Rewe-Chef Lionel Souque "Niemand muss Hunger leiden"

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"Pünktlichkeit, Vollständigkeit und Topqualität"

Aber nur für wenige Vorzeigeprodukte.
Nein, wir haben uns im ersten Schritt 200 Artikel vorgenommen, darunter Molkereiprodukte, Speiseeis, Brot und Getränke. Nach und nach wird das komplette Eigenmarkensortiment mit allen relevanten Artikeln folgen. In der zweiten Phase soll es dann auch um Markenartikel gehen. Das ist schwieriger, da wir keinen direkten Einfluss auf die Rezepturen eines Herstellers nehmen können.

Das glauben wir Ihnen nicht. Als einer der größten Lebensmittelhändler des Landes verfügt Rewe über reichlich Druckpotenzial.
Unterschätzen Sie nicht die Dynamik im Markt. Ich kann mich schlecht hinstellen und eine Marke wie Nutella aus den Regalen verbannen, nur weil Schokocremes viel Zucker enthalten. Die Folge wäre nur, dass sich unsere Wettbewerber freuen würden, weil mehr Rewe-Kunden in ihren Läden einkaufen.

Aber Sie werden sich verändern müssen. Rewe feiert dieses Jahr den 90. Geburtstag. Wie soll der Konzern zum 100. aussehen?
Ich glaube, dass wir auch in zehn Jahren gut dastehen werden, wenn wir in die richtigen Themen investieren: Digitalisierung, Kundenservice, verbesserte Sortimente, Mitarbeiterkompetenz. Unser Vorteil ist, dass wir als Genossenschaft nicht börsennotiert sind und unsere Kaufleute und wir im Konzern insgesamt nicht quartalsweise denken, sondern in Generationen.

Geschäftsfelder des Rewe-Konzerns

Sie wollen 2018 mehr als zwei Milliarden Euro investieren. Wohin fließt das Geld?
Wir müssen die Läden weiter modernisieren, den Kunden mehr Frische und regionale Produkte bieten und zugleich die Preise niedrig halten. Genauso wichtig ist aber, dass wir IT, Logistik und unsere Onlineangebote stärken.

Um von Amazon nicht überrollt zu werden?
Amazon ist für fast alle Branchen derzeit die größte Herausforderung. Egal, ob Textilien, Elektronik, Spielwaren, Versicherungen oder Lebensmittel – es gibt keinen Bereich, den Amazon nicht angreift.

Spüren Sie Amazon Fresh überhaupt?
Stand heute tut uns Amazon nicht weh. Der Umsatz von Angeboten wie Fresh ist noch viel zu gering. Aber technologisch und finanziell ist Amazon in der Lage, ganze Branche umzuwälzen – und bisher machen sie das auch sehr konsequent. Dagegen müssen wir uns wappnen. Wir haben im Lebensmittelgeschäft zum Glück wesentlich mehr Erfahrung.

Davon wollte auch Amazon profitieren und die Rewe-Eigenmarken nutzen, heißt es in der Branche.
Ich habe mir die Ideen des Amazon-Managements angehört. Aber eine Kooperation hätte sich für uns nicht gelohnt. Warum sollten wir Kompetenzen an einen Wettbewerber abtreten? Auch wenn das unseren Großhandelsumsatz etwas gesteigert hätte, wäre es am Ende ein schlechtes Geschäft gewesen. Wir bauen lieber unseren eigenen Onlinelieferdienst aus.

Was haben Sie vor?
Die Kunden erwarten beim Lieferservice Pünktlichkeit, Vollständigkeit und Topqualität. Und um diese Erwartungen noch besser zu erfüllen, wollen wir im Frühsommer ein neues Lager nahe Köln in Betrieb nehmen, das in einer ganz anderen Liga spielt als alle bisherigen Logistikzentren für frische Lebensmittel. Rund 20 000 unterschiedliche Produkte sollen von hier versendet werden – weitgehend automatisiert. Bisher müssen Mitarbeiter 12 bis 15 Kilometer pro Schicht zurücklegen, um die Bestellungen zusammenzusuchen. In dem neuen Lager ist es anders herum, die Artikel kommen per Shuttle zum Mitarbeiter, werden gepackt und im Großraum Köln ausgeliefert. Läuft alles nach Plan, ist das der Auftakt für den Bau weiterer automatischer Lager.

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