Die Auswirkungen des Disputs der Hafenarbeiter schwappen bis an die europäische Küste. Denn auch wenn es wenig Handelsverbindungen zwischen Europa und der US-Westküste gibt, sind es doch viele europäische Reedereien und Logistiker, die sich um die Warenströme zwischen Los Angeles und Tokyo, Hong Kong oder Shenzen kümmern.
So wie die Deutsche Post DHL: Als weltgrößter Logistikkonzern musste DHL nach Alternativen zu den Westküstenhäfen suchen, um seine Kunden nicht zu vergraulen. DHL leitet Transporte um, und schafft zusätzlich freie Kapazitäten in den eigenen Frachtflugzeugen - damit Kunden auch noch kurzfristig umbuchen können.
Reedereien wie Hapag Lloyd oder Hamburg Süd sind weniger flexibel: Teilweise wochenlang müssen die Schiffe vor den Häfen von Seattle oder Los Angeles auf die Abfertigung warten, bestätigt die Reederei Hamburg Süd.
"Das führt zu erheblichen Verwerfungen im Fahrplan und hohen Zusatzkosten, da Container und Ladung für längere Zeit zwischengelagert werden müssen", kritisiert Heino Schmidt, stellvertretender Sprecher der Geschäftsführung von Hamburg Süd. Teilweise sagt die Reederei Transporte ganz ab - und bringt sich damit selbst um die Erlöse.
Auch Hapag Lloyd muss seine Kunden beinahe täglich über abgesagte Transporte informieren. Die Reederei rechnet damit, dass sich der Disput noch weiter hinziehen könnte: Bis Ende März noch hat die Reederei zum Beispiel ihre Südchina-Route Richtung Los Angeles ausgesetzt. Und auch die Transporte von Mittelmeer zur US-Westküste, hoch nach Kanada und dann runter nach Südamerika fahren nicht. Die dänische Reederei Maersk setzte Fahrten Richtung Kalifornien ebenfalls aus.
Nur die Kunden stehen vor Problemen: Wie sollen Sie ihre Waren rechtzeitig in die USA liefern? Teilweise schiffen die Unternehmen ihre Lieferungen an die Ostküste, oder aber nach Kanada oder Mexiko. "Aber die Warenströme Richtung Kalifornien sind zu groß, das können andere Häfen gar nicht aufnehmen", erklärt Rainer Horn, Sprecher der Reederei Hapag Lloyd.
Denn alleine in Los Angeles und Long Beach, den beiden größten Häfen in den USA, gehen knapp 40 Prozent der importierten Waren ein. Damit sind die Häfen das Tor zum wirtschaftsstarken Kalifornien und dem Hauptanbaugebiet der USA, dem "Corn Belt" - ein Tor, das klemmt.
Und noch ist der Disput nicht ausgestanden: Die Regierung hat sich zwar eingeschaltet und einen Vermittler an die Westküste geschickt. Doch die Gewerkschaft der Hafenarbeiter droht weiterhin damit, die Häfen komplett stillzulegen. Dazu kam es zuletzt im Jahr 2002, als die Kräne in den Häfen von Los Angeles und Long Beach 10 Tage lang still standen, bis der damalige Präsident George W. Bush intervenierte.
Die amerikanische Wirtschaft kostete das über 15 Milliarden Dollar, berechneten Ökonomen. Ein erneuter Stillstand könnte pro Tag bereits zwei Milliarden Dollar Schaden verursachen - für die amerikanische Wirtschaft. Die Folgen für Asien, Europa, oder auch Südamerika sind darin nicht eingerechnet.