Fraport Der Flughafen Frankfurt stößt an seine Kapazitätsgrenzen

Der Flughafenbetreiber Fraport legt am Heimatdrehkreuz Frankfurt kräftig zu. Doch weiteres Wachstum scheint aktuell kaum möglich zu sein.

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Fraport: Der Flughafen Frankfurt stößt an seine Kapazitätsgrenzen Quelle: Reuters

Frankfurt Ljubljana plus 19,8 Prozent, Lima plus 9,3 Prozent, Antalya plus 38,5 Prozent, St. Petersburg plus 21,6 Prozent  - Passagierwachstum findet in der Gruppe des Frankfurter Flughafenbetreibers Fraport seit längerem schon vor allem im Ausland statt. So auch im vergangenen Jahr.

Zwar konnte sich Fraport-Chef Stefan Schulte am Freitagmorgen bei der Vorstellung der Jahreszahlen für 2017 auch über ein ansehnliches Plus am Heimatflughafen Frankfurt freuen – immerhin 6,1 Prozent mehr Fluggäste nutzten den Airport. Das ist sogar mehr als das Plus von 5,1 Prozent, das alle deutschen Verkehrsflughäfen zusammen im vergangenen Jahr laut Flughafenverband ADV erzielten.

„Wir haben die Nummer eins in Deutschland klar gestärkt“, sagte der Fraport-Chef. Besonders freue es ihn, dass man auch wieder mit Lufthansa in Frankfurt gewachsen sei. Die größte europäische Airline hat rund zwei Drittel zum Passagierplus beigetragen.

Doch das Wachstum könnte in Frankfurt wohl noch stärker sein, jedenfalls wenn man Carsten Spohr glaubt. Der Chef von Lufthansa, der mit Abstand größte Fraport-Kunde in Frankfurt, hat gerade damit begonnen, fünf Superjumbos des Typs A380 von Frankfurt nach München zu verlagern.

Spohr begründete das am Donnerstag bei der Bilanz-Pressekonferenz des eigenen Unternehmens auch damit, dass der Flughafen in Frankfurt an der Kapazitätsgrenze sei, noch mehr Passagiere dort zu Lasten der Qualität gehen würden. „Was wir hier Montagsmorgens bieten, ist nicht Premium“, so Spohr: „Das ist nicht nur Fraports Schuld, auch die der Bundespolizei, zum Teil auch die von Lufthansa. Aber allen ist bewusst, dass wir das ändern müssen.“

Der Flughafen Frankfurt zählt zwar zu den Drehkreuzen mit den meisten Verbindungen in Europa. Aber der Airport hat ein Problem: Er ist historisch gewachsen, jeder Ausbau verlängert die Wege, erhöht die Komplexität.

Die Folge sind etwa zum Teil lange Wartezeiten. Schulte leugnet die „Baustellen“ nicht. „Wir arbeiten mit allen zusammen, um die Prozesse  zu verbessern“, sagt der Fraport-Chef.

Er sieht vor allem zwei Themen, die angegangen werden müssen. Eines ist die Ein- und Ausreise. „Eine Lösung sind mehr Bundespolizisten. Wir haben dazu auch die Zusage der Bundespolitik“, so Schulte. Aber deren Ausbildung dauere zwei bis drei Jahre. Deshalb müsste parallel die elektronische Passkontrolle ausgebaut werden.


Billigflieger sorgen für Passagierplus

Das zweite Thema seien die Sicherheitskontrollen. „Wenn man sich anschaut, wie viele Passagiere pro Stunde und Linie abgefertigt werden, sind wir nur halb so gut wie andere europäische Länder“, sagte Schulte. Auch hier könnte der verstärkte und schnellere Einsatz von moderner Technologie helfen, aber auch Prozessoptimierung helfen. Passagiere könnten das Handgepäck beispielsweise parallel in Schalen legen, nicht nacheinander.

Dennoch zeigte sich der Fraport-Chef zuversichtlich, „dass wir nicht nur die Passagierzahlen, sondern auch die Kundenzufriedenheit steigern können“. Mittelfristig soll zudem ein drittes Terminal helfen, das errichtet wird. Um schneller neue Flächen zu schaffen, soll der Flugsteig G sogar vorgezogen werden und schon 2020 in  Betrieb gehen. „Wir machen hier Druck, denn sonst wird es in Terminal eins und zwei noch enger“, so Schulte.

Die baulichen Grenzen drücken sich auch in der Bewertung aus. Während München von der Beratungsgesellschaft Skytrax den begehrten fünften Stern bekommen hat, tut sich Fraport in Frankfurt schwer damit, die Kriterien dafür zu erfüllen. „Wir sind bei den Skytrax-Umfragen unter den Top 10 weltweit“, kontert Schulte die Kritik.

Um trotz der baulichen Hürden wachsen zu können, setzt der Fraport-Chef unter anderem auf einen Ausbau des Billig-Verkehrs. Seit einiger Zeit steuert Ryanair das größte deutsche Drehkreuz an. Das sorgt für mehr Passagiere, auch weil die nun nicht mehr zu klassischen Lowcost-Airports wie Köln/Bonn abwandern.

Aber es hat Folgen für die Bilanz: Mit den Billigheimern wächst der Anteil des europäischen Kurz- und Mittelstreckenverkehrs in Frankfurt. Die Passagiere verbringen weniger Zeit am Flughafen, geben entsprechend weniger Geld in den Geschäften und der Gastronomie aus. Deshalb sank der sogenannte Netto-Retail-Erlös je Passagier im vergangenen Jahr um 3,4 Prozent auf 3,37 Euro.

Unterm Strich steht Fraport gleichwohl gut da – nicht zuletzt wegen der erfolgreichen Beteiligungen im Ausland.  Der Umsatz legte 2017  um knapp 13,5 Prozent auf 2,93 Milliarden Euro zu. Geholfen haben dabei auch die griechischen Flughäfen, die man 2017 operativ übernommen hat. Sie steuerten fast 235 Millionen Euro zum Umsatz bei.

Das Konzern-Ergebnis ging zwar um 10,1 Prozent auf 360 Millionen Euro zurück. Dabei müssen allerdings Sondereffekte berücksichtigt werden, die im Vorjahr die Zahlen verzerrt hatten, etwa eine Entschädigungszahlung für den Flughafen Manila oder Erlöse aus dem Verkauf von Anteilen an Beteiligungen. Rechnet man diese heraus, stieg das Konzernergebnis um über 20 Prozent.

Für das laufende Jahr rechnet Schulte in Frankfurt erneut mit einem Passagierplus von rund sechs Prozent. Aber erneut dürfte der größte Schub aus dem Ausland kommen. Schon im vergangenen Jahr war der internationale Anteil des Geschäfts am Betriebsergebnis von 24 auf 32 Prozent gestiegen. „2018 wird das in Richtung 40 Prozent gehen“, sagte Schulte: „Langfristig gehen wir davon aus, auf bis zu 50 Prozent zu kommen.“

Entsprechend fallen die Erwartungen aus: Der Konzern-Umsatz soll auf 3,1 Milliarden Euro steigen. Für das Betriebsergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) stellt das Management einen Wert von 690 bis 720 Millionen Euro in Aussicht.   

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