Gas-Krise Gazprom wirft Siemens Energy mangelhafte Wartung der benötigten Gas-Turbine vor

Der russische Gaskonzern liefert eine neue Erklärung für die gedrosselten Liefermengen – und erhebt Vorwürfe gegen Siemens Energy. Jetzt steht Aussage gegen Aussage.

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„Zehn Briefe an Siemens Energy geschrieben.“ Quelle: Reuters

Nach der Drosselung der Gaslieferungen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 hat der russische Energiekonzern Gazprom ein Fortbestehen der Probleme mit einer aus Kanada nach Europa zurückgekehrten Gasturbine beklagt.

So sei die Turbine von Kanada ohne Absprache mit Gazprom nach Deutschland und nicht direkt nach Russland gebracht worden, sagte der Vize-Chef des Staatskonzerns, Witali Markelow, am Freitag im russischen Staatsfernsehsender Rossija-24.

Russland könne die reparierte Turbine jetzt nur annehmen, wenn es Garantien von der EU und von Großbritannien über die Nichtanwendung der westlichen Sanktionen gebe. Markelow erklärte nicht, warum die Turbine nicht direkt einfach von der russischen Seite angenommen werden kann.

Siemens Energy hatte Anfang der Woche Russland vorgeworfen, die Einfuhr des Bauteils zu verzögern: „Der Transport der Turbine ist vorbereitet und könnte sofort starten“, teilte der Konzern am Montag mit. „Was allerdings fehlt, sind erforderliche Zolldokumente für den Import nach Russland. Diese Informationen können nur vom Kunden bereitgestellt werden.“

Und weiter: „Wir sehen zum jetzigen Zeitpunkt keinen Zusammenhang zwischen der Turbine und den durchgeführten beziehungsweise angekündigten Gasdrosselungen.“ Die Bundesregierung wirft Russland vor, mit der Turbine ein Machtspiel zu betreiben und Gas als Druckmittel gegen die westlichen Sanktionen einzusetzen.

Gazprom will Kommunikation mit Siemens Energy veröffentlichen

Markelow sagte, Gazprom habe zehn Briefe an Siemens Energy geschrieben, aber nur zu einem Viertel seien die beanstandeten Probleme behoben worden. Details wurden nicht genannt, allerdings kündigte das Unternehmen die Veröffentlichung eines Teils der Kommunikation mit Siemens Energy an. Im Moment sei in der für Nord Stream 1 wichtigen Gasverdichterstation nur eine von sechs Turbinen im Einsatz, sagte Markelow.

Dem Fernsehbericht zufolge wird eine weitere Turbine für die Reparatur in Kanada vorbereitet. Zudem gebe es in der Kompressorstation drei Turbinen, die an Ort und Stelle von Siemens-Experten repariert werden sollten.

Der Kreml hatte am Vortag erklärt, dass Russland auf eine rasche Rückkehr der Turbine und ihren Einbau hoffe. Die Turbine ist nach Angaben von Gazprom wichtig, um den nötigen Druck zum Durchpumpen des Gases aufzubauen.

Gazprom hatte seinem Vertragspartner Siemens Energy wiederholt vorgeworfen, nicht die nötigen Dokumente und Informationen zur Reparatur der Maschine übermittelt zu haben. Siemens Energy wies auch diese Vorwürfe zurück.

Der russische Gaskonzern hatte am Mittwoch die Lieferungen durch Nord Stream 1 auf 20 Prozent der maximalen Auslastung gesenkt, weil nach Unternehmensangaben noch eine weitere Turbine in die Wartung musste. Als Gründe wurden technische Sicherheitsvorschriften genannt.

Kommentar: Der Konter von Siemens Energy auf Gazproms Turbinen-Saga war überfällig

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