Andreas Schell EnBW-Chef mahnt Ampel zu Tempo beim Industriestrompreis

EnBW ist mit rund 27.000 Beschäftigten einer der größten Versorger in Deutschland Quelle: dpa

Beim Industriestrompreis muss eine zügige Entscheidung der Bundesregierung her, warnt der Vorstandsvorsitzende des Energiekonzerns EnBW, Andreas Schell. Die Debatte dürfe sich nicht zu sehr in die Länge ziehen.

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Andreas Schell, der Vorstandsvorsitzende des süddeutschen Energiekonzerns EnBW, fordert in der Debatte um einen Industriestrompreis eine baldige Entscheidung der Bundesregierung. „Es gehört zur Natur der Sache, dass die Drei-Parteien-Koalition in Berlin über so schwerwiegende Fragen diskutiert. Das ist in Ordnung“, sagte Schell der WirtschaftsWoche. „Was aber wichtig ist: Die Diskussion darf sich nicht zu sehr in die Länge ziehen. Wir brauchen jetzt zügig Entscheidungen, damit der Rahmen für alle klar ist.“

Er halte, so Schell, Eingriffe in den Energiemarkt und die Preisbildung „prinzipiell“ für falsch. Wenn, dann solle der Strompreis nachgelagert gestützt werden, mit Sparanreizen, geknüpft an Bedingungen für eine klimaneutrale Produktion. Deshalb gehe die „Diskussion in Berlin“ auch in „die richtige Richtung“.

Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck (Grüne) hatte Ende vergangener Woche ein „Arbeitspapier“ vorgelegt, in dem er vorschlägt, den Strompreis für bestimmte, energieintensive Unternehmen auf 6 Cent pro Kilowattstunde zu drücken. Habeck schätzt die Kosten auf 25 bis 30 Milliarden Euro und schlägt vor, das Geld dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) zu entnehmen.

Wird der Staat bei der Energieversorgung zu mächtig? EnBW-Chef Andreas Schell sieht die Rolle der Regierung kritisch – und fürchtet, dass die Stimmung bei der Energiewende kippt. Er empfiehlt, von den USA zu lernen.
von Horst von Buttlar, Florian Güßgen

EnBW-Chef Schell fordert von der Regierung auch einen „integrierten Plan“ für die Energiewende. „Wir brauchen bei der Energiewende mit Sicherheit keine Planwirtschaft, aber eine koordinierte Planung“, sagte er. Die gebe es bisher nicht „umfassend“, obwohl sich die Energiewende in einer kritischen Phase befinde. „Wir stehen an einem Kipppunkt“, sagte Schell der WirtschaftsWoche. Dabei biete das Projekt viele Chancen „im Sinne von Innovation, Wertschöpfung und Arbeitsplätzen“. „Darüber müssen wir viel mehr sprechen und ein Momentum für die Energiewende erzeugen.“ Entscheidend sei es, private Investoren zu gewinnen. „Wir müssen sicherstellen, dass private Investoren weiter ihr Geld in das Projekt Energiewende stecken“, sagte Schell. „Das ist der Hebel.“ Dabei gehe es um Investitionen in neue Gaskraftwerke, aber auch in den Ausbau der Netzinfrastruktur.

Skepsis gegenüber Deutschland Netz AG

Eine Verstaatlichung der Übertragungsnetze in Deutschland lehnt Schell ab. Wenn etwa das Ziel sei, die Nord-Süd-Stromtrasse Suedlink wie geplant bis 2028 fertigzustellen, „bin ich nicht sicher, ob es der richtige Schritt wäre, die Struktur der vier Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland jetzt aufzulösen“.

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Die Bundesregierung befindet sich derzeit in Verhandlungen mit der niederländischen Regierung über einen Kauf der deutschen Höchst- und Hochspannungsnetze des Übertragungsnetzbetreibers Tennet, der sich im Besitz des niederländischen Staates befindet. Die staatliche Förderbank KfW hat überdies eine Option auf den Kauf von einem von zwei Minderheitsanteilen von je 24,95 Prozent an der EnBW-Tochter TransnetBW, einem der vier Übertragungsnetzbetreiber.

Lesen Sie hier das komplette Interview mit EnBW-Chef Andreas Schell: „Wir brauchen einen Plan, keine Planwirtschaft“

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