FlixTrain „Wir bauen eine Alternative zum ICE auf“

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Trassen und Züge

Bekommen Sie denn die Trassen, die Sie sich wünschen?
Diese Frage können wir noch nicht beantworten. Wir haben die Trassen bei DB Netz formal beantragt. Jetzt dauert es vier bis fünf Monate, bis wir wissen, ob wir den Zuschlag bekommen. Das Ergebnis ist nicht wirklich vorherzusagen und man ist von vielen Entscheidungen anderer Anbieter, Deutsche-Bahn-Unternehmen und natürlich DB Netz abhängig. Aus ordnungs- und wettbewerbspolitischen Gründen ist das nicht optimal.

Warum?
Weil wir in der Zeit zwischen Zuschlag der Trassen und Betriebsbeginn keine neuen Züge organisieren könnten. Dafür ist die Zeit zu knapp. Wir müssen daher auf gebrauchte Loks und Wagen zurückgreifen. Selbst das ist eine große Herausforderung.

Schaffen Sie das denn?
Wir haben sehr gute Partner, die bereits unsere bisherigen Züge fahren und die uns bestätigen, dass wir starten können. Leo Express fährt den Zug von Stuttgart nach Berlin, BahnTouristikExpress den Zug von Hamburg nach Köln. Wir sind mit beiden Unternehmen im Gespräch. Gebrauchte Züge gibt es auf dem internationalen Markt. Wir gehen in Vorleistung und wissen, wo wir was bekommen.

Müssen sich Flixtrain-Kunden dann auf rumpelnde Züge einstellen, die mehrere Jahrzehnte Betrieb auf dem Buckel haben?
Die Qualität und der Komfort der eingesetzten Züge ist hoch. Wir werden sie nach unseren Vorstellungen aufrüsten, mit kostenlosem WLAN, Catering und Onboard-Entertainment. Die Kunden bekommen den gewohnten Flixbus-Service, aber eben im Zug.

Die Bundesregierung will die Deutsche Bahn künftig stärker kontrollieren und steuern. Ist das für Sie Fluch oder Segen?
Es ist vor allem der völlig falsche Weg. Es ist doch absurd, dass der Staat jetzt wieder Unternehmer spielen und die Bahnreform widerrufen will. Der Glaube einiger Länder, dadurch einen besseren Bahnanschluss zu erhalten, ist ein Trugschluss. Was funktioniert ist harter und fairer Wettbewerb. Seit der Bahnreform im Jahr 1994 ist doch im Fernverkehr auf der Schiene jahrelang nie wirklich was passiert. In den fünf Jahren seit der Marktliberalisierung der Fernbusse im Jahr 2013 wuchs das Passagieraufkommen massiv auf der Schiene und es gab mehr Bahn-Innovationen als in den 18 Jahren zuvor. Die Deutsche Bahn braucht deshalb mehr Wettbewerb – auf Straße und auch auf der Schiene. Das bringt dem öffentlichen Verkehr und den Menschen mehr, als wenn der Staat den Fahrplan vorgibt. Aufgabe der Politik ist es, faire Wettbewerbsbedingungen schaffen, sich aber sonst rauszuhalten.

Flixbus steigt ins Zuggeschäft ein

Fühlen Sie sich von DB Netz, einer Schwestergesellschaft Ihres Wettbewerbers DB Fernverkehr, diskriminiert?
Nein. Zumindest noch nicht. Wir haben als Newcomer Trassen beantragt und müssen schauen, ob wir sie bekommen. Wir sind der Testfall, ob es die Deutsche Bahn mit dem Wettbewerb auf der Schiene ernst meint und fairen Zugang zum Netz ermöglicht.

Falls nicht?
Dann sollte die Politik eingreifen - im Sinne von mehr Wettbewerb auf der Schiene, nicht durch Rückkehr zum bestellten Fernverkehr. Ich kann nur eines sagen: Gebt uns fairen Zugang zur Schiene und wir werden mit Flixtrain den Mobilitätsmarkt in Deutschland erneut verändern. Wir haben auf der Straße ja gezeigt, wozu wir in der Lage sind.

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