Rewe-Chef Lionel Souque "Niemand muss Hunger leiden"

Der neue Rewe-Konzernchef Lionel Souque über das Wettrüsten mit Aldi und Lidl, den Kampf gegen Amazon – und den Sinn verkaufsoffener Sonntage.

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Rewe-Konzernchef Lionel Souque. Quelle: Dominik Pietsch für WirtschaftsWoche

WirtschaftsWoche: Herr Souque, wie läuft der Heiligabend in Ihrer Familie ab?
Lionel Souque: Die Verhandlungen mit meiner Frau über die Details laufen noch. Fest steht nur, dass wir die Weihnachtstage in meiner Heimat Frankreich verbringen werden.

Zur klassischen Festvariante gehört in Deutschland, dass Papa kurz vor der Bescherung noch panisch durch die Stadt hetzt, um Geschenke zu shoppen.
Das kommt mir sehr bekannt vor, wird in diesem Jahr aber schwierig. Der 24. Dezember ist ein Sonntag.

Für Lebensmittelhändler gibt es trotzdem die Möglichkeit, zu öffnen. Wird Rewe davon Gebrauch machen?
Vor ein paar Jahren gab es die gleiche Konstellation. Wir hatten damals einige Märkte geöffnet, aber insgesamt hat sich das nicht bewährt. Daher werden wir in diesem Jahr darauf verzichten, zumindest bei unserer Discounttochter Penny und in den Rewe-Märkten, die zentral gesteuert werden. Das ist auch eine Entscheidung im Sinne unserer Mitarbeiter.

Zur Person

Und bei Ihren selbstständigen Kaufleuten?
Sie entscheiden selbst, ob sie ihre Läden öffnen. Ich vermute aber, dass das nur an einzelnen, sehr prominenten Standorten ein Thema ist. Für rund 80 Prozent unserer Kaufleute spielt das keine Rolle. Stattdessen wird es diesmal sicherlich am Samstag vor Heiligabend den großen Weihnachtsansturm geben.

Auch unabhängig von Weihnachten wird über verkaufsoffene Sonntage diskutiert. Muss die Politik die Öffnungszeiten liberalisieren?
Ich bin mit Blick auf unser Geschäft kein Fan einer Ausweitung der Sonntagsöffnung. Es gibt von Montag bis Samstag schon genug Möglichkeiten, Lebensmittel einzukaufen. Uns würde das nichts bringen. Die Menschen würden ja nicht plötzlich mehr Brot und Käse kaufen, nur weil sie dies an einem zusätzlichen Tag tun könnten. Auch der Kundennutzen hält sich in Grenzen. An Standorten wie Flughäfen und Bahnhöfen ist es schon heute möglich, sonntags Lebensmittel zu kaufen. Außerdem haben wir bei Rewe und Penny die Spätöffnung an Werktagen. Niemand muss Hunger leiden, wenn Supermärkte einen Tag in der Woche geschlossen sind. Für Warenhäuser oder Bekleidungshändler ist die Situation aber eine andere.

Warum?
Der Sonntag ist der Tag in der Woche, an dem am meisten online bestellt wird. Wenn meine Hauptwettbewerber Zalando und Amazon wären und genau dann den größten Umsatz erzielten, wenn meine Läden geschlossen sind, wäre das schon ein Problem.

Sollte man den Unternehmen die Entscheidung überlassen, wann sie öffnen?
Unternehmen sollten bei ihren Entscheidungen mehr Freiheit haben, zumindest aber Planungssicherheit für das, was sie tun dürfen. Hier liegt das Problem: Es gibt erhebliche Widerstände sowohl bei der Gewerkschaft Verdi als auch bei den Kirchen und Teilen der Politik. Dagegen fällt es einem Unternehmen oftmals schwer, seine Interessen durchzusetzen.

Bevor sich die Politik einmischt, gehen Sie lieber selbst in die Offensive?
Auf jeden Fall. Wir waren zum Beispiel der erste große Händler, der Plastiktüten in den Märkten abgeschafft hat. Oder nehmen Sie die Diskussion um zu viel Zucker und Salz in Lebensmitteln. Da werden wir jetzt gesündere Rezepturen für unsere Eigenmarken entwickeln.

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