Donald Trump verabscheut Windräder. Bei einem Besuch in der Redaktion der amerikanischen Tageszeitung New York Times wetterte der künftige Präsident der Vereinigten Staaten erneut gegen Ökostromanlagen. „Ich habe ein Problem mit Wind“, sagte Trump. „Windmühlen töten Vögel und Windmühlen benötigen massive Subventionen.“ Der Immobilienunternehmer ist davon überzeugt, dass sich Windenergieanlagen, die teils 200 Meter hoch in den Himmel ragen, ohne staatliche Fördergelder überhaupt nicht rechnen würden.
„Das stört mich, und sie töten all die Vögel“, erklärte Trump. Zudem würden die Anlagen „aus enormen Mengen Stahl hergestellt, das in die Atmosphäre geht“, sagte Trump. Was den politischen Quereinsteiger aber offenbar am meisten empört: „Wir stellen die Windmühlen nicht in den Vereinigten Staaten her. Sie werden in Deutschland und Japan gefertigt“, so Trump.
Auf den Hinweis des New York Times-Kolumnisten Thomas L. Friedman, dass beispielsweise der US-Industriekonzern General Electric in einer großen Fabrik in South Carolina Windturbinen herstellt, erklärte Trump: „Das ist gut. Aber […] Siemens und die Chinesen machen die meisten davon.” Trump betonte, dass er Windmühlen nicht subventionieren will – und wohl schon gar keine Anlagen aus Deutschland.
Darum hat Trump gewonnen
Clinton schnitt trotz Trumps frauenfeindlicher Äußerungen in der Wählergruppe deutlich schwächer ab als im Vorfeld erwartet. Zwar erhielt sie von Frauen zwischen 18 und 34 Jahren deutlich mehr Unterstützung als Trump, insgesamt aber betrug ihr Vorsprung bei Frauen mit 49 Prozent nur zwei Prozentpunkte. Zum Vergleich: Der scheidende Präsident Barack Obama schnitt 2012 bei Frauen sieben Prozentpunkte besser ab als sein damaliger Herausforderer.
Clinton kam Umfragen zufolge deutlich besser bei Amerikanern mit spanischen Wurzeln, Afroamerikanern, und Amerikanern mit asiatischen Wurzeln an. Allerdings erhielt sie nicht so viel Rückhalt wie Obama vor vier Jahren, der seine Wiederwahl besonders den Stimmen der Minderheiten verdankte.
Trump punktete besonders bei Wählern ohne College-Ausbildung. Insgesamt betrug sein Vorsprung auf Clinton in dieser Gruppe zwölf Prozentpunkte. Bei weißen Männern ohne höheren Bildungsabschluss schnitt er sogar um 31 Prozentpunkte besser ab, bei weißen Frauen ohne Abschluss waren es 27 Prozentpunkte.
Streng gläubige weiße Amerikaner haben Trump die Treue gehalten - trotz der sexuellen Missbrauchsvorwürfe, die gegen den Milliardär im Wahlkampf erhoben wurden. Etwa 76 Prozent der Evangelikalen gaben an, für Trump gestimmt zu haben.
Clinton tat sich in Ballungsräumen schwer, obwohl dort in der Regel viele Anhänger der Demokraten leben. Ihr Vorsprung auf Trump betrug dort gerade einmal sechs Prozentpunkte. In ländlichen Regionen schnitt Trump dagegen um 27 Prozentpunkte besser ab.
Siemens wollte sich auf Handelsblatt-Anfrage nicht zu den Aussagen von Trump äußern. Siemens-Chef Joe Kaeser betonte nach dem Wahlerfolg von Trump aber, dass er sich „auf eine weiterhin vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der neuen US-Administration“ freue. Der Münchener Dax-Konzern beschäftigt in Amerika mehr als 50.000 Mitarbeiter, dazu zählen auch hunderte Beschäftigte im Windenergiebereich. Siemens fertigt etwa Rotorblätter in Fort Madison und Iowa sowie Maschinenhäuser für Windkraftanlagen in Hutchinson und Kansas.
Deutsche Unternehmen zählen insgesamt zu den führenden Herstellern von Windkraftanlagen. Neben Siemens könnten deswegen nun auch für die beiden Hamburger Turbinenbauer Nordex und Senvion in Amerika schwierige Zeiten anbrechen. Laut der Unternehmensberatung Ernst & Young sind die Vereinigten Staaten noch das attraktivste Land für Investitionen in Ökostrom überhaupt. Unter Trump als Präsident könnte sich das allerdings schnell ändern.
Hermann Albers, Präsident des Bundesverbands Windenergie, gibt sich allerdings betont gelassen. „Präsident Trump ist noch in der Findungsphase. Warten wir ab, wer ihn energiepolitisch beraten wird“, sagte Albers dem Handelsblatt. „Die Erneuerbaren sind heimische Energien, die sein Ziel einer Stärkung der US-Wirtschaft und der Beschäftigung eigentlich stützen. Das sollten wir mit den Amerikanern besprechen“, erklärte Albers.
Warum Analysten skeptisch sind
Während der oberste Lobbyist der deutschen Windkraftindustrie die Hoffnung nicht aufgibt, Trump doch noch von den Vorzügen von Windenergie überzeugen zu können, reagieren Analysten deutlich skeptischer. „Trump hat klar gemacht, dass für ihn Klimaschutz und erneuerbare Energien keine Priorität haben. Er favorisiert Kohle und Öl als Energieträger“, sagte Sven Diermeier von Independent Research dem Handelsblatt. „Die Rahmenbedingungen für Windturbinenhersteller könnten sich in den USA unter Trump deutlich verschlechtern“, so Diermeier.
Gleich nach der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten sind die Aktienkurse von Windkraftkonzernen wie dem dänischen Vorreiter Vestas oder Nordex teils zweistellig eingebrochen. Bis heute sind Grünstromanleger wegen Trump beunruhigt. Ihre größte Sorge: Trump könnte versuchen, die bestehenden Regeln abzuändern, die Solar- und Windenergieanlagen steuerlich begünstigen.
Der amerikanische Senat und das Repräsentantenhaus hatten erst Ende 2015 die bis zu 30-prozentigen Steuervergünstigungen für Solar- und Windenergieanlagen bis 2020 überraschend verlängert. Jacob Pedersen, Analyst bei der dänischen Sydbank, glaubt, dass Trump Windmühlen so sehr hasst, dass er tun wird, „was er kann, um gegen sie zu kämpfen“.
Donald Trump im Portrait
Unternehmer, Entertainer, Schauspieler, Buchautor
14. Juni 1946
Zwilling
New York City
1,87 Meter
Verheiratet in dritter Ehe mit Melania Trump und insgesamt fünf Kinder.
„Make America Great Again“
Bereits 2012 twitterte Trump, dass Windturbinen aus seiner Sicht ein „ökologisches und ästhetisches Desaster“ seien. Der Unternehmer versuchte vor einigen Jahren zu verhindern, dass in der Nähe eines Golfplatzes, den er in Schottland besitzt, ein Offshore-Windpark gebaut wird. Allerdings verlor Trump den Rechtsstreit. Als Präsident könnte er sich jetzt an der Windkraftindustrie für seine Niederlage vor Gericht rächen.
Die Marke Donald Trump
Als Baulöwe, Casinobetreiber, Golfclubbesitzer und Ausrichter von Schönheitswettbewerben hat der New Yorker ein Vermögen von zehn Milliarden Dollar angehäuft – nach eigenen Angaben.
Trumps Satz „You’re fired“, mit dem er in der Show „The Apprentice“ ehrgeizige Jungunternehmer feuerte, wurde zum geflügelten Wort.
Trump spendete auch an Demokraten wie die Clintons, tritt nun aber für die Republikaner an.
Arash Roshan Zamir, Analyst bei Warburg Research, geht zwar davon aus, dass Trump die Steuervergünstigungen für Windkraftanlagen in den USA „nicht ohne weiteres streichen“ kann. Aber den Grünstromplan von Noch-Präsident Barack Obama kann er kippen und die Ökostrombranche über eine Steuerreform deutlich schwächen. Trump hat im Wahlkampf angekündigt, den Unternehmenssteuersatz in den USA von derzeit 35 Prozent auf 15 Prozent reduziert zu wollen.
Zur Gegenfinanzierung könnte Trump Steuervergünstigungen wie jene für Solar- und Windkraftinvestitionen streichen. „Sollte Trump diese Steuerreform tatsächlich umsetzen können, wäre das US-Förderprogramm erheblich geschwächt“, sagte Roshan Zamir. Es wäre ein Horrorszenario für die gesamte Grünstromindustrie.