Lufthansa-Tochter Eurowings Discover blockt Gewerkschaft UFO ab – Streik möglich

Die Lufthansa-Tochter will nicht mit der Kabinengewerkschaft verhandeln. Nun könnten bei der Airline Streiks drohen.

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Die Arbeitsbedingungen bei der Lufthansa-Tochter sind nach Ansicht von UFO zu schlecht. Quelle: dpa

Bei der Lufthansa-Tochter Eurowings Discover bahnt sich eine Machtprobe des Managements mit der Kabinengewerkschaft UFO an, die einen Streik nach sich ziehen könnte. Fast ein halbes Jahr nach der Aufforderung zu Tarifverhandlungen erklärte die Airline am Dienstag, diese zurzeit nicht für notwendig zu halten. Es gebe seit Anfang des Jahres Repräsentanten der Mitarbeiter von Kabine und Cockpit, mit denen Gehaltserhöhungen „erarbeitet“ worden seien.

„Auf Grund dieser sehr konstruktiven Zusammenarbeit ist der Geschäftsführung seitens der Belegschaft kein Wunsch zur Einbindung Dritter bekannt“, erklärte der Ferienflieger in Reaktion auf Kritik von UFO daran, dass sich das Airline-Management bisher nicht zu Verhandlungen bereit gefunden hat.

Seit der Aufforderung zu Tarifverhandlungen im März habe die Geschäftsführung um Discover-Chef Wolfgang Raebiger keine Gesprächstermine angeboten mit der Begründung, das Unternehmen sei noch ein Start-up in der Wachstumsphase. „Für uns ist das eine Form des Nein zu Tarifverhandlungen. Wir werden nächste gewerkschaftliche Schritte einleiten“, sagte ein UFO-Sprecher, ohne weitere Details zu nennen.

Eine Gewerkschaft kann einen Arbeitgeber mit dem Druckmittel Streik zu Tarifverhandlungen drängen. Bei der Lufthansa und anderen Airlines kam es in den vergangenen Wochen zu Streiks, weil die Gewerkschaften die angespannte Personallage nach der Coronakrise dazu nutzen, höhere Löhne nach den Einbußen während der Pandemie durchzusetzen. Die Airlines stehen ohnehin schon unter Druck, weil vor allem der Flughafenbetrieb aufgrund von Personalmangel gestört ist, viele Flüge ausfielen und Kunden ihre Reisepläne ändern mussten.

Die Arbeitsbedingungen bei Eurowings Discover, die vor allem mit der Fluggesellschaft Condor konkurriert, sind nach Ansicht von UFO zu schlecht. Die Bezahlung sei zu niedrig, der Freizeitausgleich zwischen den Einsätzen zu kurz, ergänzte der UFO-Sprecher. Das müsse tariflich geregelt werden mit einer Gewerkschaft statt über informelle, vom Arbeitgeber nur geduldete Belegschaftssprecher.

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Die Airline schloss Tarifverhandlungen nicht aus. Doch Schritte zu einer Sozialpartnerschaft sollten erst unternommen werden, wenn ein Betriebsrat gewählt sei. Den Anstoß dazu hatten auch die Gewerkschaften gegeben: Seit April gibt es einen Wahlvorstand. Doch dieser müsse dafür erst geschult werden auf Kosten des Arbeitgebers, erklärte der UFO-Sprecher. Termine dazu hätte Eurowings Discover aber erst für September angeboten. Das Management spiele auf Zeit.

Kernthemen von Betriebsrat und Gewerkschaften regelte Eurowings Discover derweil mit den online gewählten „Bridge Pilots“ und „Bridge Cabin Manager“, die allerdings keine Mitbestimmungsrechte haben. Ab September steigen die Gehälter deutlich, nach und nach werden befristete Mitarbeiter übernommen. Von den rund 1100 Beschäftigten in Cockpit und Kabine habe mittlerweile die Hälfte einen festen Arbeitsvertrag.

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