Hilfe aus dem Westen Chinas Sportmarke Li Ning strebt auf Weltmärkte

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US-Basketballspieler Shaquille Quelle: REUTERS

Inzwischen hat sich der Gründer aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen, der Konzern wird von Vorstandschef Zhang Zhiyong gelenkt. Der 39-Jährige führt eine junge Truppe, das Durchschnittsalter der 1000 Mitarbeiter in der Pekinger Zentrale liegt bei 29 Jahren, viele seiner Manager haben im Ausland studiert, in zahlreichen Teams arbeiten Amerikaner und Europäer. Vom Mief chinesischer Staatskonzerne ist hier nichts zu spüren.

Genau wie Nike und Adidas produziert Li Ning nicht selbst, Turnschuhe und Sportkleidung fertigen mehr als 100 Vertragspartnern. Dazu gehört auch Yue Yuen, der weltgrößte Schuhhersteller mit Hauptsitz in Taiwan. Weit mehr als 10.000 Arbeiter nähen bei Yue Yuen in Südchina im Auftrag der großen Sportmarken Schuhe. Viele der Fabriken sind schmutzige Sweatshops, in denen Arbeiter bis zu 16 Stunden täglich für einen Hungerlohn schuften.

Das ändere sich zwar allmählich, sagt David Shih von China Labor Watch in New York, die Missstände in vielen Fabriken seien aber nicht zu übersehen. „Es hängt immer vom Management des jeweiligen Werkes, den Kunden und der Saison ab.“ Generell gelte, dass Adidas, Puma und Nike eher als andere bereit seien, Konsequenzen zu ziehen. Chinesische Marken wie Li Ning gelten in dem Punkt als weniger zimperlich. „Während der Hochsaison im Sommer, wenn die Fabriken für die Weihnachtssaison produzieren, kommt es immer noch zu Verstößen“, berichtet der Lieferant eines Sportschuhherstellers in der Nähe von Dongguan, dem Weltzentrum der Schuhproduktion im Süden Chinas.

Li Ning steht unter großem Kostendruck

Eine der Ursachen: Li Ning dürfte unter noch größerem Kostendruck stehen als Nike, Puma oder Adidas: Die konzentrieren sich vor allem auf die wohlhabendere Kundschaft, Li Ning auf die mittleren Einkommen. Ein Nike-Laufschuh kostet in China etwa 80 Euro, das Li-Ning-Pendant nur 30 bis 50 Euro. Langfristig planen die Chinesen auch den Einstieg ins Hochpreissegment.

Rund vier Prozent vom Umsatz investiert das Unternehmen in die Forschung. In Peking, Hongkong und Guangzhou betreiben die Chinesen Entwicklungszentren. Im vergangenen Jahr kam ein weiteres hinzu – in Portland im US-Bundesstaat Oregon, gleichsam vor der Haustür des Vorbildes Nike. Längst werben die Chinesen Designer von der Konkurrenz ab.

Sie haben auch kapiert, dass das Geschäft mit Sportschuhen marketinggetrieben ist – und darum auf einen nie versiegenden Zufluss technischer Gimmicks angewiesen ist. Li Ning kombiniert dabei die neuesten Entwicklungen – etwa den Chip im Schuh – mit chinesischer Tradition: Ein Treter soll nach den gleichen Prinzipien gestaltet sein wie die 1350 Jahre alte Brücke Zhao Zhou, der Basketballschuh „Flying Armor“ ist einer alten chinesischen Rüstung nachempfunden.

Ob solche Konzepte auch auf dem europäischen Markt funktionieren? Der große Angriff gegen die Weltkonkurrenz steht noch aus. Und selbst in der Heimat muss Li Ning gelegentlich harte Treffer einstecken: Als das Organisationskomitee für die Olympischen Spiele über die lokalen Sponsorenverträge entschied, stieg Li Ning aus dem Bieterverfahren aus und überließ Adidas das Feld. Fast 100 Millionen Dollar, heißt es, lässt Adidas sich sein Olympia-Engagement kosten. „Wir haben es versucht“, sagt Vorstand Guo, „aber es war uns am Ende einfach zu teuer.“

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