Trotz der Corona-Pandemie sinkt die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in diesem Jahr laut einer Prognose auf den tiefsten Stand seit mehr als 25 Jahren, berichtet die WirtschaftsWoche. So rechnen die Experten der Wirtschaftsauskunftei Creditreform für das Gesamtjahr 2020 mit insgesamt nur 17.000 bis 18.000 Unternehmensinsolvenzen. „Das wäre der niedrigste Stand seit mehr als 25 Jahren“, sagte ein Creditreform-Sprecher dem Magazin. Zuletzt gab es demnach 1993 mit rund 15.000 Pleitefällen noch weniger Insolvenzverfahren.
„Ob und wann eine Insolvenzwelle kommt, ist nicht absehbar, denn das Insolvenzgeschehen ist derzeit staatlich gesteuert“, sagte der Vorsitzende des Berufsverbandes der Insolvenzverwalter Deutschlands (VID), Christoph Niering der WirtschaftsWoche. So wurde von März bis September die Insolvenzantragspflicht für Unternehmen vorübergehend ausgesetzt. Seit dem 1. Oktober ist ein Insolvenzantrag bei Zahlungsunfähigkeit wieder verpflichtend, bei Überschuldung gilt die Befreiung für Firmen zunächst weiter bis Jahresende. Zudem wirken sich das Kurzarbeitergeld sowie finanzielle Unterstützungen wie Überbrückungshilfen auf die Insolvenzzahlen aus.
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Niering sieht in den Hilfsmaßnahmen der Politik einen Paradigmenwechsel: „Wo früher die staatliche Unterstützung für Krisenunternehmen eher die Ausnahme war, so ist sie heute die Regel – nicht nur im Einzelfall, sondern massenhaft.“ Ob es im kommenden Jahr mehr Insolvenzen geben werde sei vor allem davon abhängig, wie Bund und Länder die weiteren Unterstützungsmaßnahmen gestalten, so Niering. Jedoch gebe es Branchen, die besonders stark unter den pandemiebedingten Einschränkungen leiden. Die Touristik- und Eventbranche, die Gastronomie und der stationäre Einzelhandel müssten nicht nur mit den Einschränkungen umgehen, sondern sich auch auf ein verändertes Konsumentenverhalten einstellen. „Dies kann nicht mit staatlichen Mitteln aufgefangen werden“, so Niering. „In diesen Branchen werden wohl Insolvenzen unvermeidlich sein.“
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