Verstaatlichte Banken Wie es den Sündern der Finanzkrise heute geht

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Das lange Leiden der Commerzbank

Aktienkurs Commerzbank

Auch die Bundesregierung hatte im Zuge der Finanzkrise Banken verstaatlicht. Darunter auch die zweitgrößte Privatbank Deutschlands, die Commerzbank. Und auch ihr wurde eine kostspielige Übernahme in der Krise zum Verhängnis: der Kauf der Dresdner Bank, die bis dahin zum Allianzkonzern gehörte.
Als die Commerzbank in Straucheln geriet, half der Staat mit 18,2 Milliarden Euro – und sicherte sich im Gegenzug ein Viertel der Stimmrechte. Mit diesem Anteil geht ohne das Einverständnis der Bundesregierung nichts. Dennoch kämpft sich die Bank unter der Führung von Vorstandschef Martin Blessing durch das notwendige Sanierungsprogramm. Die Commerzbank hat im Frühjahr 2011 unter immensen Anstrengungen den größten Teil der staatlichen Krisenhilfen zurückgezahlt. Große Baustellen wie die Integration der IT-Systeme der Dresdner Bank sind weitgehend abgeschlossen. Und die notwendige Aufstockung des Eigenkapitals, die aus dem Stresstest der EU-Finanzaufsicht folgte, hat die Bank mit Sitz in Frankfurt ebenfalls gemeistert - und sogar 2,8 Milliarden Euro mehr Eigenkapital, als von der europäischen Aufsicht gefordert.

Katastrophale Geschäfte
Aber operativ kommt die Traditionsbank nicht mehr auf die Beine. Die jüngsten Halbjahreszahlen offenbaren massive Probleme. Die Commerzbank hat nur noch 644 Millionen Euro netto verdient - mehr als ein Drittel weniger als im ersten Halbjahr 2011. Vor allem im Kerngeschäft mit den elf Millionen Privatkunden verdient das Institut praktisch kein Geld mehr - lediglich die Online-Banktochter Comdirect sorgt noch für Gewinne. Ohne deren Beitrag wäre die Commerzbank in dieser Sparte wohl ins Minus gerutscht. So blieben mickrige 14 Millionen Euro Gewinn übrig.

Dabei ist die Liste schmerzhafter Einschnitte zur Sanierung der Commerzbank ist lang. Erst vor kurzem warf Blessing die Schiffsfinanzierung über Bord, die Reste der Immobilientochter Eurohypo werden abgewickelt, unter das Abenteuer Ukraine mit der Bank Forum ziehen die Frankfurter einen Schlussstrich. Eine Bilanzsumme von 160 Milliarden Euro soll damit abgebaut werden. Die Schrumpfkur erfolgte dabei nicht unbedingt freiwillig, sondern folgte den Sanierungszielen. Nach der Übernahme der Dresdner Bank hatte die Commerzbank bereits 9000 Stellen abgebaut und 400 Bankfilialen geschlossen. Bei der Abwicklung von Schiffsfinanzierung und Immobilientochter Eurohypo stehen weitere 1200 Arbeitsplätze auf dem Spiel.

Vor allem der weitere Ausblick der Bank ist katastrophal: Ein weiterer Abbau bei den 16.500 Mitarbeitern ist nicht ausgeschlossen. Die Risikovorsorge soll weiter aufgestockt werden und gefährdet das Ziel, für 2013 wieder eine Dividende auszuschütten. Die trüben Konjunkturaussichten und die Schuldenkrise bergen hohe Risiken für die Bank - auch wenn die Kernkapitalquote besser ist als beim Branchenprimus Deutsche Bank. Vor allem aber dürften Commerzbank-Aktionäre alte Höchstkurse von knapp 30 Euro nicht wiedersehen. Die Aktie zählt mit einem Kurs von aktuell 1,21 Euro fast schon zu den Penny Stocks – und damit eher zu den Zockerpapieren, als zu den langfristigen Wertanlagen. Keine guten Voraussetzungen also, um die Fesseln des Staates loszuwerden.

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