Schlecker vor Gericht Diese Frage entscheidet über das Schicksal des Anton S.

Seite 2/3

Schlecker-Prozess: „Die Höchststrafe liegt bei zehn Jahren Haft”

Die Sichtweise, ab wann das Unternehmen nicht mehr zu retten war, hat Einfluss darauf, ob die verschiedenen Vermögensübertragungen legal oder illegal waren. In ihrer aktuellen Ausgabe zeigt die WirtschaftsWoche, wie sich der Konzern über Jahre Schritt für Schritt dem Untergang näherte. Bis wann Anton Schlecker selbst geglaubt hat, dass sein Reich überleben würde, ist unklar.

Natürlich spielen auch Auslegungsfragen eine Rolle. Beispiel Logistiker LDG: Mit Sicherheit wird die Frage, ob die Preise, die Schlecker seinen Kindern zahlte, zu hoch waren, von Anklage und Verteidigung ganz anders bewertet werden. Fraglich ist auch, inwieweit Meike und Lars Schlecker in die Geschäfte der LDG involviert waren. Offiziell waren sie nur Gesellschafter, nicht aber Geschäftsführer. Zudem muss die Staatsanwaltschaft nachweisen, dass die Kinder über die Lage des väterlichen Konzerns im Detail informiert waren. Auch Wissensunterschiede und ein unterschiedlich starkes Engagement von Meike und Lars Schlecker könnten zum Thema werden.

Führende Drogeriemarktketten

Wie läuft der Prozess ab?

Nach dem Auftakt am Montag werden neben Anklägern und Beschuldigten auch zahlreiche Zeugen und Sachverständige zu Wort kommen. So simpel die grundsätzliche Frage klingt, so kompliziert ist ihre Auslegung. Experten erwarten ein langes Verfahren. Vom 6. März bis 9. Oktober 2017 sind vorerst 26 Verhandlungstage angesetzt. Für eine schriftliche Urteilsbegründung noch im laufenden Jahr wird es knapp.

Den Vorsitz hat Richter Roderich Martis. Er verurteilte unter anderem den ehemaligen Finanz-Chef von Porsche, Holger Härter, wegen Kreditbetrugs zu 630.000 Euro Geldstrafe.

Was droht den Angeklagten?

Die Strafe für Anton Schlecker könnte empfindlich ausfallen. „Die Höchststrafe für einen besonders schweren Fall des Bankrotts liegt bei zehn Jahren Haft”, sagt der Düsseldorfer Insolvenzexperte Volker Hees von der Kanzlei Hoffmann Liebs Fritsch & Partner. Strafen bis zu zwei Jahren können zur Bewährung ausgesetzt werden. “Bei einem Urteil werden die Richter die Verfahrensdauer, aber auch schadenswiedergutmachende Zahlungen an den Insolvenzverwalter berücksichtigen”, sagt Hees. Zudem sei es für das Strafmaß entscheidend, “ob das Bankrottdelikt vorsätzlich oder fahrlässig begangen wurde.“



Wie steht es um Anton Schlecker?

Der 72-Jährige scheut die Öffentlichkeit. Schlecker lebt zurückgezogen in seiner Villa in seiner Heimatstadt Ehingen nahe Ulm. Weder die Edel-Immobilie noch der Porsche, in dem der frühere Drogerie-König noch immer spazieren fährt, gehören ihm selbst. Sie sind Eigentum seiner Familie. Anton Schlecker ist wie sein Unternehmen pleite.

Er führte seinen Konzern als Einzelkaufmann und haftete dadurch mit seinem Vermögen für alle Schulden der Drogeriekette. Die könnte der Pleitier schon im kommenden Jahr wieder los sein. „Spielen die Gläubiger mit, wäre Herr Schlecker 2018 wieder schuldenfrei“, sagte Schleckers Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz der WirtschaftsWoche.

Aber auch das ist  nicht sicher. „Der Prozess könnte Einfluss darauf haben, ob Anton Schlecker von seinen Schulden befreit wird“, sagt Insolvenzexperte Hees.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%