Inflation Holz, Metalle, Chemikalien: Erzeugerpreise in Deutschland rasant gestiegen

Metalle waren im Juli durchschnittlich 32,2 Prozent teurer als ein Jahr zuvor. Bei den Stahlpreisen liege das auch an Preissteigerungen für Eisenerzimporte, teilte das Bundesamt mit. Quelle: dpa

Nicht nur die Verbraucherpreise, auch die Erzeugerpreise ziehen im Moment stark an. Zuletzt hatte es 1975 einen derartigen Zuwachs gegeben. Trotz Rohstoffknappheit: Diese Entwicklung überrascht auch Experten.

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Eine starke Nachfrage und Materialmangel haben den Preisauftrieb für deutsche Unternehmen angeheizt. Im Juli stiegen die Preise, die Hersteller für ihre Produkte verlangen, so kräftig wie seit über 46 Jahren nicht mehr. Im Jahresvergleich schnellten die Erzeugerpreise um 10,4 Prozent in die Höhe, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Das war der stärkste Zuwachs seit Januar 1975, als die Preise im Zusammenhang mit der Ölkrise stark stiegen.

Experten wurden von der Stärke des Anstiegs überrascht. Sie hatten im Schnitt mit einer Jahresrate von 9,2 Prozent gerechnet. Im Juni hatte die Rate bei 8,5 Prozent und im Mai bei 7,2 Prozent gelegen. „Die Preiskapriolen bei den Grundstoffen für die deutsche Wirtschaft werden immer heftiger“, erklärte Elmar Völker, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg, die jüngste Entwicklung.

Zum Vormonat erhöhten sich die Erzeugerpreise im Juli um 1,9 Prozent. Preistreiber bleiben Vorleistungsgüter und Energie. Vorleistungsgüter verteuerten sich auf Jahressicht um 15,6 Prozent, Energie war im Schnitt 20,4 Prozent teurer.

Bei den Vorleistungsgütern verwies das Bundesamt vor allem auf Holz und Metalle. Besonders hoch waren die Anstiege gegenüber dem Vorjahr bei Nadelschnittholz. Hier meldete das Bundesamt ein Plus von 111 Prozent. Metalle waren im Durchschnitt insgesamt 32,2 Prozent teurer als ein Jahr zuvor. „Hauptgründe für den starken Anstieg der Stahl- und Holzpreise dürften die hohe Nachfrage im In- und Ausland sowie Probleme bei der Versorgung mit Rohstoffen sein“, teilte das Bundesamt mit. Bei den Stahlpreisen kämen kräftige Preissteigerungen für Eisenerzimporte hinzu.

Wie stark sich der Anstieg der Erzeugerpreise auswirkt, zeigt die Entwicklung in der chemischen Industrie, einer der führenden Branchen der deutschen Wirtschaft. Der Branchenverband VCI hatte in dieser Woche einen kräftigen Anstieg der Chemiekalienpreise im zweiten Quartal gemeldet und begründete dies unter anderem mit gestiegenen Kosten. Nach Einschätzung des Verbands ist in diesem Jahr mit einem Preisanstieg um 6,5 Prozent zu rechnen. Das ist deutlich mehr als bisher veranschlagt.

Die Erzeugerpreise können sich auf die allgemeine Preisentwicklung auswirken, allerdings meist mit Verzögerung. „Je länger der Preisdruck auf den vorgelagerten Stufen derart hoch bleibt, desto mehr steigt die Gefahr, dass dieser auch nachhaltig auf die Konsumentenpreisebene überspringt“, warnte LBBW-Analyst Völker.

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In Deutschland ist die Inflation sprunghaft gestiegen. Im Juli erreichte sie mit 3,8 Prozent den höchsten Stand seit fast 30 Jahren. Viele Ökonomen und auch die Notenbanken sehen das als vorübergehende Erscheinung. Die Erwartung ist, dass sich die Teuerung im kommenden Jahr deutlich abschwächt. Bis dahin könnte sich die Inflationsrate nach Einschätzung von Bundesbankpräsident Jens Weidmann aber zeitweise in Richtung fünf Prozent bewegen.

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