Rettung systemrelevanter Gasimporteure Energiekonzern RWE will Gasumlage nicht in Anspruch nehmen

RWE befindet sich im Wandel. Doch die Folgen des Ukraine-Kriegs machen das Geschäft aktuell erfolgreich. Quelle: REUTERS

Seit Russland seinen Gas-Lieferverpflichtungen nicht mehr in vollem Umfang nachkommt, muss auch der Energiekonzern RWE Gas woanders zukaufen. Auf eine Erstattung der Mehrkosten durch die Gasumlage wollen die Essener aber verzichten.

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Der Energiekonzern RWE will die geplante Gasumlage zur Rettung systemrelevanter Gasimporteure nicht für sich in Anspruch nehmen. „RWE ist ein finanzstarkes und robustes Unternehmen. Wir erwägen daher, bis auf Weiteres darauf zu verzichten, unsere Verluste aus der Gasersatzbeschaffung für diese Umlage geltend zu machen“, sagte RWE-Vorstandschef Markus Krebber am Donnerstag bei der Vorlage der Halbjahreszahlen in Essen. „Wir würden diese dann (...) selber tragen.“

Über die erwartete Höhe der Verluste machte RWE keine Angaben. Deren Höhe werde davon abhängen, wie viel Gas noch aus Russland komme. „Es geht hier schon um einen relevanten Betrag“, sagte Krebber. Der Vorstandschef bezeichnet es als „richtige Lösung“, dass die Gasumlage von den Gaskunden getragen werden soll. „Denn das gibt natürlich einen Anreiz durch die dann steigenden Gaspreise, weiterhin Gas einzusparen.“

Die Umlage soll ab Anfang Oktober greifen und Gasimporteuren wie Uniper zugute kommen, die zu hohen Preisen Ersatz für ausbleibende Gasmengen aus Russland kaufen müssen. Die Höhe der Umlage soll am Montag, 15. August, bekanntgegeben werden.

Mit der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und Erdgas sowie im Energiehandel machte der Energieriese im ersten Halbjahr gute Geschäfte. So führten der Kapazitätsausbau und bessere Windverhältnisse dazu, dass rund 20 Prozent mehr Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt werden konnte als ein Jahr zuvor. Insgesamt ging die Stromerzeugung hingegen leicht zurück. Seine Ergebnisse konnte der Konzern aber trotzdem kräftig steigern - nicht zuletzt dank der hohen Energiepreise.

Der bereinigte Nettogewinn kletterte gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 80 Prozent auf knapp 1,6 Milliarden Euro. Der Umsatz legte um rund 92 Prozent auf 16,2 Milliarden Euro zu. Das Unternehmen bestätigte seine Prognosen vom Juli. Demnach soll der bereinigte Nettogewinn im Gesamtjahr zwischen 2,1 und 2,6 Milliarden Euro betragen.

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RWE werde dieses Jahr mehr als fünf Milliarden Euro in den Ausbau des grünen Portfolios investieren, kündigte Krebber an. Dies seien rund 30 Prozent mehr als ursprünglich geplant. Investiert werde in Windkraft- und Solaranlagen sowie Speicher und in den Aufbau der Wasserstoffwirtschaft. „Für uns ist wichtig, dass wir als Unternehmen das tun, was wir tun können, und das ist, in die Energiewende investieren.“ RWE habe keine Pläne, die Dividende zu erhöhen. Die Gewinne würden zu höheren Investitionen führen.

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Zum Kerngeschäft zählt RWE neben dem Energiehandel die Stromerzeugung aus Alternativ-Energien und Erdgas. Nicht mehr zum Kerngeschäft rechnen die Essener die Kohle- und Kernenergie. Der Konzern beschäftigte Ende Juni weltweit Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf rund 18.200 Vollzeitstellen.

RWE betreibt im Emsland noch ein Atomkraftwerk. Die Entscheidung über einen Weiterbetrieb über das Jahresende hinaus sieht Krebber bei der Politik: „Wichtig ist, dass jetzt ein Stresstest gemacht wird. Auf Basis des Stresstests wird die Politik dann die Entscheidung treffen und die warten wir ab.“ Nach der Entscheidung gehe es „in die Richtung, die die Politik wünscht“. Krebber sagte weiter: „Wir haben früher schon gesagt, die Kapazität der Anlagen, die zur Verfügung stehen würde, ist überschaubar. Der Effekt aufs Gassparen ist auch überschaubar. Es gibt rechtliche und regulatorische Hürden.“

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