Bilanzen Umsatz, Gewinne, Jobs – Dax-Konzerne stellen Rekorde auf

Die Dax-Konzerne haben 2017 ihre Gewinne auf nie da gewesene 133 Milliarden Euro gesteigert. Die Hochkonjunktur löst einen Beschäftigungsboom aus.

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Dax-Konzerne schrauben Gewinne 2017 auf neues Rekordhoch Quelle: dpa

Düsseldorf Deutschlands Großkonzerne schwenken steil nach oben und sind auf Rekordkurs: Die 30 größten börsennotierten Konzerne, die im Dax geführt werden, steigerten im abgelaufenen Jahr ihren Gewinn vor Steuern und Zinsen auf 133 Milliarden Euro. Das ist so viel wie noch nie in der deutschen Wirtschaftsgeschichte - und 17 Prozent mehr als im bereits sehr ordentlichen Jahr 2016.

Die Nettogewinne, also das, was bei den Unternehmen unter dem Strich übrig bleibt, und andere Bilanzkennzahlen stehen zwar bei etlichen Konzernen noch aus. Doch fest steht schon jetzt: Starke Gewinne resultierten aus starker Nachfrage. Insgesamt setzten die Dax-Konzerne nach Berechnungen der Prüfungsgesellschaft EY 1,3 Billionen Euro um. Das waren gut fünf Prozent mehr als im Jahr davor – und ebenfalls so viel wie noch nie.

Den Trend gibt die Lufthansa ganz gut vor. Sie präsentierte am Donnerstag als letzter Dax-Konzern ihre vorläufigen Eckdaten für die Bilanz im abgelaufenen Jahr. Europas größte Fluggesellschaft berichtete vom dritten Rekordjahr in Folge und steigerte ihren bereinigten Vorsteuergewinn um satte 70 Prozent auf knapp drei Milliarden Euro.

Die Lufthansa profitierte von der starken Konjunktur, dem erhöhten Reiseaufkommen, aber auch von niedrigen Kerosinpreisen und von Insolvenzen der Wettbewerber wie Air Berlin.

Grund für die Rekordergebnisse der Dax-Konzerne ist die starke Weltwirtschaft. Davon profitieren die vielen exportstarken und globalisierten deutschen Unternehmen außerordentlich. Gut zwei Drittel ihrer Umsätze erwirtschaften sie im Ausland.

Bezogen auf den gesamten Dax entwickelten sich mit einem Umsatzplus von neun Prozent die Geschäfte in Asien am besten, wo die Konzerne inzwischen fast jeden fünften Euro erwirtschaften. Auf Europa entfällt etwa die Hälfte des Gesamtumsatzes. Hier legte der Umsatz um knapp sechs Prozent zu, ebenso wie in Nordamerika, wo die Dax-Konzerne gut ein Viertel ihres Gesamtumsatzes erzielten.

Mit Amerika, Asien und Europa sind 2017 alle drei großen Regionen gleichzeitig gewachsen. Das hatte es seit einem Jahrzehnt nicht mehr gegeben. Anders als in den Jahren davor musste also nicht eine Region Schwächen in anderen großen Wirtschaftsräumen - lange Zeit Europa - ausgleichen.

Die Folge: Die Unternehmen konnten aufgrund der weltweit starken Nachfrage höhere Preise durchsetzen, sodass die Gewinne noch stärker als die Umsätze stiegen. Davon profitierten beispielsweise die Chemiekonzerne wie BASF und Covestro außerordentlich.

US-Steuerreform beflügelt zusätzlich

Die weltweit anziehende Nachfrage und das daraus resultierende Umsatzwachstum animierte die meisten Unternehmen, 2017 mehr Mitarbeiter einzustellen. Um 3,7 Prozent wuchs die Beschäftigung im vergangenen Jahr: von 3,69 auf 3,82 Millionen. Unterm Strich schufen die Dax-Konzerne damit weltweit gut 135.000 Stellen.

Die höchsten Gewinne erzielten in Deutschland – trotz Dieselskandal – die Autokonzerne: Daimler erwirtschaftete ein operatives Ergebnis von 14,7 Milliarden Euro und belegte damit wie schon im Vorjahr den Spitzenplatz in der Gewinnrangliste. Volkswagen folgt mit 13,8 Milliarden Euro auf dem zweiten Platz, der Versicherungskonzern Allianz liegt mit 11,1 Milliarden Euro auf Rang drei.

„Für die meisten Dax-Konzerne läuft es im operativen Geschäft zurzeit gut bis sehr gut. Das liegt an der guten Konjunkturentwicklung in Deutschland und in den europäischen Nachbarländern, aber auch an der steigenden Nachfrage aus Märkten wie Nordamerika und China“, resümiert Mathieu Meyer, Mitglied der Geschäftsführung bei EY.

Zusätzlich beflügelt wurden die Ergebnisse noch kurz vor dem Jahresende, als US-Präsident Donald Trump die Steuerreform durch den Kongress brachte. Davon profitierten viele in Amerika produzierenden deutschen Konzerne. Herzstück ist die von 35 auf 21 Prozent gesenkte Körperschaftssteuer.

So hoben kurz vor Weihnachten die Autobauer Daimler und BMW, der Gesundheitsspezialist Fresenius und seine ebenfalls im Dax notierende Tochter Fresenius Medical Care ihre Prognosen an, weil sie weniger Steuern zahlen mussten und deshalb zusätzliche Gewinne einfuhren. Daimler beispielsweise sparte rund eine Milliarde Euro Steuern.

Größter Gewinner war die Deutsche Telekom mit ihrem starken US-Geschäft und einer daraus resultierenden Ersparnis von 1,7 Milliarden Euro. Der bereinigte Überschuss kletterte so um fast die Hälfte auf sechs Milliarden Euro.

Doch Umsätze und Gewinne sind nicht alles. Selten gab es so viel Bewegung bei den Dax-Konzernen. Viele Unternehmen stellen derzeit ihr komplettes Geschäftsmodell auf den Prüfstand und bauen es massiv um.

Aktuelle Beispiele dafür sind die Übernahme der RWE-Tochter Innogy durch Eon, der Umbau bei Daimler mit dem Ziel der Schaffung dreier selbstständiger Aktiengesellschaften unter dem Dach der Daimler AG und der Börsengang der Siemens-Medizintechniksparte Healthineers. „Die Bereitschaft, Geschäftsfelder neu zu ordnen und anschließend auch radikale Schritte einzuleiten, ist groß“, so EY-Experte Meyer.

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