Saunakönig Klafs „Die Sauna ist keine Fichtenholzbox mehr, die man im Keller versteckt“

Die Klafs-Gruppe ist der weltweit größte Saunahersteller Quelle: Klafs

Gernot Mang, Co-Chef des weltweit größten Saunaherstellers Klafs, über den Boom der Luxussaunas, monatelange Wartezeiten und die Frage, ob ihn steigende Energiepreise jetzt ins Schwitzen bringen.

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Zur Person: Gernot Mang ist seit Oktober 2021 Geschäftsführer der Klafs-Gruppe, dem mit zuletzt rund 135 Millionen Euro Umsatz weltweit größten Saunahersteller. Er leitet das Unternehmen gemeinsam mit Phillip Rock.

WirtschaftsWoche: Wenn ich heute eine Sauna bei Ihnen bestelle, wie lange dauert es bis zur Lieferung?
Gernot Mang: Das ist von Modell zu Modell unterschiedlich. Unsere S1, die sich auf Knopfdruck von einer Sauna in Kleiderschrankgröße zu einer annähernd drei Mal so tiefen Sauna entfaltet, wäre in circa 12 Wochen bei Ihnen. Bei unseren Klassikern dauert es länger: Wenn Sie heute bestellen, können wir frühestens Anfang 2023 liefern.

Warum dauert das so lange?
Zum einen ist einfach die Nachfrage sehr hoch, die Produktion läuft am Anschlag. Zum anderen fehlen uns schlicht die Monteure für den Aufbau der Saunas. Wie zahlreiche andere handwerklich orientierte Unternehmen suchen auch wir händeringend gute Leute und bräuchten im Grunde doppelt so viele Monteure, um alle Bestellungen rasch abzuarbeiten. 

Ihre gute Auftragslage überrascht: Die Energiepreise sind zuletzt rasant gestiegen und Saunas gelten als Energieschleudern.
Unsere Kunden fragen inzwischen öfter nach den Verbrauchswerten, aber keiner hat bislang einen Auftrag storniert, weil er mit seinem Saunaverzicht Energie sparen will. Das wäre auch nicht zielführend.  

Gernot Mang Quelle: Klafs

Warum? Die Bundesnetzagentur hat zuletzt sogar ein „Saunaverbot“ für private Haushalte ins Spiel gebracht, sollte Russland seine Erdgaslieferungen stoppen. 
Erstens werden die Saunaöfen nicht mit Gas betrieben, sondern mit Strom. Erdgas spielt also allenfalls indirekt eine Rolle, wenn es darum geht, wie der Strom erzeugt wird. Zweitens hat sich die Energiebilanz unserer Produkte durch den Einsatz von Abdichtungstechnik und Spezialverglasungen in den vergangenen Jahren erheblich verbessert. Bei einem normalen Saunabesuch verbrauchen Sie schätzungsweise rund 3,5 Kilowattstunden Strom. Das kostet Sie rund fünf Euro. Ein Besuch im Biergarten ist deutlich teurer. Insgesamt bleiben die Betriebskosten also trotz höherer Energiepreise im Rahmen. Schließlich investiert man mit jedem Saunagang in seine eigene Gesundheit.

Wer sind Ihre Kunden?
Das ist ganz unterschiedlich. Zum einen beraten wir häufig Saunaenthusiasten, die bereits regelmäßig in die Sauna gehen und sich nun vielleicht etwas mehr Ruhe und Komfort nach Hause holen möchten. Zum anderen gibt es auch viele sportlich aktive Menschen, die sich nach ihrem Workout oder Lauftraining, einfach entspannen wollen. Mit der S1 richten wir uns zudem gezielt an ein urbanes Publikum, das über eine begrenzte Wohnfläche verfügt. Im gewerblichen Bereich sind Hotels, Fitness-Studios, Thermen und Kreuzfahrt-Reedereien unsere bedeutendsten Kunden.

Wie hat sich die Nachfrage in Corona-Zeiten verändert?
Gerade am Anfang der Pandemie mussten viele öffentliche Bäder und Saunas zeitweise schließen, die Menschen wollten aber nicht auf ihren Saunabesuch verzichten und haben ganz bewusst nach einer Alternative gesucht. Auf der anderen Seite sind die Aufträge von gewerblichen Kunden wie Hotels in der Corona-Zeit stark zurückgegangen. Insgesamt war der Boom im Privatkundenbereich aber so stark, dass der Umsatz in den vergangenen beiden Jahren deutlich gestiegen ist – und das sowohl im Einstiegsbereich als auch im höherpreisigen Segment. 

Was heißt denn „höherpreisig“ im Sauna-Business?
Ab 20.000 Euro geht es los, für Luxussaunas gibt es so gut wie keine Preisgrenze. 

Das galt bislang eher für Küchen. Wird die Sauna jetzt zum neuen Statussymbol?
Bevor ich im vergangenen Herbst zu Klafs gewechselt bin, habe ich bei einem Küchenhersteller gearbeitet. Und so unterschiedlich die beiden Märkte auf den ersten Blick sind, gibt es tatsächlich Parallelen: Die Küche ist in den vergangenen Jahren vom Nutzraum immer mehr zum Wohnraum geworden, beziehungsweise mit dem zentralen Wohnbereich verschmolzen. Auch die Sauna ist keine Fichtenholzbox mit kleinem Fenster mehr, die man im Keller versteckt. Sie wird immer öfter auch in Bäder und Fitnessräume integriert. Das verlangt nach einer anderen Präsentation und anderen Designs. 

Wie wichtig ist das internationale Geschäft für Klafs?
Die Klafs-Gruppe ist mit zuletzt rund 135 Millionen Euro Umsatz der weltweit größte Saunahersteller. Aber rund 80 Prozent des Geschäfts erzielen wir in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das heißt, international können und wollen wir noch eine Schippe drauflegen. In Großbritannien haben wir im vergangenen Jahr bereits ein Partnerunternehmen übernommen, auch in den Niederlanden werden wir weiter wachsen und demnächst wollen wir uns stärker um den US-Markt kümmern. Für uns sind aber auch Hotelprojekte im Nahen Osten wichtig, ebenso Länder wie Belgien, Frankreich, Italien oder Spanien. Gerade auf Mallorca leben viele Deutsche – da müssen wir als Marktführer natürlich Präsenz zeigen. 

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