Denn hinter dem klangvollen italienischen Begriff steckt zwar kein dunkles Geheimnis, aber eine sorgengeplagte noble Ferienanlage der TUI in der Toskana mit zwei Golfplätzen, zwei Hotels und vielen Ferienimmobilien. Obwohl das kleine Dorf südlich von Florenz und Pisa für das Unternehmen mit seinen 18,5 Milliarden Euro Umsatz nur wie ein Randaspekt erscheint, ist es 'ein Albtraum', wie ein TUI-Insider beschreibt. Denn Castelfalfi wiedersetzt sich seit dem Start im Jahr 2006 unbeugsam praktisch allen Anstrengungen, Gewinn zu machen. 'Wir würden so etwas nie wieder machen', gelobt der für Hotels zuständige TUI-Vorstand Sebastian Ebel.
Das gilt mehr denn je. Denn nun drohen auch noch prominente Unternehmer, die von der TUI teure Feriendomizile gekauft haben, mit Klagen wegen nicht eingehaltener Verpflichtungen. Wenn die Millionäre Ernst machen, dürfte der toskanische Traum für Konzernchef Fritz Joussen zum Trauma werden.
Dabei ist das Leid bereits ohne den neuerlichen juristischen Ärger groß genug. Seit dem Start hat ihr Ausflug in die Toskana TUI wohl mindestens 300 Millionen Euro gekostet. TUI bestätigt Investitionen beim Baustart in Höhe von 250 Millionen Euro. Der Betriebsverlust beträgt nach WirtschaftsWoche-Informationen mindestens 80 Millionen Euro, dazu nimmt der Konzern nicht Stellung.
Die in den Geschäftsberichten ausgewiesenen Abschreibungen belaufen sich zudem auf mindestens 50 Millionen Euro. Von alldem war keine Spur zu sehen, als der damalige TUI-Chef Michael Frenzel und sein Vorstand das Projekt 2006 starteten. Frenzel war damals zwölf Jahre Vorstandschef und hatte eine bestenfalls durchwachsene Bilanz. Der Konzern verdiente fast nichts, der Aktienkurs dümpelte seit Jahren auf einem Drittel des Höchststandes vom Jahr 2000 und die Kommentare von Medien und Anteilseignern waren hämisch, auf Hauptversammlungen gab es gar 'Frenzel raus'-Chöre. Trotz ständiger Strategiewechsel und Umbauten hatte TUI kein richtiges Feld, das Wachstum und höhere Gewinne versprach.
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Rettungsanker Toskana Auf dem Papier wirkte Castelfalfi wie die Rettung aus allen Nöten. Am besten beschreibt eine Vorlage für die Sitzung des Vorstandes der TUI am 20. Februar 2006 Frenzels Vision. Auf einem 1100 Hektar großen Grundstück sollten vier Hotels entstehen: ein Robinson-Club mit 220 Zimmern, ein Dorfhotel mit 180 Appartements, ein Iberotel für Golfer mit 150 und ein kleines Boutiquehotel mit 30 Zimmern. Dazu zwei 18-Loch-Golfplätze und rund 450 Villen und Appartements, sowie 28 zu renovierende Farmhäuser. Und das war erst der Anfang. 'Bereits heute sind ein 430-Betten-Hotel und weitere 40 Appartements in der Planung der zuständigen Gemeinde (...) enthalten', jubelte die Präsentation.





Für den Erfolg sollten drei Dinge sorgen: Die Toskana galt als Wachstumsmarkt. Italien ist bis heute eines der drei beliebtesten Auslandsreiseländer für Europäer und Nordamerikaner. Und für die knapp 40 Millionen Besucher im Jahr ist die Toskana das beliebteste Ziel im Land, gerade im stark wachsenden Geschäft mit Luxus und authentischem Naturerlebnis. Doch in der Region waren überwiegend Familienbetriebe aktiv. Die Gegend 'schrie förmlich danach, endlich von einem großen Reisekonzern mit weltweiter Präsenz entwickelt zu werden', so ein Ex-TUI-Manager.
Zudem sollte das Projekt von Anfang an hoch profitabel sein. Die Gesamtinvestition lag laut Vorlage zwar bei stattlichen 376 Millionen Euro - mehr als der Konzern je zuvor in ein Projekt gebuttert hatte und fast so viel wie das ganze Reisegeschäft im Jahr 2005 vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen verdient hatte. Doch der Umsatz aus dem Verkauf der Villen, Appartements und Farmhäuser belaufe sich 'vorsichtig ermittelt auf 347 Millionen Euro'. Dazu sollten die Hotelerträge für einen hohen Gewinn sorgen. So versprach die Vorlage auf der letzten Seite unter ROIC (Rendite auf das eingesetzte Kapital) Margen von acht Prozent noch in 2006 und knapp 19 Prozent in 2010 - gut das Doppelte dessen, was der Konzern damals erreichte.
Und zu guter Letzt sollte Castelfalfi das durch den Massentourismus und seine umweltbelastenden Nebenwirkungen angekratzte Image der TUI verbessern. 'Mehr an Nachhaltigkeit als das, was wir vorhaben, gibt es nicht', hieß es da in einer Pressemitteilung.