Haustiermarkt Teure Freunde: Der Milliardenzirkus um Hund und Katz

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Das große Fressen

Axolotl Quelle: dpa/dpaweb

Das wichtigste Segment im Haustiermarkt verzeichnete nach Zahlen des Düsseldorfer Marktforschers IRI Umsatzzuwächse von 2,7 Prozent. Knapp drei Milliarden Euro haben die Deutschen 2009 für Tierfutter ausgegeben, rund die Hälfte davon für die Katz. Mehr als eine Milliarde Euro verschlangen Hunde, der Rest nährte Fische, Vögel und Nager. Zum Vergleich: Für Babynahrung und -pflege geben die Deutschen im Jahr nur eine Milliarde Euro aus.

Selbst für possierliche Tier-Exoten ist gesorgt. Für 5,99 Euro gibt es etwa eine Packung „natürliches Futter für Grüne Leguane“ des Herstellers Zoo Med – selbstverständlich in zwei Produktvarianten für junge und für alte Grüne Leguane.

Und der Familienbetrieb Reitmaier, Europas größter Insektenzüchter, karrt jede Woche mehr als ein Dutzend Lkw-Ladungen mit Heuschrecken, Schaben und anderen Futterinsekten in den Handel. Dort wird die Packung Lebendschaben für zwei bis drei Euro an Reptilienhalter verkauft. Ein „großartiges Geschäft“, versichert Inhaber Georg Reitmaier. Die Nachfrage sei kaum zu stillen, seit Zehntausende Warane und Chamäleons durch Deutschlands Wohnzimmer krabbeln.

Axolotl-Absatz

Erst vor ein paar Jahren hat er die 10.000 Quadratmeter große Insektenfarm im bayrischen Irsingen gebaut, heute arbeiten 150 Angestellte für ihn und „wir müssten eigentlich wieder anbauen“, sagt der Unternehmer und hat erst einmal einen Neukundenstopp verhängt.

Der Markt rund um Spinnen, Schlangen, Echsen und Lurche wächst. Im Zuge des Erfolgsromans „Axolotl Roadkill“ von Helene Hegemann soll gar der ergreifend uncharismatische Namensgeber – vulgo: mexikanischer Schwanzlurch – Anhänger finden. Der Buchtitel „wird förderlich sein für den Absatz des Axolotl“, sagt Klaus Oechsner, Präsident des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe.

Wellnessfutter für Wauzi

Sobald sich ein Tiertrend abzeichnet, kreieren die Nahrungsproduzenten passgenaue Produkte. Eine Entwicklung, die das klassische Futtergeschäft für Hund und Katz längst hinter sich hat.

Vorbei sind die Zeiten, als Wauzi mit Pansen vom Schlachter abgespeist wurde. Heute ist selbst Köter- und Katergulasch aus der Dose vielerorts passé. Stattdessen gibt es Bio-, Vitamin- und Zahnpflegeprodukte für’s Tier, Wellness- und Vitalkost, Welpenbrei und Katzenmilch. Selbst vegetarische Ernährung ist möglich, glaubt man dem Online-Händler Bio-Tierkost.de. Dort können Leinen-Lohas Karotten-Honig-Gebäck und andere vegetarische Leckerlis für ihren Hund bestellen. Der Dinkel-Zucchini-Mix etwa sei „sogar für den menschlichen Verzehr geeignet“, wirbt die Seite und empfiehlt, die 150-Gramm-Dose vegetarische Paté „bei Zimmertemperatur“ zu servieren.

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