Saudi Aramco Das ist der saudische Öl-Konzern, der sogar Apple abhängt

Aramco steht ursprünglich für Arabian-American Oil Company Quelle: AP

Apple hat seinen Platz als wertvollstes Unternehmen erneut an Saudi Aramco verloren. Doch was steckt hinter dem Höhenflug des saudischen Öl-Konzerns?

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In der Welt der großen, ja sehr großen Summen hat es eine Verschiebung gegeben: Apple musste den Platz als wertvollstes Unternehmen der Welt an Saudi Aramco abtreten, den Ölriesen aus Saudi-Arabien. Und das nicht zum ersten Mal: Schon 2019 ließen die Saudis Apple hinter sich, wurden aber im Folgejahr wieder von dem Tech-Konzern überholt.

Grund für den neuerlichen Wechsel sind nicht zuletzt die gegenläufigen Entwicklungen der Aktien der beiden Unternehmen. Während der Aktienkurs von Erdölkonzern Saudi Aramco in den vergangenen Wochen von den hohen Ölpreisen profitierte, gerieten die Papiere des iPhone-Herstellers Apple wegen steigender Kapitalmarktzinsen, Lieferengpässen und Wachstumssorgen immer mehr unter Druck. An diesem Mittwoch fiel Apple um fünf Prozent auf den niedrigsten Stand seit Ende Oktober vergangenen Jahres.

Die Aktien der Ende 2019 an die Börse gegangenen Saudi Aramco hatten zuletzt ein Rekordhoch erreicht. Das Unternehmen bringt es gegenwärtig auf eine Marktkapitalisierung von umgerechnet 2,43 Billionen US-Dollar. Allein seit Mitte März ist der Kurs um mehr als 17 Prozent gestiegen.

Der Apple-Kurs büßte hingegen seit Ende März mehr als 18 Prozent ein. Mit dem Verlust von diesem Mittwoch von gut fünf Prozent ist das Unternehmen damit nur noch 2,37 Billionen Dollar wert. Die Aussicht auf steigende Zinsen ließ die Investoren vor allem Technologieaktien verkaufen. Denn in der langen Phase des billigen Geldes hatten Anleger immer mehr auf wachstumsstarke Tech-Unternehmen gesetzt. Nun aber dürften die Zinsen angesichts der hohen Inflation kräftig anziehen, womit sich Apple, Amazon, Microsoft & Co als deutlich überbewertet erweisen könnten.

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Doch der Vergleich der beiden Papiere hinkt. Nur ein geringer Teil der Aramco-Aktien ist frei handelbar, der weitaus größte Teil liegt in staatlichen Händen.

Saudi Aramco ist seit Langem die Cashcow des saudischen Staates. Immerhin fördert das Land wieder stabil zehn Millionen Barrel pro Tag. Beim aktuellen Ölpreis von über 100 Dollar pro Barrel ergibt das Einnahmen von etwa 380 Milliarden Dollar im Jahr – und in den vergangenen Monaten lag der Preis sogar noch weit über diesem Niveau.

Auf diese Öl-Einnahmen werden schwindelerregende Steuern von 50 Prozent fällig, über die sich die saudische Führung finanziert. Daraus erklärt sich auch, dass der Netto-Gewinn von Aramco 2021 gerade einmal auf 111 Milliarden Dollar geschätzt wurde. Wobei „gerade einmal“ auch relativ ist: Das ist immer noch fast doppelt so viel, wie Apple vorweisen kann.

Wie stark die Saudis vom Öl abhängen, zeigt ein Blick auf das Jahr 2020. Als der Ölpreis einbrach, sackte auch der Gewinn Saudi Aramcos ab, von 111 Milliarden Dollar im Jahr 2018 auf nur noch 49 Milliarden Dollar. In der Folge legte das Königshaus kostspielige Projekte auf Eis, darunter die „Vision 2030“, das Lieblingsprojekt des Kronprinzen, und verdreifachte gar die Mehrwertsteuer, um die Einnahmen zu stabilisieren.

Mit dem aktuellen Ölpreis-Hoch scheinen solche Zeiten der Mangelwirtschaft in weiter Ferne zu liegen. Saudi Arabien, wegen der dominanten Position Russlands und den stark steigenden Fördermengen der USA von Analysten eigentlich schon abgeschrieben, erlebt ein beispielloses Comeback. Kriegstreiber Russland als Konkurrent wird immer weniger Öl los. Gleichzeitig brauchen die USA seit dem Import-Bann auf russisches Öl mehr von der Produktion für den heimischen Markt und weniger für den Export. Die Folge: Saudi Aramco profitiert. Der Nettogewinn des Ölriesen legte im ersten Quartal 2022 auf 39,5 Milliarden Dollar zu. Saudi Aramco steigerte seinen Gewinn somit um satte 82 Prozent.

Nachhaltig ist der Höhenflug Saudi Aramcos indes nicht. Schon seit Jahren versucht die Königsfamilie deshalb, unabhängiger vom Öl zu werden. Den Weg ebnen soll die „Vision 2030“, die dank der sprudelnden Einnahmen nun weiter verfolgt wird. Sie setzt darauf, mithilfe des Staatsfonds Geld in Öl-ferne Bereiche zu pumpen, etwa den Tourismus, Unterhaltungssektor oder erneuerbare Energien.

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So zynisch es klingt, können die Saudis nur hoffen, dass die Sanktionen gegen Russland anhalten oder gar verschärft werden. Experten gehen davon aus, dass das Königshaus mindestens 75 Dollar pro Barrel braucht, um seine Ausgaben finanzieren zu können. Alles darüber hinaus kann es zurücklegen – oder in die Abkehr vom Öl investieren.

Mit Material der dpa

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