Flugzeugbauer Führungswechsel bei Airbus wohl früher als geplant

Führungswechsel bei Airbus wohl früher als geplant Quelle: dpa

Tom Enders wird laut Insidern wohl früher als geplant den Chefposten bei Airbus räumen. Einen Favoriten für die Nachfolge an der Spitze des deutsch-französischen Konzerns gibt es bereits.

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Der Deutsche Tom Enders könnte Insidern zufolge früher als geplant die Airbus-Führung abgeben. Der europäische Flugzeug-Konzern wolle damit ein Führungsvakuum verhindern, das angesichts des Abschieds von Enders drohe, sagten mehrere mit den Überlegungen vertraute Personen am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Favorit auf Enders' Nachfolge sei der Franzose Guillaume Faury, der im Vorstand des Konzerns seit einem Dreivierteljahr für die Flugzeug-Produktion verantwortlich ist. „Er hat sich seine Sporen bei Airbus verdient. Er kennt die Probleme und die Technik“, sagte einer der Insider. Der 50-Jährige könnte bereits am 13. November auf einer Verwaltungsratssitzung berufen werden und womöglich noch in diesem Jahr Enders ablösen.

Der 59-jährige Enders hatte sich angesichts der Turbulenzen bei Airbus gegen eine dritte Amtszeit entschieden. Der französisch-deutsche Konzern wird gleichzeitig von Korruptions-Ermittlungen, Verzögerungen bei der Auslieferung und ständigen Wechseln im Management gebeutelt. Eigentlich wollte er allerdings erst zur Hauptversammlung im Frühjahr 2019 in den Ruhestand gehen. Auch Finanzchef Harald Wilhelm will den Konzern dann verlassen. Airbus hatte angekündigt, Enders Nachfolge bis Jahresende zu klären. Das Unternehmen wollte zu den Reuters-Informationen keine Stellung nehmen.

Der aussichtsreichste externe Kandidat für seine Nachfolge, Thales-Chef Patrice Caine, zögert Berichten zufolge, den Rüstungskonzern zu verlassen. Er könnte sich aber von der Regierung in Paris breitschlagen lassen. Bekommt ein Franzose den Job, könnte der künftige Verwaltungsratschef ein Deutscher sein. Traditionell wurden die Posten zwischen den beiden Ländern aufgeteilt, auch wenn die Regierungen in Paris und Berlin ihren Einfluss seit 2013 zurückgefahren haben. Amtsinhaber Denis Ranque tritt 2020 ab.

Flugzeughersteller Airbus bereitet sich auf den Brexit vor. Das Unternehmen erwartet hohe Kosten. Ein Insider berichtet von einem „mittleren dreistelligen Millionenbetrag“.
von Rüdiger Kiani-Kreß

Faury hatte als Produktionschef Fabrice Bregier im Vorstand von Airbus abgelöst, nachdem dieser einen Machtkampf mit Enders verloren hatte. Vorher hatte er die Hubschrauber-Sparte geführt. Der überraschende Abschied von Airbus-Verkaufschef Eric Schulz nach weniger als neun Monaten im Amt habe gezeigt, dass der Verwaltungsrat die Unsicherheit über die künftige Konzernführung rasch beenden müsse, sagte einer der Insider. Schulz wurde auch ein gespanntes Verhältnis zu Faury nachgesagt. Dessen Vorgänger Bregier wird Frankreich-Chef der US-Datenanalyse-Firma Palantir, wie am Freitag bekannt wurde.

Die Herausforderungen für den neuen Airbus-Chef reißen nicht ab. Der A320neo hat weiterhin Triebwerksprobleme, dazu kommen nun Qualitätsprobleme, die eine Montagelinie in Deutschland lahm gelegt haben. Faury habe die Belegschaft kürzlich gewarnt, dass Airbus das Vertrauen der Kunden zu verlieren drohe, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person.

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