Mit weniger Verkaufsfläche, einer neuen Managementstruktur und einer Finanzspritze von 200 Millionen Euro will Galeria-Sanierungsexperte Arndt Geiwitz Deutschlands letzte große Warenhauskette auf Kurs bringen. Dabei gehe es nicht nur um die Schließung von Filialen. „Auch die Flächenproduktivität der anderen Filialen, also der Umsatz pro Quadratmeter Verkaufsfläche, ist zu niedrig“, sagte Geiwitz im Interview mit der WirtschaftsWoche. „Das heißt, wir werden auch die verbleibenden Standorte tendenziell verkleinern. Statt fünf Verkaufsetagen wird es in etlichen Häusern in Zukunft drei oder vier Stockwerke geben, und dort müssen wir mehr Umsatz schaffen“, so Geiwitz.
Dezentrale Entscheidungsstrukturen sollen dabei helfen, das Geschäft neu auszurichten. „Sie können ein Warenhaus heute nicht mehr so zentral steuern wie früher“, sagte Geiwitz. Für übergreifende Themen werde zwar weiter die Zentrale zuständig sein. „Um die Entscheidungen vor Ort kümmern sich künftig bundesweit fünf Regionalleiter, die dafür verantwortlich sind, dass ihre jeweiligen Filialen laufen. Sie werden Einfluss auf das Sortiment und das Personal haben.“ Dies hat auch Folgen für die Zahl der Beschäftigten in der Essener Zentrale.
„Den größten Aderlass wird es in der Zentrale geben, das ist klar, auch wenn ich noch keine Zahlen nennen kann“, so Geiwitz gegenüber der WirtschaftsWoche. „In den Filialen, die wir weiter betreiben, werden wir versuchen, so wenig Kündigungen wie möglich aussprechen.“ Das gelte auch dort, wo Flächen verkleinert werden.
Geiwitz: „Wir haben jetzt schon zu wenig Fachkräfte. Selbst dort, wo wir Filialen schließen, werden die Mitarbeiter nicht unbedingt arbeitslos. Wir verhandeln noch mit Interessenten, die die Filialen nutzen wollen. Ich hoffe, dass wir Beschäftigte in Filialen, die zur Schließung vorgesehen sind bei dem jeweiligen Erwerber unterbringen.“
Insolvenzplan: „Wir werden auch Signa-Filialen schließen“
Wie viele Standorte geschlossen werden, steht noch nicht fest. Darunter würden sich aber auch Standorte des Galeria-Eigentümers Signa befinden. „Wir werden auch Signa-Filialen schließen. Das ist jetzt schon sicher“, so Geiwitz. Dennoch werde der österreichische Immobilienkonzern als Eigentümer an Bord bleiben und die Restrukturierung mitfinanzieren. „Aktuell ist nur Signa bereit und in der Lage, Galeria mit den notwendigen finanziellen Mitteln in Höhe von 200 Millionen Euro zu unterstützen. Das Geld fließt, sobald der Insolvenzplan genehmigt wurde“, sagte Geiwitz der WirtschaftsWoche.
Galeria Karstadt Kaufhof hatte Ende Oktober vergangenen Jahres zum zweiten Mal innerhalb von weniger als drei Jahren Rettung in einem Schutzschirm-Insolvenzverfahren gesucht. Geiwitz sieht neben der Coronakrise, dem Krieg in der Ukraine und den gestiegenen Energiekosten auch „hausgemachte Fehler“ als Ursache für die neuerliche Insolvenz. So seien bislang zu wenige Filialen auf ein neues Konzept umgestellt worden. Das soll sich nun ändern. „Wir müssen mit dem Schutzschirmverfahren die Grundlage dafür schaffen, in drei Jahren alle Standorte umzubauen. Ansonsten können wir es gleich sein lassen“, sagte Geiwitz. Im Anschluss könnte Galeria wieder schwarze Zahlen schreiben. „Vorher fallen wegen der hohen Umstrukturierungskosten für Umbauten und Ähnliches sicher noch Verluste an“, so Geiwitz.
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