Metro-Chef Olaf Koch Landesgesellschaften „auf der Suche nach möglichen Übernahmezielen“

Metro sei „bilanziell robuster und strategisch fokussierter“. Ohne die Unternehmensverkäufe der vergangenen Jahre hätte zudem die Coronakrise die Existenz des Unternehmens bedroht, sagt Konzernchef Koch. Quelle: REUTERS

Der Großhandelskonzern Metro ist trotz der Coronakrise auf der Suche nach Übernahmezielen, um die Position im Großhandel zu stärken. Die Marktkonsolidierung werde sich bald beschleunigen, so Konzernchef Olaf Koch.

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Der Düsseldorfer Großhandelskonzern Metro erwägt trotz Coronakrise Zukäufe. Die Metro-Landesgesellschaften seien „auf der Suche nach möglichen Übernahmezielen, um unsere Position im Großhandel in einzelnen Märkten auszubauen“, sagte Konzernchef Olaf Koch im Interview mit der WirtschaftsWoche. „Die Marktkonsolidierung wird sich in den kommenden Monaten beschleunigen“, so Koch. „Metro kann dabei eine aktive Rolle spielen, in dem wir andere Unternehmen unterstützen, oder uns an ihnen beteiligen.“

Die Entscheidung über größere Übernahmen müsste am Ende jedoch sein Nachfolger fällen, so Koch. Der Metrochef hatte angekündigt, das Unternehmen zum Jahresende zu verlassen. Sein Vertrag lief ursprünglich bis Ende Februar 2022.
Im Interview mit der WirtschaftsWoche begründete Koch den vorzeitigen Rückzug mit dem abgeschlossenen Umbau des Handelsriesen.

Unter anderem hatte er die Warenhauskette Kaufhof verkauft und die Elektronikhandelsketten Media Markt und Saturn unter der Holding Ceconomy abgespalten. Der Verkauf der SB-Warenhauskette Real im Frühjahr war dann „eine Art Schlusspunkt beim Umbau des Konzerns“, so Koch. „Dann brach aber direkt die Corona-Pandemie aus“. Erst Mitte August, im Urlaub in Kroatien, habe er daher die endgültige Entscheidung getroffen, bei Metro aufzuhören.

Koch sieht den Düsseldorfer Konzern heute besser aufgestellt als bei seinem Amtsantritt. Metro sei „bilanziell robuster und strategisch fokussierter“. Ohne die Unternehmensverkäufe der vergangenen Jahre hätte zudem die Coronakrise die Existenz des Unternehmens bedroht. „Ich bin überzeugt, dass wir im Frühjahr eine unglaublich kritische Situation erlebt hätten, wäre Metro damals noch ein zersplittertes Handelskonglomerat mit enormer Schuldenlast gewesen“, so Koch.

Unzufrieden zeigte sich Koch mit der Kursentwicklung der Metro-Aktie. Momentan werde der gesamte Großhandelssektor an den Börsen kritisch gesehen, aber „auch vorher hat die Börse aus meiner Sicht nicht das wirkliche Potenzial des Unternehmens abgebildet“. Aktuell liegt der Kurs der -Stammaktie bei rund 8,60 Euro. Im vergangenen Jahr wollte der tschechische Unternehmer Daniel Křetínský den Konzern übernehmen und hatte 16 Euro pro Stammaktie geboten. Großaktionäre und Vorstand hatten das Angebot jedoch abgelehnt. „Ich würde die Entscheidung wieder so treffen“, sagte Koch nun im Interview mit der WirtschaftsWoche.


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Vorstand und Aufsichtsrat hätten damals „intensiv und professionell geprüft und sich dann gegen das Übernahmeangebot ausgesprochen, besonders auch wegen der damit drohenden massiven Schuldenfinanzierung.“ Seither habe sich auch seine „Meinung nicht geändert, was die Perspektiven des Unternehmens und die Bewertung betrifft“, so Koch. Sollte eine neues Übernahmeangebot eingehen, müsste dieses zwar erneut geprüft werden, allerdings habe sich das Unternehmen nach Kochs Einschätzung „in den vergangenen zwölf Monaten nicht zum Schlechten entwickelt“. Große Portfolioprojekte seien trotz Corona gelungen, das Kerngeschäft gewinne deutlich Marktanteile und auch das lange Zeit schwächelnde Russland-Geschäft sei „wieder eine Perle im Portfolio“.

Der mögliche Schaden durch neue EU-Sanktionen gegen Russland sei begrenzt. Als problematisch für Metro könnte sich jedoch ein schwächerer Rubel erweisen. „Unser Russlandgeschäft ist im Grunde ein Binnengeschäft und nicht von Importen aus Europa abhängig“, sagte Koch. „Das kann die Auswirkungen möglicher Sanktionen etwas abfedern, schützt aber nicht vor Währungseffekten.“

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Metro-Chef Olaf Koch über schwierige neun Jahre an der Spitze des Düsseldorfer Handelsriesen, die Folgen des Konzernumbaus – und die Hintergründe seines vorzeitigen Rückzugs: Das ganze Interview können Sie hier lesen.

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