In einem neuen Schlag gegen das Unternehmens-Imperium des chinesischen Milliardärs Jack Ma haben die Aufsichtsbehörden eine Umstrukturierung seiner Finanzfirma Ant Group angeordnet. Der Star der Fintech-Branche muss sich in eine Finanzholding umwandeln, die wie eine Bank den Aufsichtsbehörden untersteht. Damit muss sie strengere Auflagen erfüllen und mehr Liquidität bereithalten. Den Plan verkündete der Vizechef der Zentralbank, Pan Gongsheng, am Montag nach einem Treffen der Aufsichtsorgane für Chinas Banken- und Wertpapierwesen mit der Führung der Ant Group in Peking.
Erst am Wochenende hatten Chinas Wettbewerbshüter eine Rekordstrafe in Höhe von 18 Milliarden Yuan (2,3 Milliarden Euro) gegen Alibaba verhängt. Die weltgrößte Online-Handelsplattform habe ihre marktbeherrschende Position ausgenutzt, um Händler zu zwingen, ihre Waren exklusiv über Alibaba anzubieten, begründete die Marktaufsicht den Schritt am Samstag. Es ist die bislang höchste Strafe der chinesischen Kartellbehörden gegen einen Internet-Konzern.
Die Probleme für Alibaba begannen im Herbst, als der charismatische Gründer Ma kurz vor dem geplanten Doppellisting der Ant Group die Finanzbehörden kritisiert hatte, Innovation zu bremsen. Danach ließen die Behörden das Debüt auf dem Parkett in Shanghai und Hongkong kurzfristig einfach platzen. Es hätte der größte Börsengang aller Zeiten werden sollen. Die unkonventionellen Methoden der Ant Goup, zu der auch der führende mobile Bezahldienst Alipay gehört, waren den Behörden allerdings schon länger ein Dorn im Auge.
Das Unternehmen bietet nicht nur mobiles Bezahlen mit dem Handy, sondern auch schnelle Verbraucherkredite, Vermögensverwaltung und Versicherungen an. Wie Vizezentralbankchef Pan Gongsheng nach Angaben des Staatsfernsehens berichtete, muss die Ant Group künftig „unfairen Wettbewerb“ in seinen Diensten beseitigen. Ferner müssten Liquiditäts-Risiken seines Finanzfonds Yu'e Bao „aktiv reduziert“ werden. Darlehen müssten nach den behördlichen Vorschriften für Kreditvergabe und Datenschutz angeboten werden.
Das Unternehmen müsse die strengere Aufsicht der Behörden akzeptieren und „illegale“ Aktivitäten bei Krediten, Versicherungen und Vermögensverwaltung einstellen. Hohe finanzielle Belastungen und Risiken seiner Finanzdienste müssten besser kontrolliert werden, forderte der Vizezentralbankchef. Das Vorgehen der Aufsichtsbehörden ist Teil einer größeren Kontrolle der wachsenden Finanzplattformen im Internet, bei denen versteckte Risiken befürchtet werden.
Nach Einschätzung von Experten reduzieren die neuen Auflagen den Wert des Unternehmens deutlich. Es war vor dem geplanten Börsengang noch auf 280 Milliarden US-Dollar geschätzt worden. Ant Group ist der größte Mitspieler im chinesischen Fintech-Sektor. Sein mobiler Bezahldienst Alipay hat eine Milliarde Nutzer und mehr als die Hälfte Marktanteil, gefolgt von Tencent mit Wechat. In China ist mobiles Bezahlen mit dem Handy schon die Regel, so dass nur noch wenig bar bezahlt wird. Zig Billionen Yuan, umgerechnet mehrere Billionen Euro, fließen jedes Jahr über beide Bezahldienste.
Alibaba drohen unterdessen weitere Probleme mit den chinesischen Behörden. Denn das Unternehmen muss nicht nur die Strafe zahlen, sondern auch seine Geschäftspraktiken ändern. Der Handelsgigant zwang bisher viele Händler dazu, nur auf den eigenen Plattformen, nicht aber bei der Konkurrenz zu verkaufen. Diese exklusiven Deals bezeichnete CEO Daniel Zhang aber noch vor einigen Jahren als einen der wichtigsten Wachstumstreiber. Hinzu kommt eine erstarkende Konkurrenz: Neben dem ewigen Konkurrenten JD.com ist in den vergangenen Jahren mit Pinduoduo ein weiterer Händler hinzugekommen, der Alibaba Marktanteile abnimmt. Dessen Besitzer Colin Huang zog zuletzt sogar an Jack Ma im Ranking der reichsten Chinesen vorbei.
Mehr zum Thema: Die chinesische Marktaufsicht hat Alibaba mit einer Rekordstrafe von 2,8 Milliarden Dollar belegt. Einige Investoren glauben, dass es nun wieder aufwärts gehen wird. Dabei zeichnen sich schon wieder neue Probleme ab.