Karstadt/Kaufhof Endspiel für René Benko

Karstadt-Kaufhof-Allianz: Endspiel für René Benko Quelle: imago images

Er stemmt milliardenschwere Immobiliendeals, kauft Onlinehändler am laufenden Band und schluckte erst vor wenigen Tagen die Möbelketten Kika und Leiner. Doch an der Übernahme der Warenhauskette Kaufhof beißt sich der erfolgsverwöhnte Karstadt-Eigner die Zähne aus. Bisher. Jetzt scheint René Benko seinem großen Ziel so nahe zu sein, wie nie zuvor.

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René Benko hat einen Lauf. Der 41-jährige Karstadt-Eigner und Immobilien-Mogul aus Tirol, dessen Signa-Gruppe eben erst dem taumelnden südafrikanischen Möbelriesen Steinhoff die Handelsketten Kika und Leiner abgekauft hat, ist offenbar wieder in Gesprächen mit den Eigentümern der kriselnden Warenhauskette Kaufhof-Galeria. Bisher war Benko trotz zahlreicher Anläufe immer wieder bei der Kaufhofmutter HBC abgeblitzt.

Doch die Vorzeichen haben sich in den vergangenen Monaten deutlich verändert. Sinkende Umsätze, rote Zahlen und unrentable Filialen belasten Kaufhof. Es wurde viel zu viel Zeit vertan, mit ein paar größeren kosmetischen Veränderungen in den Kaufhof-Filialen und mit der neuen Rabatt-Kette Saks Off 5th einen Neuanfang zu inszenieren. „Die Lage bei Kaufhof ist prekär, auch wenn aktuell die Gefahr einer Insolvenz nicht zu bestehen scheint“, sagte Bernhard Franke von der Gewerkschaft Verdi noch im April.

Auch die handelnden Personen haben gewechselt. Im vergangenen Frühjahr hatte zunächst nach internen Machtkämpfen Olivier Van den Bossche Galeria Kaufhof verlassen. Sein Nachfolger als HBC-Europa-Chef wurde Wolfgang Link. Den Kontakt zu Link hatte Hudson's-CEO Jerry Storch hergestellt. Storch kannte Link von Toys 'R' Us, wo er in früheren Jahren Konzernchef gewesen war. Doch erwischte es Storch selbst. Er musste gehen und seine Nachfolgerin wurde kürzlich Helena Foulkes.

Zwei deutsche Traditions-Warenhäuser

Storch wurde vorgeworfen, die Lage bei Kaufhof falsch eingeschätzt zu haben. Die 53-Jährige Foulkes hatte zuletzt das operative Geschäft des amerikanischen Apothekenbetreibers und Gesundheitsdienstleisters CVS Health verantwortet. Foulkes, die vom Wirtschaftsmagazin „Fortune“ auf Platz zwölf der mächtigsten Frauen der US-Wirtschaft geführt wird, verantwortet als CEO die globale Strategie von HBC mit seinen 66 000 Mitarbeitern und weltweit 480 Warenhäusern der Marken Saks Fifth Avenue, Lord & Taylor, Hudson’s Bay Company und Galeria Kaufhof. Richard Baker, zuletzt Interims-Chef bei HBC, zog sich wieder auf seine Rolle als Verwaltungsratschef zurück. Ebenfalls erst seit Herbst vergangenen Jahres ist der frühere Real-Manager Roland Neuwald als neuer Kaufhof-Chef im Amt.

Und im Hintergrund wirbelt zudem ein aktivistischer Investor. Jonathan Litt hält 6,2 Prozent der Anteile an der Hudson's Bay Company. Seit über einem Jahr läuft er Sturm, HBC solle nach Wegen suchen, um den immensen Wert seiner Immobilien für die Aktionäre freizusetzen. Laut Litt beläuft sich allein der Wert der HBC-Immobilien auf 31 kanadische Dollar je Aktie – fast dreimal so viel wie der aktuelle Aktienkurs von 11,57 kanadischen Dollar. Das Engagement des umtriebigen Investors zeigte bereits Wirkung: 2017 verkauften die Kanadier ihren Lord & Taylor's Flagship Store in Manhattan für 850 Millionen Dollar.

Die Karten am deutschen Warenhausmarkt könnten nun tatsächlich neu gemischt werden: Zwischen den Eignern der kriselnden Warenhausketten Kaufhof und Karstadt, HBC und der österreichischen Signa des Immobilieninvestors René Benko, gibt es Insidern zufolge Gespräche über ein Gemeinschaftsunternehmen. Beide Seiten verhandelten darüber, dass Karstadt bei Kaufhof im operativen Geschäft einsteige, sagten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Dabei gehe es auch darum, dass Karstadt 51 Prozent des operativen Geschäft bei Kaufhof übernehme. Zudem gehe es um die Warenhaus-Immobilien. Arbeitnehmervertreter hatten in der Vergangenheit mit Blick auf eine mögliche Allianz der beiden Warenhausriesen vor der Schließung von Standorten und dem Verlust von Arbeitsplätzen gewarnt.

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