Aegean Airlines Griechische Airline erteilt Airbus Milliarden-Auftrag für neue Jets

Die größte griechische Fluggesellschaft ordert bei Airbus bis zu 42 neue Maschinen. Kein griechisches Unternehmen gibt mehr Geld für Investitionen aus.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Die größte griechische Airline erneuert ihre Flugzeug-Flotte – und erteilt Airbus einen Milliarden-Auftrag. Quelle: Reuters

Athen Es ist nicht nur die größte Bestellung in der 19-jährigen Firmengeschichte von Aegean Airlines, sondern auch die bedeutendste private Investition in Griechenland bisher: Aegean unterzeichnete am Mittwoch in Athen mit dem europäischen Hersteller Airbus Vorverträge über die Beschaffung von bis zu 42 Kurz- und Mittelstreckenjets der A320neo-Familie.

Mit den neuen Maschinen will Griechenlands größte Airline in den nächsten Jahren ältere Flugzeuge ersetzen, die Flotte vergrößern und so ihren Wachstumskurs fortsetzen. Die Vereinbarung sieht feste Bestellungen für 20 Maschinen des Typs A320neo und zehn größere A321neo sowie Optionen für weitere zwölf Flieger vor. Das Auftragsvolumen einschließlich der Optionen beläuft sich laut Preisliste auf rund fünf Milliarden Dollar.

Über den tatsächlichen Preis haben Aegean und Airbus Stillschweigen vereinbart. Bei Bestellungen dieser Größenordnung sind deutliche Rabatte üblich. Einzelheiten zur Finanzierung teilte Aegean nicht mit. Die fest bestellten 30 Flugzeuge sollen zwischen 2020 und 2022 ausgeliefert werden. Die Optionen könnte Aegean bis 2025 ziehen.

Dem Abschluss des Vorvertrags ging eine mehr als einjährige Prüfung voraus, in deren Verlauf sich Aegean auch das Konkurrenzmuster Boeing 737MAX genau angesehen hat. „Wir haben mehr als zwölf Monate lang gründlich die Angebote beider Hersteller geprüft, bevor wir uns für Airbus entschieden haben“, sagte Aegean-CEO Dimitris Gerogiannis am Mittwoch in Athen.

Den Ausschlag dürfte nicht nur gegeben haben, dass Aegean bereits eine Flotte von 46 Flugzeugen der A320-Familie betreibt, was die Flottenerneuerung reibungsloser macht. „Boeing hat bisher auch kein Muster im Angebot, das hinsichtlich Größe und Reichweite der A321neo entspricht“, erläuterte Aegean-Vizepräsident Eftichios Vassilakis.

Eric Schulz, Chief Commercial Officer von Airbus, zeigte sich erleichtert, dass sein Unternehmen nach hartem Konkurrenzkampf Boeing in Athen überflügeln konnte: „Wir sind stolz darauf, auch in Zukunft Teil der Erfolgsgeschichte von Aegean Airlines zu sein“, sagte Schulz in Athen.

Für die 1999 in den Linienverkehr eingestiegene Aegean Airlines war 2017 das bisher erfolgreichste Jahr der Firmengeschichte. Erstmals beförderte das Unternehmen mehr als 13 Millionen Fluggäste. Dabei profitiert die Airline vom griechischen Tourismus-Boom, der dem Land 2017 zum vierten Mal in Folge einen neuen Reise-Rekord bescherte.

Stärkster Wachstumstreiber war das internationale Streckennetz mit 7,3 Millionen Passagieren. Der konsolidierte Umsatz stieg gegenüber dem Vorjahr um elf Prozent auf 1,13 Milliarden Euro, das Konzern-Ebitda wuchs sogar um 56 Prozent auf 120 Millionen Euro.

Nach Steuern verdiente die Fluggesellschaft 60,4 Millionen Euro, eine Verbesserung von 87 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Trotz der stark saisonabhängigen Nachfrage gelang es Aegean, die Auslastung der Flotte von 77,4 auf 83,2 Prozent zu steigern. „Das unterstreicht die Stärke unseres Netz- und Ertragsmanagements“, freut sich Aegean-CEO Gerogiannis.

Auch das Jahr 2018 hat für die Airline gut begonnen: Für Januar und Februar meldete das Unternehmen jetzt ein Passagierwachstum von zwölf Prozent, wobei im Auslandsverkehr der Zuwachs mit 15 Prozent überproportional hoch war. Da das Angebot nur um rund zwei Prozent zunahm, ist das Wachstum vor allem auf eine nochmals verbesserte Auslastung zurückzuführen.

Zusammen mit der 2013 übernommenen Olympic Air bedient Aegean 153 Destinationen in 44 Ländern, darunter acht Flughäfen in Deutschland. Deutschland ist nach Frankreich und Italien der wichtigste Auslandsmarkt für Aegean.

Seit 2010 ist Aegean Mitglied der Star Alliance, der auch Lufthansa angehört. Die Fluggesellschaft will auch künftig weiter expandieren. Bis 2023 soll die Flotte von derzeit 58 auf rund 70 Maschinen wachsen.

Mit den neuen A321neo kann Aegean bis zu 1500 Kilometer längere Roten bedienen, die außerhalb der Reichweite der bisherigen Flotte liegen. „Damit bekommen wir neue Möglichkeiten im Verkehr nach Russland, Mittelasien und Afrika“, sagt Vizepräsident Vassilakis.

Noch nicht entschieden hat Aegean, welche Motoren die Airbus-Jets der neuen Generation antreiben sollen. Für die A320neo-Familie bieten der US-Hersteller Pratt & Whitney die Baureihe PW1100G-JM und das französisch-amerikanische Gemeinschaftsunternehmen CFM International das LEAP-1A an.

Das Getriebefan-Triebwerk von Pratt & Whitney kämpft allerdings bisher mit technischen Problemen, die einen erheblichen Wartungsaufwand verursachen und zu Flugausfällen führen können. Immer mehr Kunden der neuen Airbus-Generation entscheiden sich deshalb für das Konkurrenzmuster von CFM. Aegean prüft jetzt beide Triebwerke genau. „Wir werden bis zum Sommer eine Entscheidung treffen“, sagte CEO Gerogiannis dem Handelsblatt.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%