
Nach dem folgenschweren diplomatischen Zerwürfnis zwischen Saudi-Arabien, Ägypten, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrain auf der einen Seite und Katar auf der anderen, leidet Qatar Airways unter den Folgen. Verkehrsverbindungen in die beteiligten Staaten wurden eingestellt. Vorerst fliegt Katars Airline nun nicht mehr nach Bahrain, Ägypten und in die Vereinigten Arabischen Emirate. Das teilt die Fluggesellschaft auf ihrer Internet-Seite mit. Die Flüge nach Saudi-Arabien wurden bereits am Montag gestoppt. Kurz darauf wurde bekannt, dass die saudi-arabische Luftfahrtbehörde Qatar Airways die Lizenz entzogen hat. Büros der Airline im Land sollen geschlossen werden.
Das ist Katar
Das Emirat Katar im Osten der arabischen Halbinsel ist geografisch zwar nur etwa halb so groß wie Hessen, gewinnt international aber sowohl politisch als auch wirtschaftlich immer mehr an Bedeutung. Große Vorkommen an Erdöl und Erdgas machten Katar zu einem der reichsten Länder der Erde. Das Land ist 2022 Gastgeber der Fußballweltmeisterschaft.
Quelle: dpa
Rund 2,2 Millionen Menschen leben in Katar, von denen der Großteil aus dem Ausland kommt und als Gastarbeiter beschäftigt ist.
Das Land hat zahlreiche Beteiligungen an europäischen Unternehmen, darunter etwa Anteile am VW-Konzern und an der Baufirma Hochtief. Der arabische Nachrichtensender al-Dschasira hat seinen Sitz in Katar. Katar ist Mitglied der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) und hat unter anderem zusammen mit Saudi-Arabien, Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emiraten den Golfkooperationsrat mitgegründet, der eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik in der Region als Ziel hat. Südlich der Hauptstadt Doha befindet sich der größte Stützpunkt der US-Armee in der arabischen Welt.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisiert Katar für die Ausbeutung von Gastarbeitern und eingeschränkte Meinungsfreiheit.
Auch wichtige Fluggesellschaften wie Etihad und Emirates kündigten an, ab Dienstag alle Flüge von und nach Doha auf unbestimmte Zeit auszusetzen. Währenddessen schloss Ägypten den Luftraum für Flugzeuge aus Katar. Es wird deshalb mit erheblichen Störungen im Flugplan gerechnet.
Diese Entwicklung wird Qatar Airways gleich aus mehreren Gründen gehörig unter Druck setzen. Zum einen verliert das Unternehmen wichtige Märkte in der Region. Am Hamad-Flughafen in Katar wurden allein im ersten Quartal 2017 knapp zehn Millionen Passagiere abgefertigt, viele davon kommen aus den Nachbarländern zum Umsteigen. Viele Saudis flogen gern Qatar Airways, weil sie günstig waren und es an Bord, anders, als bei saudischen Airlines, Alkohol gibt.
Die Staaten mit den höchsten Pro-Kopf-Einkommen 2016
Schweiz
59.275 US-Dollar / Kaufkraftparität
Quelle: Global Finance Magazine
San Marino
64.443 US-Dollar / Kaufkraftparität
Vereinigte Arabische Emirate
67.969 US-Dollar / Kaufkraftparität
Norwegen
69.296 US-Dollar / Kaufkraftparität
Irland
69.374 US-Dollar / Kaufkraftparität
Kuwait
71.263 US-Dollar / Kaufkraftparität
Brunei Darussalam
79.710 US-Dollar / Kaufkraftparität
Singapur
87.082 US-Dollar / Kaufkraftparität
Luxemburg
101.936 US-Dollar / Kaufkraftparität
Katar
129.726 US-Dollar / Kaufkraftparität
Zudem müssen die Katarer, um die Lufträume von Saudi-Arabien, Ägypten, den Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain zu umfliegen, weite Umwege in Kauf nehmen. Das stört besonderes Richtung Afrika und Europa und bringt längere Flugzeiten von bis zu gut einer Stunde mit sich. Damit vergrätzt Qatar Airways Vielflieger, die schnell ankommen wollen. Dazu steigen die Kosten, weil die Jets nun länger Sprit verbrennen und mehr Jets benötigt werden, um den Flugplan abfliegen zu können. Das treibt die Kosten ebenfalls, denn Qatar Airways befördert mit der gleichen Zahl an Besatzungen und Jets weniger Leute.
Der internationale Verband der Airlines, IATA, rief dazu auf, Grenzen nicht zu schließen. "Unsere Branche hängt von offenen Grenzen ab", sagte IATA-Chef Alexandre de Juniac. In Deutschland bietet die Lufthansa eine tägliche Verbindung via Kuwait nach Doha an. "Der Abbruch diplomatischer Beziehungen einiger Nachbarländer zu Katar hat zum aktuellen Zeitpunkt keine Auswirkungen auf diese Flugverbindung", sagte ein Konzernsprecher.