Qonto übernimmt Penta Diese Übernahme könnte der Auftakt zur großen Fintech-Fusionswelle sein

Haben Penta gekauft: Die Qonto-Gründer Steve Anavi und Alexandre Prot. Quelle: PR

Die französische Digitalbank Qonto kauft den deutschen Wettbewerber Penta. Das ist ein logsicher Deal – mit Signalwirkung.

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Als Markus Pertlwieser Anfang 2021 als neuer Chef beim Berliner Fintech Penta anfing, schien er endlich dort angekommen zu sein, wo er schon lange hinwollte. Als Digitalchef des Privatkundengeschäfts der Deutschen Bank hatte der Manager stets die Vorzüge von Tempo und Digitalisierung gepredigt. Im Großkonzern war er damit aber immer wieder an Grenzen gestoßen. Statt sich mit bürokratischen Strukturen und veralteter Technik abzuplagen konnte er sich auf das Wesentliche konzentrieren: „Unsere Kunden finden bei uns genau das, was sie an Bank wirklich brauchen. Und das ist einfach, intuitiv und spart viel Zeit“, sagte Pertlwieser über das Unternehmen, das sich ausschließlich auf digitale Bankprodukte für Geschäftskunden konzentriert.

Mit ähnlichen Angeboten wetteifern eine ganze Reihe von Digitalbanken in Deutschland um die Gunst von Handwerkern, Freiberuflern und kleinen Händlern. Neben Penta sind hier Unternehmen mit Namen wie Holvi, Kontist und der Deutsche-Bank-Ableger Fyrst am Start. Das von Pertlwieser geführte Unternehmen könnte hier eine echte Vorreiterrolle übernehmen. Der Verkauf an den französischen Konkurrenten Qonto dürfte der Auftakt für eine ganze Reihe von Zusammenschlüssen in der europäischen Fintech-Branche sein.

„Die Konsolidierung wird in nächster Zeit deutlich Fahrt aufnehmen“, sagt Pertlwieser. Mit dem Zusammengehen mit Qonto habe sich Penta für die attraktivste strategische Perspektive entscheiden: „Für unsere Kunden, für unsere Investoren und auch für unsere Mitarbeiter, die künftig internationale Karriereperspektiven haben.“

„Logischer Schritt“

In den vergangenen Jahren haben große Investoren enorm viel Geld in digitale Finanzangebote gesteckt, auch deutschen Unternehmen wie dem Online-Broker Trade Republic und der Neobank N26 billigten sie in Finanzierungsrunden hohe Milliardenbewertungen zu. Zuletzt aber zeigte die Euphorie deutliche Bremsspuren. So musste das lange wertvollste europäische Fintech Klarna bei der jüngsten Finanzierung einen Bewertungsverlust von 85 Prozent hinnehmen. Die Geldgeber glauben nicht mehr unbegrenzt an Wachstumsfantasien. Sie wollen in absehbarer Zeit Gewinne und deshalb schlagkräftige Einheiten sehen.

Auf dem Weg dahin sieht sich Qonto nun einen großen Schritt vorangekommen. „Mit der Übernahme von Penta stärken wir unsere Präsenz in Deutschland, das zuletzt bereits unser am schnellsten wachsender Markt war“, sagt Gründer Alexandre Prot. Die Transaktion sei ein „logischer Schritt“ auf dem Weg zum Ziel, bis 2025 eine Million Geschäftskunden in Europa zu bedienen. Das Ziel hatten die Franzosen ausgerufen, nachdem sie im Januar auf dem Höhepunkt des Booms knapp 500 Millionen Euro bei Investoren eingesammelt hatten.

Penta hat aktuell rund 50.000 Kunden, bei Qonto sind es 250.000. In Deutschland lag Penta bisher allerdings vorne, das neue Unternehmen wird nun der mit Abstand größte Digitalanbieter sein. „Wir profitieren nicht nur von der lokalen Expertise in Deutschland. Alle Kunden können mit besserem Service und einem größeren Angebot rechnen. Die gemeinsamen Teams von Penta und Qonto können viel von den jeweiligen Erfahrungen lernen und so die Produktpalette erweitern“, sagt Prot.

Der Respekt füreinander soll auch Anreiz für die rund 200 Penta-Mitarbeiter sein. „Der Name Penta wird höchstwahrscheinlich auf mittlere bis lange Sicht verschwinden“, sagt Pertlwieser. Aber wir werden viel von dem, was unsere Kunden an Penta schätzen, in das neue Unternehmen einbringen.“ Auch er selbst wird an Bord bleiben: „Ich freue mich darauf, die mit dem gesamten Managementteam in den kommenden Wochen und Monaten intensiv voranzutreiben.“

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