Deutsche Bahn Erste Schlappe für Bahn-Chef Lutz

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Wirtschaftsministerin Zypries gegen Wilder

Wilder hatte daher zum einen bei den Arbeitnehmervertretern einen schlechten Stand. Zum anderen galt die Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe, Sigrid Nikutta, als aussichtsreiche Kandidatin. Sie arbeitete schon einmal im Management Gütersparte der Bahn und hat Sympathien im Arbeitnehmerlager und der SPD. Allerdings war sie beim Führungspersonal des Unternehmens umstritten.

Der Widerstand gegen Wilder fand jedenfalls am Mittwoch plötzlich Widerhall auch im SPD-Lager des Aufsichtsrats und sprengte somit die Front des Bundes. Die Mehrheit für Wilder wackelte, die Sitzung wurde abgesagt.

Am Donnerstag meldete sich Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) zu Wort. "Ich bin dringend dafür, dass beide Vorstandspositionen mit Frauen besetzt werden", sagte sie dem "Handelsblatt" und plädierte damit kaum verhohlen für Nikutta.

Im Konzern gibt es Stimmen, die vermuten, die SPD wolle im Wahlkampf Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) schlecht aussehen lassen. Sein Ministerium ist federführend zuständig. Aufsichtsratschef Utz Hellmuth-Felcht soll die Personal-Angelegenheiten für ihn möglichst geräuschlos regeln. Das ging bei Grube schon so schief, dass mit seiner Abberufung gerechnet wurde.

Mehr Schaden könnte aber in der Bahn selbst entstehen: Selbst wenn Wilder in einem zweiten Anlauf berufen würde, stünde seine Amtszeit an der Spitze von 100.000 Mitarbeitern unter keinem guten Stern. Fällt er durch, könnte er wohl kaum an der Spitze der Güterbahn bleiben. Ein anderer Kandidat könnte sich dagegen gleich als zweite Wahl des Vorstandsvorsitzenden fühlen.

Denn Bahnchef Lutz ist zwar formal nicht für die Ernennung von Vorständen zuständig. Klar ist aber auch, dass ein starker Vorstandschef bei solchen Personalien entscheidend mitspricht und diese eng mit ihm abgestimmt werden. Wilder ist also auch sein Kandidat.

Für den ambitionierten Schachspieler Lutz, der erst im März Grubes Nachfolger wurde, ist es eine erste Schlappe. Bisher profitierte er vom wirtschaftlichen Aufschwung und wollte in der kommenden Woche eine strahlende Halbjahresbilanz verkünden. Jetzt wird es wohl weniger Fragen nach Zahlen und mehr nach seinem Personalkonzept geben.

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