Luftfahrt 180.000 Dollar Bonus für Flugkapitäne: US-Airlines umwerben neue Mitarbeiter mit Prämien

Um den Mangel an Fachkräften zu überwinden, setzen Fluggesellschaften in den USA auf Bonuszahlungen. Im Vergleich zu Europa erholt sich der Luftverkehr dort.

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„Wegen der Pandemie hat sich das Umfeld für Einstellungen geändert“, sagt American-Airlines-Vorstand David Seymour. Quelle: AP

Piloten, Flugbegleiter, Service-Personal – Fluggesellschaften in den USA suchen händeringend neue Mitarbeiter. Nachdem sie im vergangenen Jahr wegen der Coronakrise massiv Stellen abbauten, werben sie derzeit vehement mit höheren Gehältern, Bonuszahlungen oder Ausbildungszuschüsse um Personal. Denn inzwischen hat sich die Corona-Lage in den USA anders als in Europa entspannt, und die Passagierzahlen steigen.

Doch wegen Personalmangels mussten bereits Tausende Flüge in den USA ausfallen. Die nach Passagieraufkommen viertgrößte US-Airline United etwa hat acht Routen im mittleren Westen und Süden der USA komplett vom Flugplan gestrichen. „Wir haben nicht genug Piloten für alle Flugzeuge“, beschreibt Konzernchef Scott Kirby das Hauptproblem.

So lockt Piedmont Airlines, eine Tochter von Branchenprimus American Airlines, Flugkapitäne mit einer 180.000-Dollar-Bonuszahlung. „Wegen der Pandemie hat sich das Umfeld für Einstellungen geändert“, sagt American-Airlines-Vorstand David Seymour. Am 30. Oktober fielen alleine bei dieser Fluglinie mehr als 1400 Flüge aus, wegen Personalmangels und schlechten Wetters.

Konkurrent Spirit Airlines hat das Gehalt für Arbeiter auf dem Flugfeld um 30 Prozent erhöht und bezahlt Flugbegleitern pro Jahr bis zu 4500 Dollar der Ausbildungsgebühren zurück. Dazu kommt ein Einmalbonus von 1250 Dollar zum Abschluss der Ausbildung. Die Zusatzleistungen sind kostspielig für die US-Airlines - und das zu einer Zeit, in der höhere Kraftstoffpreise und Flughafengebühren auf die Margen drücken.

US-Airlines heuern an, Lufthansa baut weiter ab

Die größte deutsche Airline Lufthansa hat mit gut einem Fünftel ähnlich viel Personal in der Coronakrise abgebaut wie die US-Gesellschaften. Von zuletzt noch 107.000 Beschäftigten sollen weitere 6000 gehen. „Einstellungen nehmen wir aufgrund des nach wie vor bestehenden Personalüberhanges aktuell nicht vor“, sagte eine Lufthansa-Sprecherin.

American Airlines trennte sich 2020 von rund 23 Prozent der Mitarbeiter. Die zweitgrößte US-Fluggesellschaft Delta Airlines schrumpfte die Belegschaft um rund 20 Prozent. Die US-Airlines bauen mittlerweile wieder Personal auf. So will American Airlines bis Ende des Jahres 440 Piloten und 600 Flugbegleiter einstellen. Delta kündigte im Juni an, bis Sommer 2022 mehr als 1000 freie Stellen im Cockpit zu besetzen.

Der Luftverkehr erholt sich in den USA schneller als in Europa, da die Pandemie dort nicht mehr so stark wütet. Während in Europa in vielen Ländern zurzeit Infektionsinzidenzen von 500 oder mehr pro 100.000 Einwohnern üblich sind, liegt die Inzidenz in den USA bei rund 200. In Kanada liegt sie nur bei 47, in Mexiko sogar bei gerade noch 14.

Europa kämpft dagegen mit schnell steigenden Zahlen, so dass Fluggesellschaften wieder um ihr Geschäft bangen. Dabei war das dritte Quartal für einige das erste ohne Verlust seit Ausbruch der Pandemie. Am Dienstag warnte der Chef der größten europäischen Airline Ryanair, Michael O'Leary, vor einem Rückschlag bei der Erholung der Passagierzahlen, wenn die Reisebeschränkungen wieder verschärft werden sollten. „Die Deutschen werden nervös. Europa wird sehr nervös.“

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