Deutsche Bahn Die Schonfrist für den Bahnchef ist vorbei

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Frankreich wäre ein lukrativer Markt für die Bahn — auch im Personenverkehr. Schon heute kooperiert sie mit der französischen SNCF auf der Strecke Stuttgart–Paris und rüstet sich mit 15 neuen ICE-Zügen für den Grenzverkehr zwischen Deutschland, Frankreich und den Beneluxländern.

Doch solange die Franzosen dichtmachen, liegt der Fokus auf Deutschland. Aushängeschild bleibt der Fernverkehr. Derzeit läuft eine Ausschreibung über den Bau von 300 Intercity- und ICE-Zügen, um die derzeitige Flotte nach und nach zu ersetzen. Auch ohne die neuen Züge soll der Fernverkehr 2013 einen Gewinn in Höhe von knapp 600 Millionen Euro erreichen.

Kritiker halten diese Zahlen für utopisch. Die Bahn erwartet erstmalig 2011 Wettbewerb auf der Fernstrecke, so steht es im Bericht. Strecken wie Köln–Frankfurt oder Berlin–Hamburg bieten sich potenziellen DB-Konkurrenten als lukrative Ziele. Zudem ist die Auslastung der Intercity- und ICE-Züge mau: Mehr als jeder zweite Sitz bleibt derzeit frei.

Höhere Auslastung durch Kooperationen

Die Bahn will die Auslastung bis 2013 von 44 auf 49 Prozent nach oben schrauben, insbesondere durch Marketingkooperationen mit Firmen wie Lidl und Tchibo. Doch selbst das wird schwierig. Der Komfort im Zug verbessert sich nur langsam und oft nur gegen Gebühr wie beim mobilen Internet-Zugang. Das wird Fahrgäste nicht in Scharen in die Züge locken. Mehdorn hat es versäumt, das Aushängeschild ICE zudem stärker als geeignete Alternative zum innerdeutschen Flugverkehr zu positionieren.

Von dem Mann, der ihm all die Probleme hinterlassen hat, lässt sich Grube in Strategiefragen noch beraten. Er telefoniere zwei- bis dreimal die Woche mit Mehdorn, sagt Grube. So war es geplant – schon lange: Grube weiß bereits seit Mai 2007, dass er Mehdorn beerben sollte, erzählt er in kleinem Kreis. Der langjährige Bahn-Chef erkor ihn zum Nachfolger, erwirkte früh das Okay der Kanzlerin. Geplant war eine Doppelspitze für eine mehrmonatige Übergangszeit. Doch die Datenaffäre beschleunigte das Umsteigen – allen sonstigen Verspätungen zum Trotz kam der Wechsel früher als im Fahrplan vorgesehen.

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