Transfergesellschaften Mitarbeiter bequem loswerden

Sie sind ebenso nützlich wie umstritten: Transfergesellschaften sollen in der Schlecker-Pleite den Angestellten die Arbeitslosigkeit ersparen.

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Schlecker-Mitarbeiter demonstrieren für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze Quelle: dpa

Wenn der Begriff Transfergesellschaft (TG) zum Thema wird – wie nun bei Schlecker –, ist der Anlass stets spektakulär: Es geht um Insolvenzen, Massenentlassungen, Betriebsstilllegungen. Über Transfergesellschaften sollen die Einschnitte für die Beschäftigten abgefedert werden. Sie halfen etwa den Belegschaften des Handyproduzenten BenQ, der Autoschmiede Karmann, der Nähmaschinenfabrik Pfaff oder des Speicherchipherstellers Qimonda bei der Suche nach neuen Jobs.

Grafik Gesamtzahl der Bezieher von Transfer-Kurzarbeitergeld in Deutschland

Die Beschäftigten erhalten in der Zeit Transfer-Kurzarbeitergeld. Es wird nicht gezahlt, wenn Betriebe bei Konjunktureinbrüchen vorübergehend die Arbeit ausgeht, sondern wenn Jobs bei Massenentlassungen und Insolvenzen unwiederbringlich wegfallen. 35.669 Transfer-Kurzarbeiter gab es im Januar 2010 – der bisherige Höchststand. Die Mitarbeiter werden bei den jeweils gegründeten TGs bis zu ein Jahr lang geparkt, qualifiziert, gecoacht und zu neuen Arbeitgebern vermittelt – im Idealfall. Tatsächlich finden nach einer Erhebung der DGB-eigenen Hans-Böckler-Stiftung nur rund 44 Prozent der Transfer-Teilnehmer neue Jobs.

Was ist eine Transfergesellschaft?

Zudem fallen die Leistungen von TGs sehr unterschiedlich aus. Nach der Pleite des Autozulieferers TMD Friction schaffte zwar das Unternehmen 2009 einen erfolgreichen Neustart, aber die ausgelagerten Ex-Mitarbeiter fühlten sich „veräppelt“, kritisiert der Brühler Rechtsanwalt Michael Felser.

Sie hatten zwecks Wechsel in die scheinbar sichere TG einen dreiseitigen Aufhebungsvertrag unterschrieben – ohne Abfindung oder Rückkehr-Option. TGs, so Felser, „werden missbraucht, um ältere Arbeitnehmer mit langer Betriebszugehörigkeit bequem loszuwerden“.

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