Chaos in der Luftfahrt Darum brauchen Passagiere auch 2019 viel Geduld

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Vor diesen neuen Herausforderungen steht die Luftfahrt-Branche

4. Brexit

Der am schwersten zu kalkulierende Faktor ist der Austritt Großbritanniens aus der EU. Auch wenn sich Politiker und Manager auf beiden Seiten des Ärmelkanals bereits seit zweieinhalb Jahren auf den Schritt vorbereiten, ist der genaue Ablauf ebenso unklar wie die Folgen. Noch immer gibt es kein Abkommen über den Flugverkehr. Ohne das müssten schlimmstenfalls alle Flüge zwischen dem Vereinigten Königreich und EU-Ländern ganz ausfallen.

Auch wenn sich die EU und Großbritannien noch auf einen Notfallplan einigen, ist mit Problemen zu rechnen, befürchtet Raphael Schwartzman, stellvertretender Europa-Chef des Luftfahrt-Verbandes IATA. „Selbst das wird kaum reichen, um kurzfristig Störungen zu vermeiden.“

Fraglich ist zum Beispiel, wie es mit Flügen weitergeht, die von britischen Fluglinien nicht aus dem Heimatland durchgeführt werden, sondern ausschließlich im europäischen Ausland stattfinden. Fluggesellschaften wie Ryanair, Easyjet und British Airways, aber auch deutsche Ferienflieger wie Tuifly und Condor rüsten sich, damit ihre Maschinen Ende März nicht am Boden bleiben müssen.

5. Kaum Alternativen

In anderen Wirtschaftszweigen sorgen Engpässe und steigende Preise für neue Wettbewerber. Für das Fluggeschäft gilt das nur begrenzt. Auch wenn in der Nähe überlasteter Airports wie Düsseldorf oder Frankfurt Landeplätze wie Köln, Weeze oder Hahn Platz haben, sind sie weniger denn je eine Alternative zu den Metropolen. Weil sie sich mehr Kunden und höhere Preise erhoffte, zog die Lufthansa-Billigtochter Eurowings von Köln nach Düsseldorf und Ryanair fährt gerade Hahn zugunsten von Frankfurt runter.

Die aufgegebenen Routen übernimmt selten eine andere Airline. „Starteten früher noch reihenweise Kunden aus der Provinz wenn die Tickets da billiger waren, so ist es angesichts der steigenden Einkommen in Deutschland für mehr Kunden nicht mehr attraktiv genug“, klagt ein führender Manager eines Wettbewerbers.

Auch die Eisenbahn ist trotz aller Forderungen nach klimafreundlicherem Reisen oft keine Alternative. Sie ist auf Strecken innerhalb Europas entweder zu lang unterwegs oder gilt als zu unzuverlässig. „Wir sind einfach zu oft verspätet und bei uns startet manchmal nicht mal jeder zweite Zug komplett ohne Mangel“, sagt ein Bahn-Insider.

Somit bleibt den meisten Passagieren auch in diesem Jahr gerade zu Stoßzeiten nur Geduld – und die Hoffnung auf 2020. „Dann sollte wenigsten der größte Mangel beim Sicherheitspersonal und den Lotsen behoben sein“, so ein führender Flugmanager. „Dann wird es sicher besser – wenn wir als Branche mit unserer Wachstumssucht nicht alle freien Kapazitäten wieder zustellen.“

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