Niedrigwasser Neuer Rekord-Tiefststand: Rhein-Pegel bei Emmerich sinkt in den Minusbereich

Die Fahrrinnen für die Berufsschifffahrt sind deutlich tiefer als der Wasserstand laut Pegel. Quelle: IMAGO/NurPhoto

Kurz vor der niederländischen Grenze fällt der Rhein auf einen historischen Tiefstand. Noch ist die Schifffahrt nicht gefährdet, aber Industrievertreter schlagen Alarm.

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Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Rhein erwartet nach deutlichen Rückgängen für die nächsten Tage eine kleine Welle mit leicht steigenden Pegelständen - allerdings ohne eine grundlegende Trendwende. Vom Oberrhein kommend kündige sich eine kleine Welle an, die dazu führe werde, dass am Mittelrhein die Wasserstände leicht ansteigen, teilte das Amt in einer Mitteilung am Dienstag mit. Dies werde sich in den nächsten Tagen auch auf die Pegel am Niederrhein auswirken.

Insgesamt bewegten sich die Wasserstände jedoch trotz leichter Anstiege weiter im Bereich eines mittleren Niedrigwassers, erklärte das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Rhein. Die 14-Tage-Vorhersage deute darauf hin, dass die Wasserstände nach dem Durchlauf der Welle wieder leicht sinken werden. Unterhalb von Duisburg-Ruhrort wird der Mitteilung zufolge für die nächsten Tage ein weiterer Rückgang der Wasserstände um wenige Zentimeter vorhergesagt.

So weist das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Rhein für Emmerich kurz vor der niederländischen Grenze bereits einen Pegelstand von minus ein Zentimeter aus - gemessen am Dienstagvormittag um 9 Uhr. Für diese nördlichste Messstelle des Rhein-Wasserstandes in Deutschland sind am Montag und Dienstag historische Tiefstände ermittelt worden. Dort werden damit inzwischen sogar Negativwerte ausgewiesen. Der Pegelstand ist aber nicht mit der Fahrrinne zu verwechseln, die bei Emmerich laut der jüngsten Übersicht noch eine Tiefe von 1,95 Meter besitzt.

Die deutsche Industrie schlägt wegen der niedrigen Pegelständen auf deutschen Wasserstraßen Alarm. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Anlagen in der chemischen oder Stahlindustrie abgeschaltet werden, Mineralöle und Baustoffe ihr Ziel nicht erreichen oder Großraum- und Schwertransporte nicht mehr durchgeführt werden können“, sagte am Dienstag Holger Lösch, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie. Die Folge wären Lieferengpässe, Produktionsdrosselungen beziehungsweise- -stillstände und Kurzarbeit.

Die anhaltende Trockenperiode und das Niedrigwasser bedrohten die Versorgungssicherheit der Industrie. „Die Unternehmen stellen sich auf das Schlimmste ein. Die ohnehin angespannte wirtschaftliche Lage in den Unternehmen verschärft sich“, so Lösch.

Niedrigwasser könnte Notstand der Energieversorgung weiter verschärfen

„Binnenschiffe fahren, wenn überhaupt, zurzeit mit minimaler Auslastung. Ein Umstieg von der Binnenschifffahrt auf Schiene und Straße gestaltet sich in diesem Sommer wegen der Engpässe auf der Schiene, der Corona-Pandemie und des Fahrermangels schwierig.“ Das enorme Niedrigwasser könnte außerdem den Notstand der Energieversorgung weiter verschärfen. „Die politischen Pläne, angesichts der Gaskrise vorübergehend stärker auf Kohle zu setzen, werden von massiven Transport-Engpässen durchkreuzt. Neben dem Kohletransport hängt auch die Kraftstoffversorgung vom Transport über Wasserstraßen ab.“

Lösch forderte, die Bundesregierung müsse gemeinsam mit den Ländern, der Logistikwirtschaft und der Industrie eine engmaschige Überwachung einführen, um auf drohende Engpässe auf den Wasserstraßen frühzeitig reagieren zu können.

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Vor allem Fracht- und Personenschiffe kämpfen seit Wochen mit Niedrigwasser. Binnenschiffer müssen bei ihrer Ladung den Tiefgang des Schiffes beachten. Bei niedrigen Wasserständen können sie weniger Fracht befördern - irgendwann wird der Transport unwirtschaftlich.

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