Deutsche Bank Neu geht anders

Der neue Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing kündigt eine Kurskorrektur an, doch die fällt bescheiden aus. Quelle: dpa

Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing kündigt eine Kurskorrektur an. Die fällt bescheiden aus und Details fehlen völlig.

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Christian Sewing ist jetzt seit zweieinhalb Wochen Chef der Deutschen Bank. Dass er gleich bei seiner ersten Präsentation von Quartalszahlen revolutionär Neues verkünden würde, war da nicht wirklich zu erwarten. Ein paar  Details mehr hätte er aber schon liefern können. Schließlich verdankt er den Sprung an die Spitze vor allem der Erkenntnis seines Aufsichtsratsvorsitzenden Paul Achleitner, dass es so wie bisher nicht mehr weitergehen konnte.

Die offizielle Mitteilung der Bank spricht davon, dass sie „die Unternehmens- und Investmentbank neu ausrichtet.“ Angekündigt hat sie jedoch bloß Anpassungen im Detail. So wird sie sich aus einigen Geschäften zurückziehen oder sie deutlich reduzieren. Im Zinsgeschäft in den USA soll es sicher Einschnitte geben, im globalen Aktiengeschäft sind sie wahrscheinlich. In beiden Disziplinen hat die Bank zuletzt deutlich weniger verdient, die Aktivitäten hat sie in den vergangenen Monaten gründlich überprüft. Künftig will sie sich noch stärker auf ihre europäischen Kunden konzentrieren. Sewings Vorgänger John Cryan hätte das wohl kaum anders entschieden. Zudem belässt es die Bank bei einer vagen Absichtserklärung. Konkrete Zahlen fehlen völlig.

In seinem ersten Schreiben an die Mitarbeiter hatte Sewing angekündigt, die Bank wieder auf Wachstumskurs führen zu wollen. Wie und wo das geschehen soll, hat er jedoch weiterhin unklar gelassen. Stabilere Bereiche wie das Privatkunden- und Transaktionsgeschäft sollen künftig eine größere Rolle spielen. Die von Sewing hier verkündeten Ziele sind jedoch nicht allzu weit vom aktuellen Ertragsmix entfernt. Mit den angekündigten Kürzungen im Investmentbanking dürfte sich der Effekt weitegehend von selbst einstellen.

Woher mehr Privatkundengeschäft?

Trotzdem soll das Privatkundengeschäft zulegen. Sewing hat das schon bislang geführt, seine Optionen scheinen begrenzt. In Deutschland wird die Bank in den kommenden Jahren mit der Integration der Postbank beschäftigt sein, in den südeuropäischen Ländern Italien und Spanien ist sie ein Nischenanbieter und wird das auch bleiben. Das Private Banking für reiche Kunden hat das Institut seit vielen Jahren zum Wachstumsfeld erklärt, ohne dabei entscheidend voran zu kommen.

Mit ihren aktuellen Zahlen hat sie die ohnehin nicht allzu hohen Erwartungen enttäuscht, der Aktienkurs ist um rund zwei Prozent gefallen. Die Erträge in allen wichtigen Geschäftsbereichen sind von Januar bis März im Vergleich zum Vorjahr gefallen. Und das stärker als die Kosten. Cryan musste letztlich auch deshalb gehen, weil er diese nicht wirklich in den Griff bekam. In diesem Jahr sollen sie nun 23 Milliarden Euro nicht übersteigen. Auch das ist bereits eine Milliarde mehr als ursprünglich mal angekündigt. Wie es danach weiter gehen soll, hat Sewing offen gelassen.

Sparen ist für ihn auch eine schwierige Sache. Denn wenn die Bank Geschäfte einstellt oder herunterfährt, brechen automatisch auch wieder Erträge weg. Wohl auch deshalb kündigte Sewing vor allem an, offensichtliche Ineffizienzen zu beseitigen. Dass die Bank künftig weniger Vorstände als bisher haben wird, hat er dabei gleich als erstes erwähnt. Finanziell macht das jedoch wenig aus.

Neuer Deutsche-Bank-Chef greift durch

„Wir wollen die Deutsche Bank einfacher und effizienter machen. Indem wir uns auf das konzentrieren, wo wir einen echten Mehrwert bieten können, werden wir zu einer besseren Bank.“ Formuliert hat den Anspruch so John Cryan, als er vor knapp drei Jahren erstmals Details zur Strategie des Instituts ankündigte. Sewing gibt sich nun ähnlich entschlossen und kompromisslos. Für ihn gilt noch mehr als für seinen Vorgänger, dass er nicht an seinen Worten, sondern an seinen Taten gemessen werden wird. Den Willen dazu hat er ganz sicher. Entschlossenheit allein reicht aber nicht.

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