Christian Seifert war auch nach dem Präsentationsmarathon noch zum Scherzen aufgelegt: „Was Fußballinteressierten sicher nicht schadet, ist ein Internetanschluss“, sprach der Chef der Deutschen Fußball-Liga. Eine knappe Stunde lang hatte er die Ausschreibung der Medienrechte für die Bundesliga bis ins Detail auseinanderdividiert. Jetzt grinste er: „Dieses Internet scheint sich durchzusetzen.“
Wenn sich einer im Fußball mit Fernsehen und „diesem Internet“ auskennt, dann der frühere Medienmanager Seifert, der seit 2005 an der DFL-Spitze steht. Und wenn einer vom Konkurrenzkampf jener Konzerne profitiert, die ihr Geld mit Internet und Fernsehen verdienen, dann sind es Seifert und jene 36 Bundesligaclubs, für die er gerade die Medienrechte ab der Saison 2017/18 verkauft, die mit Abstand teuerste Inhaltelizenz der Republik.
Gut 20 kaufwillige Unternehmen klären zurzeit noch in Webinaren genannten Onlinesitzungen letzte Fragen mit der DFL. Ihre Gebote müssen sie geheim abgeben. Schon jetzt ist abzusehen, dass neue und alte Herausforderer des Platzhirsches Bezahlsenders Sky wie Amazon, Constantin, Vodafone und die Deutsche Telekom die Preise vor allem für die Live-Rechtepakete in die Höhe treiben werden.
Grund ist eine Neuerung im Rechtepoker. Die DFL hat mit der „No Single Buyer-Rule“ eine Vorgabe eingeführt, die verhindert, dass ein einzelner Bieter erneut alle Live-Rechte für alle Übertragungswege wie Antenne, Kabel, Internet oder Mobilfunk kauft. Noch zahlt Sky der Liga dafür mit 486 Millionen Euro pro Saison das meiste Geld.
Dank des Alleinkaufverbots steht fest, dass Sky seine Exklusivität verliert. Denn setzt sich Sky-Chef Carsten Schmidt mit dem höchsten Gebot für die Live-Pakete „A“ bis „E“ durch, in denen nach Spieltag und Anstoßzeit sortiert alle Erstligapartien verschnürt sind, muss die DFL einem zweiten Interessenten das Paket „OTT“ verkaufen. OTT steht für „Over the top“, Übertragungen via Internet. Der Käufer darf 102 von 306 Spielen per Internet und Mobiltelefon zeigen. Diese Partien sind dann für Sky im Internet und mobil tabu. Für Wolfgang Holzhäuser, Exmanager von Bayer Leverkusen und Partner beim Beratungsunternehmen Goldmedia, steht fest: „Die Regel führt dazu, dass die OTT-Rechte spürbar teurer werden. Da wird es echten Wettbewerb geben.“ Beobachter gehen davon aus, dass vor allem die Telekom, aber auch der Internetkonzern Amazon für das OTT-Paket bieten werden.
Womöglich grätscht jedoch einer der Konkurrenten Sky auch direkt in die Beine und schnappt dem Bezahlkanal eines der Live-Pakete weg. Aus Sicht der Telekom etwa könnte die Konferenz interessant sein, die populäre Schalte von Stadion zu Stadion.
Der Einnahmenmix der Bundesliga
Mit Spielertransfers nahm die Bundesliga 171 Millionen Euro ein. Das klingt nach viel Geld, entspricht aber nur sieben Prozent der Gesamteinnahmen.
Quelle: DFL, Saison 2013/14
Etwas mehr Geld floss aus dem Verkauf von Fanartikeln: 187 Millionen Euro. 7,6 Prozent der Bundesliga-Einnahmen stammten 2013/14 aus Schals, Trikots, Toastern oder Wecker mit dem Aufdruck der jeweiligen Lieblingsmannschaft.
249 Millionen Euro der Einnahmen (10,2 Prozent) kamen aus "sonstigen" Quellen.
Den Spieltag lassen sich die Fans etwas kosten: Tickets, Bier und Würstchen bescheren der Bundesliga 19,7 Prozent ihrer Gesamteinnahmen. 483 Millionen Euro kamen in der Saison durch die Einnahmen der Spieltage 2013/14 zusammen.
Mit Werbeplätzen nahm die Bundesliga 640 Millionen Euro in der Saison 2013/14 ein. Das sind 26,2 Prozent der Gesamteinnahmen.
29,3 Prozent der Gesamteinnahmen der Saison 2013/14 kamen aus dem Verkauf der Medienrechte: 717 Millionen Euro.
Bieterfinale vor der Europameisterschaft
Konkurrenz droht Sky aber auch vom Privatsender RTL, der unter Quotendruck auf eines jener Live-Pakete schielen dürfte, die die DFL nicht ans Bezahlfernsehen gebunden hat. RTL kaufte gerade erst Rechte für Spiele der Nationalelf. Dazu würden Partien der Bundesliga passen. Zumal diese RTL preiswerter kämen als eine wöchentliche Sendung à la „Sportschau“. Für Sky heißt das: „Sky wird sich auf viel Wettbewerb einstellen müssen, um andere Bieter draußenzuhalten“, sagt Holzhäuser. Fußballboss Seifert wäre das recht. Samt Auslandserlösen peilt er 1,1 bis 1,5 Milliarden Euro an. Vor Beginn der EM am 10. Juni steht fest, ob sein Kalkül aufgeht.