Der Energiekonzern RWE unterstützt die Bemühungen der Bundesregierung und der EU für eine größere Unabhängigkeit von russischen Gaslieferungen. Zugleich müsse eine sichere Energieversorgung abgesichert werden, schrieb Vorstandschef Markus Krebber in dem am Dienstag veröffentlichten Geschäftsbericht 2021. „Dazu prüfen wir, welche RWE-Kraftwerke als zusätzliche Back-up-Kapazitäten infrage kommen. Außerdem wirken wir bei der Diversifizierung der Gasbeschaffung mit.“ Der Konzern bekräftigte nach Zuwächsen 2021 seine Prognose für 2022.
RWE gehört zu den Großkunden des russischen Gaskonzerns Gazprom und hat mit diesem einen langfristigen Liefervertrag. „Welche Auswirkungen die Ukraine-Krise auf den Kontrakt haben wird, ist unbestimmt“, hieß es im Geschäftsbericht. „Sollte der Vertrag fortbestehen, haben wir die Möglichkeit, im Rahmen turnusgemäßer Preisrevisionen über Anpassungen der Konditionen an die aktuelle Marktlage zu verhandeln.“ In der Vergangenheit habe RWE so das Ergebnisrisiko wirksam begrenzt.
Im Risiko-Bericht verwies der Konzern darauf, dass russische Rohstofflieferanten wegen der Sanktionen gegen Russland ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen könnten und RWE dann die Rohstoffe womöglich zu hohen Preisen am Markt beschaffen müsste. „Nicht auszuschließen ist, dass Vertragspartner wegen der Sanktionen insolvent werden.“
RWE warnt vor sofortigem Stopp russischer Energielieferungen
„Sanktionen müssen so gewählt werden, dass sie auch durchgehalten werden können“, sagte Krebber auf der Bilanzpressekonferenz laut Redetext. Energieimporte von Russland auszusetzen, hätte derzeit auf Grund der hohen Abhängigkeit massive Konsequenzen. „Ein sofortiger Stopp hätte ungeahnte Folgen für die Wärmeversorgung der Haushalte.“ Zudem dürfte eine längere Lieferunterbrechung die Produktionsanlagen der Industrie und des Mittelstandes nachhaltig schädigen.
RWE erwartet im laufenden Jahr beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf Konzernebene 3,6 bis 4,0 Milliarden Euro und ein bereinigtes Nettoergebnis zwischen 1,3 und 1,7 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr hatte der größte deutsche Stromerzeuger dank Zuwächsen im Handelsgeschäft und beim Betrieb von Kohle- und Gaskraftwerken sein bereinigtes Ebitda auf 3,65 Milliarden Euro nach zuvor 3,29 Milliarden Euro gesteigert. Der bereinigte Überschuss kletterte auf 1,57 Milliarden Euro nach 1,26 Milliarden Euro vor Jahresfrist. Die Aktionäre sollen wie angekündigt für 2021 eine Dividende von 90 Cent je Aktie erhalten nach zuletzt 85 Cent. Für 2022 will der Versorger die Dividende stabil halten.
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