hausbank. Gekauft wurden die Papiere auf Kredit und über eine komplexe Derivatekonstruktion („Collar“) abgesichert. Die UBS wollte sich am Freitag nicht äußern.

Ex-FDP-Chef Philipp Rösler hatte Großes vor. Er sollte die Stiftung des chinesischen HNA-Konzerns leiten. Doch die Ergebnisse sind nicht groß, sondern äußerst bescheiden. Der Konzern wackelt – der Stiftung droht das Aus.
von Matthias Kamp, Lea Deuber

Noch drei Großaktionäre

Die Finanzierungs- und Absicherungsstruktur führt dazu, dass die UBS bei Verlusten der Deutsche-Bank-Aktie entgegengesetzte Absicherungsgeschäfte auflösen muss. Diese würden sich dann auf den Aktienkurs tendenziell stützend auswirken. Allerdings gehen Fachleute davon aus, dass es trotzdem unter dem Strich einen - leicht - negativen Effekt auf die Aktie geben dürfte. Ob es bereits konkrete Interessenten für die Papiere gibt, blieb zunächst unklar. Nach einem Ausstieg von HNA verblieben nach jetzigem Stand mit dem Emirat Katar, dem US-Finanzinvestor Cerberus und der weltgrößten Fondsgesellschaft Blackrock drei Großaktionäre übrig.

HNA wurde 1993 gegründet. Aushängeschild des Konzerns ist die Fluglinie Hainan Airlines, die viertgrößte Fluggesellschaft Chinas. Nach dem Unfalltod von Gründer Wang Jian vor einigen Wochen hatte es geheißen, HNA werde die mit den Gläubigern vereinbarten Verkäufe von Geschäftsteilen fortsetzen. Das Konglomerat hat in diesem Jahr bereits den Abverkauf von Firmenbeteiligungen, Immobilien und anderen Vermögenswerten für mehr als 16 Milliarden Dollar vereinbart, wie Berechnungen von Reuters ergaben. HNA wollte sich nicht zur Höhe der Verschuldung äußern. Die Mehrheit an HNA, die wegen seiner undurchsichtigen Eigentümerstruktur wiederholt für Kritik sorgte, besitzen eine in New York ansässige Stiftung und eine in China beheimatete Stiftung, die zusammen 52 Prozent halten. HNA hatte sich Anfang vergangenen Jahres bei der Deutschen Bank eingekauft.

Ihr niedriger Marktwert macht sie interessant für die Konkurrenz: Die US-Investmentbank JP Morgan sowie die Industrial and Commercial Bank of China sollen Interesse bekundet haben, bei der Deutschen Bank einzusteigen.
von Christof Schürmann
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%