Branchenkenner geben Verbrauchern größtenteils Entwarnung. Höhere Ticketpreise durch die fehlende Konkurrenz und eine Marktbeherrschung durch die Lufthansa halten die meisten Experten für wenig wahrscheinlich – und nur in Einzelfällen für ein echtes Problem.
„Gehen wir von der Grundannahme ‚Weniger Wettbewerb – steigende Preise‘ aus, kann im schlimmsten Fall ein Abschied von Air Berlin natürlich steigende Ticketpreise bedeuten", sagt Ingmar Streese, Leiter des Geschäftsbereichs Verbraucherpolitik beim Verbraucherzentrale-Bundesverband. „Gleichwohl haben wir in den vergangenen Jahren gesehen, dass in allen Ländern Europas der Wettbewerb zugenommen hat und die Preise gesunken sind, sodass es kein Automatismus wäre." Der Wettbewerb auf dem deutschen Luftverkehrsmarkt könne sich künftig sogar durchaus weiter verschärfen, blickt man auf die zahlreichen europäischen Billigfluggesellschaften.
„Die Auswirkungen werden gering bleiben", schätzt auch Luftfahrtexperte Großbongardt. „Das Angebot am deutschen Markt ist besonders im Low-Cost- und Touristik-Bereich reichlich." Anbieter wie Eurowings, Ryanair, Easyjet, aber auch Condor im Touristensegment sowie neuere Gegenspieler auf der Langstrecke wie Norwegian Air sorgen bereits für vielfältige Konkurrenz um den besten Preis.
Den Preiskampf, für den Air Berlin einst stand, haben längst andere übernommen. Europas Billig- und Low-Cost-Flugmarkt ist längst neu sortiert. Dank günstigerer Kostenstrukturen und effektiverer Ausrichtung, mit der sie trotzdem gutes Geld verdienen, sind es schon längst Konkurrenten wie Ryanair und Easyjet, die die Preise diktieren. Air Berlin hat das Nachsehen. „Air Berlin war nun mal nicht der billigste und effizienteste Anbieter", gibt Streese zu Bedenken. „Wenn andere Anbieter nun Strecken übernehmen und dort effizienter agieren, kann das in manchen Fällen sogar Preissenkungen bedeuten."
Was der Verbraucherzentrale-Bundesverband problematisch sieht, ist die Aussicht, dass manche Strecken zukünftig ausschließlich von einem Wettbewerber bedient werden könnten. „Fluglinien wie Berlin-Düsseldorf etwa, werden derzeit von kaum jemand anderem so hochfrequentiert bedient, wie Eurowings und Air Berlin", sagt Streese. Würde Air Berlin dort wegfallen, könnten diese Preise dann tatsächlich nach oben gehen.