
Herr Juszkiewicz, Ihr Unternehmen stand bisher für Gitarren und andere Instrumente. Nun wollen Sie zur Lifestylemarke in Sachen Musik werden. Übernehmen Sie sich da nicht?
Nein. Wir sind eine starke Marke für Musikfreunde. Wir lieben Gitarristen, aber nur einer unter 20 Menschen spielt selbst ein Instrument. Doch Musik hören 20 von 20. Darum haben wir geschaut, wo wir Expertise haben. Und das haben wir auf zwei Gebieten: Wir können einen tollen Klang erzeugen, und wir können Musikerlebnisse vermitteln. Damit war klar: Konsumenten-Elektronik und Stereoanlagen sind ein Feld für uns.
Was wollen Sie da machen?
Wir wollen ein Symbol werden für alles, was Musik und Audio drin hat. Wir werden sicher keine Telefone bauen, aber Hifi-Verstärker und Musik-Anlagen für Autos schon - über unsere Beteiligung am japanischen Hifi-Hersteller Onkyo. Wir wollen allen unseren Kunden ein besseres Musikerlebnis liefern, dem Gitarristen ebenso wie dem reinen Zuhörer. Das ist die gleiche Mission.
Wie können Profi-Lautsprecher von Cerwin-Vega, DJ-Equipment von Stanton oder Onkyo-Anlagen Ihr Geschäft stärken?
Eines ist bei allen gleich: Es sind in ihrem Feld Topmarken mit einer Top-Leistung – wie Gibson in seinem. Aber wir wollen mehr: Wir wollen eine Plattform schaffen für alle Teile der Musikindustrie. Gibson ist schon ein Teil der Unterhaltungselektronik, und ich sitze im Board der amerikanischen Leitmesse CES. Dabei habe ich mich zunehmend gewundert, dass die Instrumentenbranche, die Hersteller von Stereoanlagen, Plattenfirmen und andere zwar das Erlebnis rund um Musik verkaufen und fast die gleichen Kunden haben. Aber sie arbeiten nicht zusammen. Wir haben Erfahrung darin, eine Branchen-übergreifende Kooperation zu schaffen und die wollen wir in die Party einbringen.





Was sind die Impulse für das Instrumentengeschäft? Immerhin sind da die Umsätze weltweit zurückgegangen.
Ich denke schon, dass die neuen Felder auch unser Kerngeschäft stärken. Sicher, die Branche insgesamt ist bestenfalls stabil. Aber unser Umsatz hat weiterhin zugelegt. Lange hieß es, elektronische Musik und besonders Hip Hop zerstören die Rockmusik. Aber das stimmt nicht. Ich habe mir die Entwicklung genau angesehen: Das Geschäft ist relativ stabil und es ist einfach, Vorhersagen zu machen. Und selbst wenn es mal zurückgeht, kommt es doch wieder zurück. Ja Musik und Instrumente sind ein antizyklisches Geschäft. Die Ausgaben steigen zum Beginn einer Krise.
Aber nicht nach Beginn der Finanzkrise im Jahr 2008.
Stimmt. Damals haben wir auch Umsatz verloren, übrigens das erste Mal seit der großen Depression in den Dreißigerjahren. Aber das haben wir bei Gibson ruckzuck wieder aufgeholt. Ich vermute, dass in der Krise mehr Menschen arbeitslos werden und dann viel Zeit haben. Vielleicht ist auch das Bedürfnis größer, sich mitzuteilen. Denn Musik ist ein günstiges und preiswertes Vergnügen, besonders wenn sie zu Hause bleiben müssen, weil sie weniger Geld haben um in eine Bar zu gehen.
Instrumente sind aber doch erstmal teuer.
Das waren sie mal. Heute gibt es für 99 Euro eine wirklich gute Gitarre. Keine großartige und perfekte, aber solide Qualität. Aber auch eine 1000-Euro-Gitarre ist nicht wirklich teuer. Sie kostet nicht mehr als ein verlängertes Wochenende oder eine Familienfeier im Restaurant. Und die Gitarre hält das ganze Leben. Als Investition in ein Freizeitprodukt ist das nicht zu schlagen.
Investition? Die Gitarre verliert doch an Wert.
Die Erfahrung zeigt das Gegenteil, zumindest für unsere Instrumente. Wer in den vergangenen 30 Jahren eine Gibson-Gitarren gekauft hat, konnte die später fast immer teurer verkaufen. Das kann man fast garantieren. Darum gibt es auch Investmentfonds, die in Gitarren investieren.