MH370 "Es ist nicht mehr akzeptabel, dass ein Flieger verschwindet"

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Genaueres Positionstracking frühestens 2021

Die wollen sich nicht zu sehr überwachen lassen?

Die Piloten sagen, im Falle eines Feuers durch einen Kurzschluss in dieser Komponente müssen wir in der Lage sein, diese Komponente stillzulegen. Die Diskussion dreht sich also auch um die Frage: Wie bekommen wir ein System sowohl manipulations- als auch gefahrensicher?

Geld spielt keine Rolle? Die Aufrüstung mit entsprechender Technik könnte bis zu 100.000 Euro je Maschine kosten.

Zumindest bei den großen Linien nicht. Der Einbau eines Bordunterhaltungssystems kostet das zehn- oder sogar zwanzigfache. Und den Fluglinien ist doch klar, dass das Vertrauen ihrer Passagiere so viel wert ist. Allerdings geht es sehr wohl um die Frage, wie viel Zeit zur Umrüstung bleibt. Eine Airline kann nicht die komplette Flotte auf einen Schlag umstellen. Man muss da bei 20.000 Flugzeugen weltweit einfach auch die erforderlichen Hangar-Kapazitäten im Auge haben. Sobald es aber einen Standard gibt, auf den man sich einigt, werden die großen Linien anfangen und die anderen werden nachziehen.

Malaysia, Indonesien und Australien wollen offenbar nicht warten, bis alle alles ausdiskutiert haben. Die Staaten haben jetzt angekündigt, ein solches Tracking- ADS-C zu testen.

Es war zu erwarten, dass einige Länder vorweggehen. Wichtig ist aber, dass es insgesamt einen Konsens gibt, das Tracking im Luftverkehr massiv und zeitnah zu verbessern. Das hat natürlich weniger mit der unmittelbaren Sicherheit zu tun. Durch eine genauere Überwachung wird kein Absturz verhindert. Es geht um das Vertrauen der Passagiere. Der Gedanke, dass ein ganzes Flugzeug einfach verschwinden kann, ist öffentlich nicht mehr akzeptabel.

Früher wäre das kein Problem gewesen?

Die ganze Diskussion um das Verschwinden der MH370, die Berichterstattung und die Anteilnahme in der Bevölkerung haben gezeigt, dass wir zumindest in der Luftfahrt mit solchen Unsicherheiten heute sehr viel schlechter leben können als noch vor 15 Jahren. Jährlich verschwinden noch immer ganze Schiffe mit Mann und Maus auf dem Meer, ohne dass die Vorfälle diese Form an Aufmerksamkeit bekommen. Da hat sich das Bedürfnis der Öffentlichkeit gewandelt. Dem muss die Flug-Branche Rechnung tragen.

Wie viel Zeit wird noch vergehen, bis das genauere Positionstracking weltweit angewendet wird?

Binnen der nächsten drei, vier Jahre werden sich alle Beteiligten auf einen einheitlichen Standard geeinigt haben. Die vollständige Umrüstung dauert vermutlich weitere zwei bis drei Jahre. 2021 dürften zumindest die großen Airlines ihre Flugzeuge entsprechend genau verfolgen können.

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