Immobilien Adler Group will Zerschlagung abwenden

Urbanes Stadtquartier der Firma Adler Real Estate. Quelle: imago images

Der Immobilien-Investor Adler will seine milliardenschweren Schulden ohne die komplette Aufspaltung des Konzerns abzahlen. „Wir werden keine Zerschlagung machen“, sagte Finanzchef Thomas Echelmeyer am Dienstag.

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Der angeschlagene Immobilienkonzern Adler Group hat auch 2022 einen Milliardenverlust erlitten. Unter dem Strich stand wegen einer Abwertung des Immobilienportfolios sowie der Wertberichtigung auf Forderungen ein Verlust von knapp 1,7 Milliarden Euro, wie die Adler Group am Dienstag in Luxemburg mitteilte. Ein Jahr zuvor hatte das Unternehmen bereits einen Fehlbetrag von fast 1,2 Milliarden ausgewiesen. Der Wert des Vermietungsportfolios habe Ende 2022 laut einer Bewertung durch unabhängige Gutachter mit 5,2 Milliarden Euro um 1,9 Prozent unter dem Vorjahreswert gelegen.

Der Konzern will seine milliardenschweren Schulden ohne einen kompletten Ausverkauf abzahlen. „Wir werden keine Zerschlagung machen“, sagte Finanzchef Thomas Echelmeyer am Dienstag in einer Telefonkonferenz. „Das Ziel, das wir heute verfolgen, ist es, dass wir (...) ein Berlin-Portfolio behalten mit einem deutlich kleineren Umfang und einem deutlich geringeren Projektentwicklungsportfolio.“

Adler habe bereits mehrfach die Insolvenz abwenden können, betonte Verwaltungsratschef Stefan Kirsten. Der Konzern befinde sich aber weiter in „rauer See“.

Mit den Gläubigern hatte sich die Adler Group im November auf eine finanzielle Sanierung geeinigt, ein Londoner Gericht hatte den Plan bestätigt. Die Einigung sei „ein entscheidender Meilenstein auf dem Weg zur Sicherung der finanziellen Stabilität der Gruppe“ gewesen, sagte Vorstandschef Thierry Beaudemoulin. „Nach der Entscheidung des Londoner High Court sind wir nun in der Lage, unseren Restrukturierungsplan umzusetzen.“ Dieser bedeutet für die Anteilseigner unter anderem auch, dass sie ohne Ausschüttungen auskommen müssen. Denn die Adler Group ist dem Plan zufolge nicht berechtigt, für das Jahr 2022 und darüber hinaus Dividenden an die Aktionäre zu zahlen, zu denen unter anderem der Immobilienkonzern Vonovia gehört.

Adler steht an vielen Fronten unter Druck. Die Adler-Aktien sind weniger als einen Euro wert, Anfang 2022 waren es noch mehr als elf Euro je Anteilsschein. Wirtschaftsprüfer der KPMG hatten unter anderem für den Jahresabschluss 2021 das Testat verweigert. Ausgelöst wurden die Turbulenzen bei Adler auch durch Vorwürfe der Gesellschaft Viceroy des Leerverkäufers Fraser Perring, bei Adler gebe es bei der Bewertung von Immobilien Mängel. Diese seien teils künstlich überhöht worden. Adler hatte die Vorwürfe von Fraser zurückgewiesen.

Der Konzern, der noch über rund 26.000 Wohnungen verfügt – davon über 18.000 in Berlin – steuert nun weiter einen Schrumpf-Kurs und will auch Stellen abbauen. „Selbstverständlich passen wir Personal an“, sagte Kirsten. Adler habe bereits 150 Mitarbeiter informiert, dass ihre Rollen nicht länger benötigt würden, sagte Kirsten. Ein weiterer Abbau hänge von der Marktentwicklung ab.

„Eine Katze hat bekanntlich irgendwas zwischen sieben und neun Leben, Adler hat auf jeden Fall mehr als drei“, bilanzierte Kirsten. „Wir haben (...) drei Mal eine existenzbedrohende Situation abwenden können.“ Adler komme nun aber „Schritt für Schritt voran“. Die Anleihe-Gläubiger sähen den Restrukturierungsplan positiv, sagte er.

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Die Geschäftszahlen für 2022 sind ungeprüft, da das Unternehmen bislang noch keinen neuen Abschlussprüfer gefunden hat. Im vergangenen Jahr hatte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG ihr Mandat wegen unterschiedlicher Auffassungen beendet. Der Restrukturierungsplan sieht vor, dass die Adler Group bis Ende September 2024 einen geprüften Jahresbericht für die Jahre 2022 und 2023 veröffentlicht. Für die deutsche Tochter Adler Real Estate will nun Rödl & Partner die Prüfung übernehmen.

Lesen Sie auch: Der Adler-Eklat ist erst der Anfang

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