Das Pulverfass Nürburgring verliert also trotz des Verkaufs nichts an Brisanz. Heinemann muss nun dringend bis 31. Oktober die zweite Rate von fünf Millionen Euro auf den Tisch legen. Sonst drohen ihm selbst empfindliche Verluste. Die erste, von Getspeed aufgebrachte Rate, liegt auf einem Treuhandkonto.
Sollte der Kaufvertrag nicht eingehalten werden, können die Insolvenzverwalter vom Vertrag zurücktreten, womit auch eine Vertragsstrafe zulasten des Käufers in Höhe von 25 Millionen Euro fällig wird. Die Raten, die bis zu diesem Zeitpunkt auf dem Treuhandkonto eingegangen sind, werden für die Vertragsstrafe herangezogen.
Eine brenzlige Situation für Heinemann, der die fünf Millionen nicht vollständig selbst aufgebracht hat, sondern sich einen Teil der Summe bei der Sparkasse Krefeld geliehen hat. Dies bestätigte er der WirtschaftsWoche. Er wäre damit nicht nur fünf Millionen Euro los, sondern würde auch auf den Schulden sitzen bleiben.
Es ist absehbar, dass Heinemann alles tun wird, die fünf Millionen Euro irgendwie aufzutreiben – zumal ihm die Zahlung der zweiten Kaufpreisrate einen eleganten Ausweg aus seinem Dilemma eröffnet.
Es bleibt nur die Neuausschreibung
Im Dezember gibt es die Möglichkeit für den Käufer, vom Kaufvertrag zurückzutreten. Voraussetzung ist, dass es bis dahin noch keine bestandskräftige Entscheidung der EU-Kommission gibt. Die Kommission hat ihren Beschluss bisher noch nicht veröffentlicht, ab Veröffentlichung beträgt die Frist für unterlegene Bieter zur Einreichung einer Klage zwei Monate.
Bis Dezember kann die Entscheidung damit auf keinen Fall rechtskräftig werden; wenn er die zweite Rate aufbringt, kann Heinemann im Dezember vom Vertrag zurücktreten und bekommt dann die bereits gezahlten Raten zurückerstattet.
Damit aber würde das Problem Nürburgring wieder an die Insolvenzverwalter zurückfallen – und indirekt an das Land, das sein Dauer-Desaster endlich loswerden will. Die CDU-Oppositionschefin Julia Klöckner fordert schon die Rücktritte von Finanzminister Carsten Kühl, Infrastrukturminister Roger Lewentz und Fraktionschef Hendrik Hering (alle SPD), der beste Weg seien gleich Neuwahlen.
Ministerpräsidentin Dreyer wies die Forderungen zurück. „Die aktuellen Entwicklungen erfüllen mich auch mit Sorge“, gestand Dreyer ein, eine Neuausschreibung aber müsse unbedingt „vermieden“ werden. Dabei wäre es angesichts der verfahrenen Situation und den drohenden jahrelangen Rechtsstreiten das Beste, genau diesen Schnitt jetzt direkt zu machen.