




„Wissen Sie, wie viele Tonnen Handtücher weltweit jeden Tag sinnlos gewaschen werden und wie sehr Waschmittel unsere Umwelt belasten?“
Jedes Mal, wenn ich mir diese Bad-Schilder beim Zähneputzen im Hotelzimmer durchlese, denke ich: Na, wie viele Tonnen sind es denn? Aber offenbar weiß das die Hotelbranche selber nicht. Zumindest schreibt sie es nicht dazu.
Und wer hält schon nach, wann ein Handtuch vom Hotelgast wirklich sinnvollerweise zum Waschen auf den Boden geworfen wird? Müffelt es schon? Oder hat der Gast einen Infekt und möchte im Doppelzimmer verhindern, dass Gast Nummer 2 versehentlich zum kontaminierten Handtuch greift?





Wir kennen ja die Berichte vom abgehetzten Reinigungspersonal. Mit dem Wattestäbchen Abstriche zu machen und die ins Labor einzuschicken, das wäre beim besten Willen einfach nicht zu leisten in der Kürze der Zeit. Deshalb gibt es offenbar keine belastbare Statistik zu sinnlos gewaschenen Handtüchern in Hotels.
Und deshalb müssen wir uns die Berge an Handtüchern einfach nur vorstellen: Wow, sind die hoch! Hoch und weiß und klamm. Viel weißer als die Berge an Lebensmitteln, die wir täglich weltweit wegschmeißen. Und viel klammer als die Berge an Plastikmüll, den die Menschheit täglich produziert.
Aber die Vorwürfe bekommen wir Hotelgäste ausgerechnet bei den Handtüchern gemacht.
Warum steht am Frühstücksbüffet nicht ein Schild: „Wissen Sie, wie viel klimaschädliches Methan das Rind ausgestoßen hat, bevor wir Ihnen dieses Roastbeef anbieten konnten?“
Warum hängt an der Sauna-Tür in der Wellnesslandschaft kein Zettel: „Wissen Sie eigentlich, wie viel Kohlestrom wir gerade verschwenden, damit Sie im Sitzen schwitzen können statt beim Joggen?“
Oder warum sagt einem der freundliche Rezeptionist beim Einchecken nicht direkt ins Gesicht: „Wären Sie mit der ganzen Familie zuhause geblieben, statt mit dem Flugzeug anzureisen, das hätte Ihren persönlichen CO2-Fußabdruck 2017 aber deutlich verkleinert, Freundchen“?
Warum nicht? Antwort: Weil es den Hotelbetreibern, wenn sie ganz tief in ihr Herz hinein fragen, doch wohl eher auch ums Geld geht als allein um den Umweltschutz. Sag ich jetzt nicht einfach so, sondern ich habe mal gerechnet.
Die Hoteliers könnten den Gästen die Hand reichen: „Lassen Sie uns gemeinsam die Umwelt schonen. Wenn Sie Ihr Handtuch drei Tage lang verwenden, legen wir Ihnen einen Gutschein für ein Glas Sekt in der Hotelbar aufs Kopfkissen.“ Tun sie aber nicht. Weil das vielleicht umweltfreundlicher, aber nicht billiger wäre.
Stattdessen setzen die Hotels auf das schlechte Gewissen der Gäste. Und da drückt die Hotelkette Radisson Blu auf die Tränendrüse, dass einem regelrecht die Augen ausfallen, wenn man nämlich liest, was dort auf dem Anhänger im Badezimmer geschrieben steht:
„Mehrfach verwenden & helfen Leben zu retten. 250 mehrfach verwendete Handtücher versorgen ein Kind mit ausreichend sicherem Trinkwasser zum Leben. Wählen Sie `mehrfach verwenden` und helfen Sie, Leben zu retten.“