Ranking: Die besten Gesundheitsdienstleister Die Sieger punkten mit Nachsorge via App

Auf Leben und Tod: Die Charité in Berlin steht für Spitzenforschung und beste medizinische Praxis Quelle: picture alliance/kitty kleist-heinrich tsp

Ein exklusives Ranking der WirtschaftsWoche zeigt: Wenn es um ihre Gesundheit geht, vertrauen die Deutschen zunehmend auf Anbieter, die in der Hand von Kapitalgesellschaften und Private-Equity-Investoren sind. Die Sieger punkten mit digitalen Angeboten und Kundenorientierung.

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Europas beste Klinik? Ragt gleich hinter dem Reichstag in den Berliner Himmel. Das US-Magazin „Newsweek“ führt die Berliner Charité – nach Auswertung von Medizinerempfehlungen und Patientenbefragungen – als die sechstbeste Klinik der Welt.
In der 1710 als „Pesthaus“ gegründeten Universitätsklinik wirkten medizinische Koryphäen wie Robert Koch, Emil von Behring, Rudolf Virchow. In jüngster Zeit wurde der dort wirkende Virologe Christian Drosten landesweit prominent.

Staatspräsidenten ließen sich dort ebenso behandeln wie der russische Kremlkritiker Alexej Nawalny nach einem Giftanschlag. Die Charité steht für Spitzenmedizin, verfügt über hochmoderne Krebsstationen. Forscher arbeiten unter anderem an elektrischer und magnetischer Hirnstimulation, damit etwa Schlaganfallpatienten wieder greifen können.

Zahnarztpraxen und Augenkliniken im Visier

Wie gut die Arbeit der Charité-Mediziner bei Patienten ankommt, zeigt das Ranking, das das Kölner Marktforschungsunternehmen Service Value exklusiv für die WirtschaftsWoche erstellt hat. Die Interviewer befragten dazu im November und Dezember 2022 rund 40.000 Bundesbürger nach ihren Erfahrungen mit etwa 250 Gesundheitsdienstleistern – neben Universitätskrankenhäusern waren darunter auch einfachere Einrichtungen wie Rehakliniken, aber auch Fitnesscenter und Wellnessoasen. Die Befragten antworteten entweder aufgrund eigener Erfahrungen oder solcher im Freundes- und Bekanntenkreis. Bewertet wurde von 1 („ausgezeichnet“) bis 5 („schlecht“). Sieger in der Kategorie „Uni-Kliniken“ wurde die Charité.

Gesundheit

Den Ergebnissen zufolge schätzen die Patienten nicht nur den Segen staatlicher Spitzenmedizin – wie bei der Charité, die dem Land Berlin gehört: Wenn es um die Gesundheit geht, vertrauen die Deutschen zunehmend Anbietern im Eigentum von Aktiengesellschaften, Private-Equity-Unternehmen und internationalen Investoren. Unter den Kategorie-Siegern im Ranking findet sich etwa die französische Aktiengesellschaft Korian (Pflegeheime), die an der Hongkonger Börse notierte Firma Euroeyes (Augenlaser-Kliniken) oder Median (Rehakliniken), das sich in Private-Equity-Hand befindet. Patienten wissen allerdings oft gar nicht, dass sie ihre Gesundheit Kapitalgesellschaften anvertrauen. Nach außen treten die Eigentümer kaum in Erscheinung.

Einheitliche Strukturen und Größenvorteile

Seit Jahren steigt die Zahl der Investmentunternehmen auf dem deutschen Gesundheitsmarkt. Die Kapitalgesellschaften kaufen sich etwa in großem Stil in Zahnarztpraxen ein. Hunderte Augenkliniken sollen bereits internationalen Firmen gehören. Die Kapitalgesellschaften arbeiten gewinnorientiert, nutzen Größenvorteile, indem sie etwa großzügige Rabatte bei Lieferanten aushandeln. Zuweilen stehen sie im Ruf, auf Kosten von Patienten und Personal zu sparen.



Die Untersuchung von Service Value zeigt jedoch, dass die Kundschaft mit den Leistungen zufrieden ist. Wie das geht, macht etwa Deutschlands größte Rehaklinikkette Median vor, die dem niederländischen Finanzinvestor Waterland gehört. Median setzt auf Digitalisierung und Kundenorientierung. Chef der Gruppe mit mehr als 120 Einrichtungen und 20.000 Betten ist der frühere McKinsey-Berater André Schmidt, der 2011 bei der Vorläuferfirma von Median begann. Schmidt machte sich gleich daran, die IT in den Kliniken zu vereinheitlichen – was einen zweistelligen Millionenbetrag und acht Jahre Zeit kostete: „Das geht nur, wenn sie einen investitionsfreudigen Eigentümer wie Waterland haben“, sagt er.

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Dank der neuen IT-Struktur lassen sich nun einheitlich Behandlungserfolge und die Zufriedenheit der Patienten messen. Die einzelnen Therapieschritte – etwa zur Nachsorge infolge einer Rücken-OP – hat Median standardisiert. „Das letzte Wort hat jedoch der Chefarzt oder die Chefärztin vor Ort“, versichert Schmidt.

Damit die Zufriedenheit der Patienten anhält, setzt Median auf digitale Nachsorge. Schon während ihrer Therapie vor Ort werden die Patienten an den entsprechenden Apps geschult. Wieder zu Hause, können die Patienten über die App Übungen anschauen und Erklärvideos abrufen. Sein Konzept will Median nun internationalisieren und damit zu einem führenden Anbieter werden: Anfang 2021 übernahm die Klinikgruppe die vor allem auf die Behandlung von psychischen Krankheiten spezialisierte Priory Group.

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Allerdings stehen nicht alle Kapitalgesellschaften in der Gunst von Patienten und Kundinnen so hoch oben wie Median: So haben die privaten Krankenhausketten Helios (89 Kliniken in Deutschland) und Asklepios (mehr als 100 Gesundheitseinrichtungen, davon 36 Kliniken) in der Kategorie „Krankenhausgruppen überregional“ nicht die Top-Platzierung erreicht. Bei beiden Unternehmen klagten Pflegerinnen und Pfleger über zermürbende Arbeitsbedingungen. Sieger in der Kategorie wurde stattdessen der katholische Elisabeth Vinzenz Verbund (13 Krankenhäuser) aus Berlin.

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